Nationalrat, XXII.GPStenographisches Protokoll67. Sitzung / Seite 138

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die Sie haben, den ich sehr schätze, bezeichnet sie als Tagesschulen; Sie sollten ihm besser zuhören! –, und natürlich gibt es in diesen Ländern, die in der PISA-Studie vor uns liegen, durchgehend keine Trennung der Kinder mit dem zehnten Lebensjahr, sondern es gibt eine gemeinsame Schule bis zum 14. oder 15. Lebensjahr, und natürlich gibt es dort auch, Kollege Amon, eine individuelle Förderung. Wenn man auf das Kind individuell eingehen will, dann muss man es nicht in unterschiedliche Schultypen trennen, sondern das Geheimnis erfolgreicher Schulsysteme ist es, dass sie auf die individuellen Stärken und Schwächen der Kinder in einer gemeinsamen Schule eingehen und die Kinder gemeinsam unterrichten. (Abg. Amon schüttelt verneinend den Kopf.) Dieses System hat sich als dem unseren überlegen dargestellt. Das sollten Sie wirklich zur Kenntnis nehmen!

Sie stoßen sich an der Forderung nach Abschaffung der Noten in den Volksschulen. – Sie wissen offensichtlich nicht einmal genau, was an den österreichischen Schulen passiert, denn es gibt schon Hunderte Volksschulen in Österreich, in denen alternative Formen der Leistungsbeurteilung praktiziert werden.

Zum Aufsteigen mit „Nicht genügend“, etwas, das Ihnen an unseren Vorschlägen auch nicht gefällt, wird aus der von der Frau Ministerin eingerichtete Zukunftskommission Folgendes berichtet – ich zitiere wörtlich –:

„Nach Auffassung der Zukunftskommission sind beim Repetieren die Nachteile deutlich größer als die damit erzielten Vorteile.“ – Zitatende. (Abg. Dr. Cap: So schaut’s aus!)

Reden wir auch konkret über die ganztägigen Schulformen! – Sie von ÖVP und FPÖ behaupten, wir möchten solche flächendeckend für ganz Österreich einführen. Die Zukunftskommission schlägt – und das unterstützen wir – einen gesetzlich garantierten Anspruch auf Betreuung vor, wenn Eltern dies wünschen. Wir haben das konkret umzusetzen versucht und gesagt: Wir möchten 100 000 Plätze in den nächsten zehn Jahren schaffen! (Ruf bei der ÖVP: Sie – oder die Eltern?) Wir möchten, dass die Bildungspolitik zusätzlich 100 000 Plätze an ganztägigen Schulformen in den nächsten zehn Jahren schafft. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir haben in Österreich über 1 Million Schülerinnen und Schüler, und wir haben dann mit den vorhandenen rund 150 000 ganztägige Plätze. Vielleicht fängt damit erst die Auswahlmöglichkeit überhaupt an, von der Sie sprechen, denn wenn es nichts gibt, gibt es auch nichts auszuwählen! Da müssen wir zunächst einmal diese Angebote schaffen, damit den Eltern überhaupt geholfen werden kann.

Bleiben wir beim Prozentrechnen! – Ganzflächig wären es 100 Prozent, wir sind da bei 15 Prozent, und ich muss sagen: Wenn wir nach Ihrer Prozentrechnung gingen, dann würden Sie nicht einmal die Mindeststandards bei den neuen Bildungsstandards erreichen.

Aber bleiben wir noch bei den Standards in Mathematik und reden wir von den Stellenplan-Richtlinien! – Hunderte Lehrerinnen und Lehrer werden im heurigen Herbst keine Anstellung mehr bekommen. Die Frage ist: Warum? (Abg. Lentsch: Weil es keine Kinder gibt!)

Kleiden wir das in eine einfache Rechnung, die Sie, Frau Ministerin, dann in die Beispielsammlung für die Standards aufnehmen können!

In Österreich entfallen auf einen Volksschullehrer 12 Schülerinnen und Schüler. Die Regierung beschließt, dass künftig auf einen Lehrer 14 Schülerinnen und Schüler entfallen sollen.

 


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