Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 66. Sitzung / Seite 48

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gesetz zustimmen, hat aber dennoch einige Vorbehalte beziehungsweise Vorschläge. Zu einigen Punkten möchte ich kurz Stellung beziehen.

Vorweg, Herr Kollege Wöginger: Ich glaube, wir brauchen nicht gegenseitig auf Bundesländer zu zeigen, in denen es vielleicht eine andere politische Mehrheit gibt. Auch bei uns in der Steiermark, wo die ÖVP die Mehrheit hat, gibt es sehr viele – zu viele! – jugendliche Arbeitslose. Ich glaube, wir sind aufgefordert, hier Rahmen­bedingungen zu schaffen und zu helfen, denn es ist richtig, was Sie sagten: Jeder einzelne Arbeitslose, ob jung oder alt, ist einer zu viel! Es steht ein Familienschicksal dahinter. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Marizzi: Die haben andere Sorgen mit der EStAG!)

Die Situation Jugendlicher auf dem Lehrstellenmarkt spitzt sich leider immer mehr zu. Meine VorrednerInnen haben bereits darauf hingewiesen, das im Jahr 2004 zirka 10 000 Jugendliche auf Maßnahmen aus dem Jugendausbildungs-Sicherungsgesetz angewiesen sein werden. Auf Grund dieser sehr unangenehmen und bereits alarmie­renden Situation müssen daher in Bezug auf die Lehrlingsausbildung von Seiten der Politik raschest greifende Maßnahmen gesetzt werden.

Ich glaube, nicht nur in meinem Bezirk Leoben gibt es zu wenige Lehrstellen, sondern auch in vielen anderen Bezirken und Regionen in Österreich. Viele von Ihnen, liebe Kolleginnen und Kollegen, werden ebenso wie ich wahrscheinlich tagtäglich damit konfrontiert sein, werden von Lehrstellensuchenden aufgesucht, von deren Eltern, Großeltern, Geschwistern angesprochen und um Hilfe gebeten. Leider ist es uns aber vielfach nicht mehr möglich, zu helfen.

Die alarmierende Zahl von Lehrstellensuchenden und diese negative Entwicklung kennt man doch schon seit einigen Monaten. Trotzdem fehlen von Seiten dieser Bundesregierung entsprechend greifende Initiativen und Aktivitäten.

In einem aber, so hoffe ich, sind wir uns alle einig: Die Jugend ist unsere Zukunft. Und auch die heutige Jugend braucht eine entsprechende Zukunft! (Beifall bei der SPÖ.)

In dem Unternehmen, in dem ich tätig bin, in der voestalpine am Standort Donawitz, haben sich in den letzten Monaten über 250 Schulabgängerinnen und Schulabgänger um eine Lehrstelle beworben. Davon können wir gerade einmal 30 Jugendlichen einen Lehrplatz anbieten. 30 von 250 Jugendlichen! (Abg. Marizzi: Ein Skandal!) Der Rest muss verzweifelt weitersuchen, und ein Großteil wird leider wahrscheinlich im Herbst ohne einen Lehrplatz dastehen. (Abg. Marizzi: Ein Skandal ist das!) Diese Situation gibt es sicherlich nicht nur in meinem Heimatbezirk, sondern auch in Ihrem Bezirk oder Ihrer Region, geschätzte Kolleginnen und Kollegen.

Deshalb müssen wir verstärkt und rasch Initiativen für ein entsprechendes Lehr­stellen­angebot setzen. So wie derzeit kann und darf es nicht weitergehen! Wir alle wissen, dass wir in Zukunft bestens ausgebildete Facharbeiter brauchen – dies bestätigt auch eine Studie der Wirtschaftskammer –, nur müssen diese Facharbeiter auch ent­sprechend ausgebildet werden.

Ein angebotener Lehrgang dient zwar kurzfristig als Überbrückung, löst aber das Prob­lem nicht wirklich. Daher gibt es hier nur ein Miteinander von Wirtschaft und Politik.

Derzeit sind die Kosten für die Lehrlingsausbildung in Österreich zwischen den Unter­nehmen meiner Meinung nach ungerecht verteilt. Deshalb sollen jene Betriebe, die keine Lehrlinge ausbilden, so der SPÖ-Vorschlag, in Zukunft einen finanziellen Beitrag in einen Fonds leisten. Dieses Geld sollen dann jene Betriebe bekommen, die Lehr­linge ausbilden. Darüber hinaus sollte der Lehrlingsfonds auch die Motivation der Betriebe steigern, Lehrlinge auszubilden. Und auch die bestehenden Lehrwerkstätten sollten in Zukunft verstärkt für Lehrlingsausbildung genützt werden.

 


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