Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 64. Sitzung / Seite 47

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men, da in allen Ländern nun Sorge vor weiteren vergleichbaren Willkürakten unter Umgehung der demokratischen und rechtsstaatlichen Prinzipien wuchs. So schrieb z.B. die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 14. April 2000:

„Das Ansehen der EU hat in vielen Ländern, vor allem auch in jenen, die noch Mit­glieder werden wollen, gelitten. Denn nach wie vor bestehen massive Zweifel an den hehren Beweggründen des Kreuzzuges gegen Österreich: Mit der präzedenzlosen, die kodifizierten wie auch ungeschriebenen Regeln des Umganges innerhalb der EU missachtenden Einmischung in den demokratischen Willensbildungsprozess eines Mitgliedslandes verletzen die Vierzehn gerade jene europäischen Grundwerte der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit, die sie angeblich schützen wollen.“ Und die FAZ schloss mit dem Satz: „Wenn die EU nicht schweren Zeiten entgegengehen will, muss sie die Sanktionen gegen Österreich aufheben.“

Nur zwei Tage nach einer Konferenz in Stockholm, an der der damalige Bundeskanzler Klima und führende europäische Sozialdemokraten teilgenommen hatten, am 29.01.2000, lagen die ausformulierten angedrohten EU-Sanktionen auf den Tischen der europäischen Staatskanzleien. Eine offizielle Stellungnahme durch Bundeskanzler und SPÖ-Vorsitzenden Klima, die eine klar ablehnende Haltung Österreichs gegenüber den Sanktionen zum Ausdruck gebracht hätte, ließ auf sich warten. Bereits am 31.01.2000 wurde die eingangs zitierte Erklärung der Staats- und Regierungschefs der EU-14 durch den portugiesischen Ratspräsidenten veröffentlicht.

Die nachstehenden Aussagen des ehemaligen SPÖ-EU-Spitzenkandidaten Hans Peter Martin runden das dargestellte Bild ab:

Der damalige Bundeskanzler Klima „hat sich bei mir am Telefon gemeldet und keinen Zweifel daran gelassen, dass er bei der Vorbereitung der Sanktionen voll eingebunden war. Zu mir hat er beschwörend gemeint: Du wirst doch nichts davon sagen!“

„Bei den Sanktionen habe ich Swoboda live erlebt. Das war richtige Schadenfreude. Es ging ihm nicht um Österreich. Es ging immer nur um seine Partei“ , sagt Hans Peter Martin über SPÖ-Spitzenkandidat Swoboda im „Standard“.

In der Folge unterstützten andere maßgebliche Repräsentanten der SPÖ die Sanktio­nen, indem unter anderem festgestellt wurde,

„...dass die Ausrichtung und Philosophie der Reaktion der 14 EU-Staaten auf die Regierungsbeteiligung der FPÖ im Großen und Ganzen richtig waren“ (Swoboda OTS, 22.2.2000)

„...dass sie für die Aktivitäten der Regierungschef Verständnis zeigen, dass ein Ende der Sanktionen nicht absehbar sei“ (Gusenbauer APA, 17.03.2000)

„... und [dass] die Sanktionen noch mindestens ein Jahr lang andauern sollten“ (Gusenbauer APA 22.05.2000).

In diesem Zusammenhang begrüßte etwa der sozialdemokratische EU-Abgeordnete und nunmehrige SPÖ-Spitzenkandidat Hannes Swoboda die damals von den EU-Vier­zehn gegen Österreich verhängten Sanktionen in einem Schreiben vom 16. März 2000 an EU-Parlamentarier, bedankte sich für die ihm entgegengebrachten Zeichen der Freundschaft und der Solidarität und führte in diesem Dankschreiben wörtlich folgen­des aus: „Diese Zeichen sind für uns genauso wichtig, wie die Tatsache, dass die übrigen EU-Regierungen angesichts der Beteiligung der FPÖ an der österreichischen Regierung reagieren mussten.“

Genau in dieses Bild passt auch jene Rede, die Swoboda im Europäischen Parlament zur Regierungsbeteiligung der FPÖ gehalten hat und u.a. folgendes sagte:

 


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