Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 66. Sitzung / Seite 61

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Wir haben in der Ausschusssitzung schon bekundet, dass wir zum einen sehr bedauert haben, dass Sie bis zum letzten Abdruck gewartet haben, um uns diese Regierungs­vorlage zu übermitteln, und dass zum anderen in der Regierungsvorlage viele unserer Kritikpunkte nicht berücksichtigt worden sind.

Was aber noch viel erstaunlicher ist, ist folgender Umstand: Der Abänderungsantrag, von dem uns angekündigt wurde, dass wir ihn bekommen, und bei dem Kollege Tancsits als Sozialsprecher der ÖVP uns im Ausschuss zugesichert hat, dass wir ihn 24 Stunden vorher, spätestens am Montag, bekommen, und den wir auch erhalten haben, enthält wesentlich mehr Abänderungen, als angekündigt worden ist. Er enthält Teilsanierungen für die Bauern-Sozialversicherung im Bereich der Krankenversiche­rung, Umschichtungen von der Unfallversicherung der Bauern zur Krankenver­siche­rung und Beitragsveränderungen in der Bauern-Krankenversicherung.

Sie haben das, was Sie medial angekündigt haben, nämlich bei der Bauern-Sozial­versicherung Änderungen bis 1. Juli durchführen zu wollen, in einem Abänderungs­antrag eingebracht. Ich finde das sehr, sehr unredlich, muss ich Ihnen sagen, meine Damen und Herren von den Koalitionsparteien, denn eigentlich sollte so etwas in die Begutachtung gehen und nicht in Form eines Abänderungsantrages im Rahmen der zweiten Lesung in dieses Hohe Haus kommen. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich finde es auch gänzlich unverständlich, wenn Sie bei der grundsätzlichen Debatte über die Finanzierung der Krankenversicherungen einen Teil, einen Versicherungs­träger herausnehmen, um Teilsanierungen durchzuführen, und den Rest der Kranken­versicherungen im Regen stehen lassen, was die Finanzierungsaspekte anbelangt.

Bis dato hat die Frau Bundesministerin Rauch-Kallat verschwiegen, wie sie sich das wirklich vorstellt. Wir wissen nach wie vor nicht, welche Konzepte Sie haben, um die Krankenversicherungen finanziell wieder auf gesunde Beine zu stellen.

Das ist wirklich sehr empörend und zeigt eindeutig, dass Sie wieder einmal nur Klien­telpolitik betreiben, dass es Ihnen nicht um das Gesundheitswesen an sich geht, sondern dass Sie einfach nur die Bedürfnisse und Anregungen einer offensichtlich von Ihnen sehr stark geprägten Sozialversicherung berücksichtigen.

Das glaube ich schon, Herr Präsident (in Richtung des Abg. Grillitsch), dass Sie dazu nicken, weil es Ihre Gruppe ist, die Sie da vertreten. Aber können Sie das im Sinne von Solidarität gegenüber allen anderen Versicherten, zum Beispiel ASVG-Versicherten, wirklich so vertreten? (Abg. Grillitsch nickt.)

Glauben Sie, dass das wirklich noch dem Parlamentarismus entspricht? (Abg. Gril­litsch: Ja!) Dann tun Sie mir sehr Leid, denn dann haben Sie ein sehr eingeschränktes Demokratieverständnis. Das möchte ich Ihnen hier schon sagen! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Grillitsch.)

Auf den gesamten Gesundheitsaspekt wird unser Gesundheitssprecher, Kollege Lackner, noch näher eingehen. Ich möchte noch zur ursprünglichen Vorlage ein paar Punkte sagen, Herr Staatssekretär.

Sie sind zwar von einem Jahr auf zwei Jahre vor dem Todeszeitpunkt gegangen, es hat Ihnen aber sogar Frau Ministerin Rauch-Kallat bestätigt, dass das zu wenig ist. Es hat das Justizministerium gesagt: Wenn man schon nur zwei Jahre nimmt, dann muss man aber die besten zwölf Monate nehmen. Auch das haben Sie nicht berücksichtigt! Sie haben Leistungen der Arbeitslosenversicherung, der Krankenversicherung mit Nettobezügen drinnen und nicht mit Brutto beziehungsweise mit der Beitragsbemes­sungsbasis, was wieder eine wesentliche Veränderung beim Einkommensbegriff darstellt. Und Sie haben erstmalig auch die Unfallversicherungsleistungen drinnen. Das


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