Nationalrat, XXII.GPStenographisches Protokoll67. Sitzung / Seite 140

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Sie von der SPÖ wollen eine Gesamtschule. – Wir von der ÖVP wollen ein Schulsystem, das auf unterschiedliche Talente, Stärken und Schwächen Jugendlicher Rücksicht nimmt. (Beifall bei der ÖVP.)

Sie von der SPÖ wollen einen Einheitsbrei aller 6- bis 15-Jährigen. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) – Wir von der ÖVP sind der Meinung, dass es gut ist, dass alle Menschen unterschiedlich sind, dass es positiv ist, dass jeder von uns unterschiedliche Stärken und Schwächen hat. (Abg. Dr. Cap: Sie sind ja leistungsfeindlich!)

Stellen Sie sich vor, hier im Parlament würden lauter Menschen sitzen, die alle gleich sind! Das wäre doch langweilig! Es ist doch positiv, Vielfalt zu haben! Das gehört auch entsprechend gefördert! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Frei­heitlichen. – Abg. Dr. Cap: Was haben Sie gegen Leistung?)

Die SPÖ will für alle Kinder die gleiche Ausbildung – unabhängig davon, welche Talente, welche Fähigkeiten und welche Neigungen sie haben. (Anhaltende Zwischen­rufe bei der SPÖ.)

Ich würde Ihnen raten: Akzeptieren Sie endlich, dass das Kind und das Individuum im Mittelpunkt stehen muss – und nicht ein ideologisches Konzept, dass Sie seit 40 Jahren umzusetzen versuchen, das aber erst recht nicht funktioniert! (Neuerliche Zwischenrufe bei der SPÖ.)

In Wien gibt es den Beweis dafür: Da sind die Hauptschulen vernachlässigt worden, die AHS-Unterstufen gehen über – und all das nur deshalb, weil Sie von der SPÖ parteipolitische Interessen in den Vordergrund stellen und das Kind nicht entsprechend würdigen! – Ich glaube, dass das ein großer Fehler ist! (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Zum Thema „Jugendarbeitslosigkeit“, das hier angeschnitten wurde, kann ich Ihnen sagen, dass das differenzierte Schulsystem in Österreich einen gut Teil dazu beiträgt, dass wir in Österreich EU-weit gesehen die niedrigste Jugendarbeitslosigkeit haben.

Wir fördern Projekte, um die Lehre attraktiver zu machen. Stichwort: „Karriere mit Lehre“. Dabei geht es auch darum, den Mädchen den Zugang zu technischen Berufen zu erleichtern, oder auch darum, die Imagefrage in den Vordergrund zu stellen, oder etwa darum, Anreize für Unternehmen zu schaffen, etwa in Form der Lehrlingsprämie, die nachhaltig und auch beweisbar eine Verbesserung der Lehrlingssituation gebracht hat. – Wir können auf dieses duale Ausbildungssystem doch stolz sein!!

Was Finnland betrifft, das immer als Vorbild herangezogen wird und wo übrigens natürlich auch das differenzierte Schulsystem vorherrscht, hat Kollege Niederwieser vergessen, zu sagen, dass Finnland, das ,wie gesagt, so gerne als Vorbild hingestellt wird, bei der Jugendarbeitslosigkeit nicht so gut abschneidet. Da trauen Sie sich nicht dasselbe Beispiel zu bringen, denn die Jugendarbeitslosigkeit in Finnland ist dreimal so hoch wie in Österreich. (Beifall bei der ÖVP.)

Was Sie hier betreiben, ist eine Politik der alten Hüte, eine Politik der Realitäts­verweigerung! (Abg. Dr. Niederwieser: Das gilt dann auch für die Zukunftskom­mission!)

Ich appelliere an Sie von der SPÖ, endlich einmal einzusehen, dass Sie sich zu Qualität, Leistung und Vielfalt bekennen sollen! (Abg. Dr. Cap: Was haben Sie gegen Leistung?)

Ich würde mir wirklich wünschen, dass Sie endlich auch einsehen, dass jedes Kind das Recht auf Vielfalt hat, ein Anrecht darauf, eine entsprechende Ausbildung zu bekommen! (Abg. Dr. Cap: Was haben Sie gegen Leistung?)

 


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