Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 66. Sitzung / Seite 125

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Bei diesen Vorwürfen geht es um sehr ernste Dinge, nämlich um eine völlige Vermischung der Verantwortung als Museumsdirektor und von offensichtlich privaten Interessen: Das Privatauto Seipels ist an das Museum verkauft worden. Man hat sich eine sehr fette Gehaltssteigerung in den letzten Jahren genehmigt. Der Museums­direktor bezieht mittlerweile ein Gehalt, das zwischen jenem des Kanzlers und jenem des Vizekanzlers liegt. Außerdem sind noch Nebentätigkeiten als Konsulent für die Ministerin ausgeübt worden. Es wurde eine Sphinx angekauft in der Größenordnung von einigen Millionen Dollar, die aber nicht in der Bilanz aufscheint. Wäre sie nämlich dort aufgeschienen, wäre das KHM konkursreif gewesen. Grabbeigaben, so genannte Figürchen, sind im Sechser-Pack gekauft worden, obwohl das Museum nur vier erwerben wollte – die anderen zwei sind sozusagen privat abgezweigt worden.

Die Buchhaltung wird besser geschützt als so manches Kunstwerk. Der Rechnungshof kritisiert zum Beispiel, dass er es nicht geschafft habe, eine elektronische Übermittlung der Daten die Buchhaltung betreffend zu bekommen, dass er es dann auch nicht geschafft habe im Museum einen Computerplatz zu bekommen, um die Buchhaltung einzusehen, dass er de facto behindert worden sei bei der Prüfung der Rechtmäßigkeit der Buchhaltung.

Und das alles vor dem Hintergrund von mehreren Millionen Euro Steuergeldern, die die Republik der größten Kunstinstitution, Kulturinstitution Österreichs jedes Jahr zur Verfügung stellt!

Wir haben ernste Sorge, dass das Kunsthistorische Museum mit dieser Führung zu einem Selbstbedienungsladen verkommen ist. Seit dem Diebstahl der „Saliera“ drängt sich das Gefühl auf, dass sich die Ministerin – egal, was passiert – hinter diesen Direktor stellt und in keiner Weise hinterfragt, ob das noch angemessen ist, ob das noch verteidigungswürdig ist und ob das in irgendeiner Form noch ihrer Verantwortung als Ministerin entspricht.

Jetzt möchte ich Sie gerne einladen auf eine kleine Selbsterfahrungsreise. Stellen Sie sich vor, Sie haben einen Hammer, einen Meißel und eine Taschenlampe bei sich, und Sie begleiten mich jetzt beim Diebstahl der „Saliera“! Und ich sage Ihnen, jeder und jede von Ihnen hier in diesem Raum hätte es geschafft, die „Saliera“ zu stehlen. (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Wir sind ja keine Diebe!) Ich werde es Ihnen genau erklären und Ihnen auch die Sicherheitsvorschriften anhand dieser geistigen Reise noch einmal vor Augen führen.

Das Kunsthistorische Museum hat zwei Sicherheitssysteme. Eines stammt aus dem Jahr 1985, es handelt sich also um ein altes Sicherheitssystem, das im Wesentlichen aus Überwachungskameras, die Bewegungsmelder sind, besteht; sie reagieren de facto auf Bewegungen. Diese Überwachungskameras sind ganz normal installiert, auch in dem Raum, in dem sich die „Saliera“ befunden hat.

Weiters gibt es moderne Sicherheitssysteme, allerdings nicht in dem Raum, in dem die „Saliera“ gestanden ist, sondern in den großen Schauräumen. Das sind, wie man es auch aus Filmen kennt, quasi „Vorhänge“ vor den Bildern, Ultraschallfilter vor den Kunstwerken. Wenn man hingreift, wird Alarm ausgelöst. Diese Art der Sicherung gibt es allerdings, wie schon gesagt, nicht in dem Raum, in dem die „Saliera“ steht. Dort gibt es neben diesen Bewegungsmeldern – drei Stück in drei Ecken – noch eine Überwachungskamera. Diese schaltet sich allerdings nur ein, wenn Licht eingeschaltet wird. Licht schaltet sich allerdings nicht automatisch ein, wenn der Alarm losgeht, sondern dazu muss der Beamte, der im Haus ist, vom Untergeschoss in den ersten Stock laufen – das sind zwei Stockwerke – und dort die Lichtschalter betätigen. Dann geht das Licht – und die Kamera an.

 


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