Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 66. Sitzung / Seite 131

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verstehen – was ganz offensichtlich bei Herrn Generaldirektor Seipel nicht der Fall zu sein scheint, wenn es um ihn als Generaldirektor geht. Diesbezüglich bin ich schon sehr gespannt auf den Endbericht des Rechnungshofes. Wie das beim Privatmann Seipel ausschaut, das wage ich hier nicht zu beurteilen, das überlasse ich ganz Ihrer Phantasie.

Was Herr Generaldirektor Seipel sehr gut kann, das ist, „auf vielen Kirtagen zu tanzen“. (Abg. Mag. Molterer: Ein Museum zu managen!) Da kann man sagen: Er ist der klassische Typ eines Multifunktionärs, denn wie anders wäre es zu erklären, dass er gleichzeitig Generaldirektor von drei Museen sein kann, nämlich vom Kunsthistori­schen Museum – sozusagen einem Unikum weltweit, auf das wir mehr als stolz sein können –, vom Völkerkundemuseum und vom Theatermuseum. Eigentlich sind das Jobs für drei Leute, aber bitte, er ist ein Multi, vielleicht auch ein Multitalent, jedenfalls ein Multifunktionär. Nebenbei ist Seipel noch ORF-Stiftungsrat, und dann ist er auch noch Uni-Rat. Zufällig ist er Uni-Rat bei einer Hochschule, nämlich bei der Akademie der Bildenden Künste, wo es das Gerücht gibt, dass Herr Generaldirektor Seipel, weil er noch nicht zur Gänze ausgelastet zu sein scheint, auch noch die Gemäldegalerie der Akademie unter seine – ich sage es jetzt ganz höflich – Fittiche bringen will; er hat offensichtlich noch freie Kapazitäten.

Ich möchte diesen Zusammenhang zwischen seiner Bestellung zum Uni-Rat und diesem Gerücht aufzeigen. Ich kann es nicht bestätigen, ich stelle es zur Diskussion. Ich kann nicht einmal die Frau Ministerin fragen, denn sie ist nicht hier. Aber einen solchen Untersuchungsausschuss brauchen wir nicht nur, um die Verantwortung, die Ordnungsmäßigkeit bei der Gebarung und die Geschäftstüchtigkeit des Herrn Gene­raldirektors Seipel zu prüfen, sondern auch deshalb, um das zu hinterfragen, was Frau Bundesministerin Gehrer seit Jahren weiß, um zu untersuchen, warum sie trotzdem nicht gehandelt hat, obwohl sie spätestens durch die parlamentarischen Anfragen der Grünen Kenntnis von diesen Vorwürfen erlangt hat.

Das hat mit dieser ganzen Sache nichts zu tun. Wäre es nicht so traurig, würde man sagen: Dieser Raub der „Saliera“ ist eine Komödienstadl-Geschichte. Nur: Blöderweise ist die „Saliera“ weg! Diese Geschichte ist ja lustig (Abg. Dr. Stummvoll: Lustig ist das nicht!), aber sozusagen ein wesentliches Kulturgut ist uns allen verloren gegangen, denn das gehört ja uns allen und nicht dem Generaldirektor Seipel alleine.

Aber die Frau Ministerin schweigt dazu, schweigt auch zu den Ermittlungsergebnissen, die die Sicherheitsbehörden zutage gefördert haben. Lesen können Sie ja alle in diesem Raum. In diversen Medien können Sie nachlesen, was darüber publiziert wurde.

Wenn Sie meinen, dass das nicht genug Stoff für einen Untersuchungsausschuss ist, dann lesen Sie wahrlich zu wenig Krimis! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeord­neten der SPÖ.)

22.16

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wir kommen nun zur Abstimmung über den Antrag der Abgeordneten Dr. Glawisch­nig, Kolleginnen und Kollegen auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dem ihre Zustimmung geben, dies durch ein Zeichen zu bekunden. – Der Antrag findet nicht die Mehrheit und ist daher abgelehnt.

 


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