Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 64. Sitzung / Seite 46

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Der Premierminister und der Außenminister Portugals haben den österreichischen Be­hörden bereits zu verstehen gegeben, dass es kein "Business as usual" in den bilatera­len Beziehungen mit einer Regierung unter Beteiligung der FPÖ geben wird.“

Die in der Erklärung angedrohten Maßnahmen wurden von den 14 EU-Mitgliedsstaaten nach der Angelobung der Bundesregierung am 4. Februar 2000 in Kraft gesetzt.

Die für die Österreicherinnen und Österreicher diskriminierenden Sanktionen der EU – 14 stellten einen beispiellosen Eingriff in das demokratische Leben und Selbst­verständnis eines gleichberechtigten Mitgliedsstaates dar. Sie wurden auf den bloßen Verdacht hin beschlossen, dass eine österreichische Bundesregierung gegen die Prin­zipien und Grundwerte der EU verstoßen könnte, stellten eine Vorverurteilung dar und widersprachen jeder rechtsstaatlichen Tradition: denn Beschlüsse gegen einen Mit­gliedsstaat der Union, ohne diesen überhaupt nur angehört zu haben, widersprachen damals wie heute den Grundsätzen der Rechtsstaatlichkeit gem. Art. 6 EU-Vertrag.

Beteuerungen der EU-14, dass sich die sog. „bilateralen Maßnahmen“ nicht auf die Zusammenarbeit in den EU-Gremien auswirken würden, waren keineswegs überzeu­gend. Die zwischenstaatlichen Beziehungen unter den 15 Mitgliedsstaaten lassen sich nicht mehr von der immer engeren multilateralen Zusammenarbeit im Rahmen der EU trennen. Als ein Beispiel dafür sei lediglich auf die Präsentation des Programms des folgenden französischen Ratsvorsitzes verwiesen, wobei allerdings der österreichische Botschafter in Frankreich ausdrücklich ausgeladen wurde.

Es war auch offenkundig, dass die Maßnahmen der EU-14 gegen Österreich negative und höchst bedauerliche Auswirkungen auf die österreichische Bevölkerung hatten. Die Politik der EU-14 hatte teilweise eine antiösterreichische Hysterie ausgelöst, durch die kulturelle, wissenschaftliche, sportliche und zwischenmenschliche Beziehungen in Mitleidenschaft gezogen wurden. Die Absage von Veranstaltungen mit österreichi­schen Künstlern, Beschimpfungen österreichischer Jugendgruppen, der Ausschluss österreichischer Sportler und eine Bombendrohung bei einem Konzert der Wiener Philharmoniker zählten zu den schlimmsten Vorkommnissen.

Die unglaublichen Vorfälle rund um die Eröffnung der EU – Beobachtungsstelle gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, wo ein österreichisches Regierungsmitglied ausdrücklich als unerwünscht erklärt wurde, haben die österreichische Bevölkerung empört.

Die Behauptung von Regierungspolitikern der 14 EU-Staaten, dass die Sanktionen nur die Bundesregierung, nicht aber die österreichische Bevölkerung treffen sollten, ent­sprachen nicht der Realität. Selbst der Erzbischof von Wien, Kardinal Schönborn, be­stätigte in einem Interview in „La Stampa“, dass die Sanktionen „alle Österreicher ohne Unterschied treffen“ würden. Die Trennung zwischen einer demokratisch legitimierten Regierung mit entsprechender parlamentarischer Mehrheit und der österreichischen Bevölkerung war weder theoretisch nachvollziehbar noch wurde sie von den betroffe­nen Österreicherinnen und Österreichern so empfunden. Das Unverständnis und die Empörung über dieses Verhalten der EU-14 wuchs deshalb bei der österreichischen Bevölkerung. Es gab keine Handlungen Österreichs, die mit europäischen Grund­sätzen und Prinzipien in Widerspruch gestanden wären. Hier hatte eine ideologische Vorverurteilung Platz gegriffen, die – wie auch der Herr Bundespräsident bei der Eröffnung der EU-Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit ausgeführt hatte – unter europäischen Partnern beispiellos war.

Auch in den anderen europäischen Staaten – bei den Mitgliedern der EU genauso wie bei den Beitrittskandidaten – stießen die gegen Österreich verfügten Maßnahmen auf immer stärkere Kritik. Die Europa-Idee, auf die sich die Staats- und Regierungschefs der EU-14 immer wieder beriefen, hatte bei den Bürgern Europas Schaden genom-


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite