weniger Lehrer und Lehrerinnen, die sich in immer größer werdenden Klassen mit immer mehr Schwierigkeiten herumschlagen müssen – so schaut nämlich der Alltag aus –, die dafür immer weniger an Rückenstärkung Ihrerseits bekommen, die dafür keinen Anspruch auf Supervision haben, die dafür zum Teil sehr wenig Möglichkeiten an qualitativ wirklich guter Fortbildung haben.
Sie, Frau Bundesministerin, sprechen immer von Qualität. Es muss Ihnen klar sein, dass Qualität auch Geld kostet, weil das ehrenamtliche Engagement seine Grenzen hat. Engagierte Lehrerinnen und Lehrer, die weit über das Maß hinaus arbeiten, für das sie derzeit bezahlt werden, können nicht auf Dauer nur sozusagen aus ihrem ehrenamtlichen Engagement, aus ihrem Idealismus heraus arbeiten. Sie brauchen eine leistungsgerechte Entlohnung, sie brauchen klare, transparente Richtlinien, was die Beförderungen und auch was die Leitungsbestellungen an den Schulen betrifft, sie brauchen eine Stärkung des Weiterbildungssystems. Es gäbe eine ganze Reihe von Maßnahmen, die Sie setzen könnten, wenn Sie wollten, um den Lehrerinnen und Lehrern wirklich den Rücken zu stärken und sie in ihrer Arbeit, in einer qualitativ guten Arbeit zu ermutigen.
Kollege Amon hat gesagt, es geht nicht um ein ideologisches Konzept, sondern es geht darum, wie wir die beste Bildung unserer Kinder erreichen. Da gebe ich ihm durchaus Recht. Aber ich weiß nicht, Herr Kollege Amon, ob Sie es als „optimales Bildungskonzept“ sehen, wenn derzeit in Klassen von bis zu 36 Schülerinnen und Schülern ein Schulalltag von sechs, sieben Unterrichtsstunden in einer Wurst, ohne Absprache der Fächer untereinander, stattfindet.
Ich finde es ganz, ganz schade, dass es in Österreich nicht möglich ist, grundsätzlich einmal Visionen über eine andere Art von Bildung zu entwickeln. Wir alle wissen, dass dieses Aneinanderreihen von Stunden, die die Kinder und Jugendlichen sitzend in den Bänken verbringen, bei Gott nicht die optimale Bildungsmöglichkeit ist, die es gäbe. Wir wissen von wissenschaftlichen Untersuchungen, dass die Aufteilung zwischen Unterricht, Freizeit, Lern- und Spielphasen genau das Richtige wäre, um möglichst viel an Inhalten mitnehmen zu können. Das bieten wir unseren Kindern überhaupt nicht.
Wenn man solche Visionen und solche Konzepte anspricht, dann heißt Ihre Antwort nur: Ähh? Ganztagsschule? Weg damit! – Das ist Ihre Antwort darauf. (Zwischenrufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Neudeck: Wie schreibt man das?) Das ist jetzt symptomatisch: Sie wollen wissen, wie man das schreibt. Hören Sie lieber, was ich sage! Das ist gescheiter. Es geht um etwas Wichtiges. Es geht um eine Vision. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ. – Abg. Großruck: Sie reden nur fürs Protokoll!)
Ich würde mir wünschen, dass Sie einfach einmal diesen Schritt zur Seite machen und schauen: Was könnte Bildung in Österreich heißen und was bedeutet sie derzeit? Ich weiß nicht, welche Bildungsgeschichte Sie hinter sich haben, aber denken Sie einmal zurück an verschiedene Fächer. Es ist manchmal erschütternd, wenn man sich das vorstellt: Acht Jahre Geschichtsunterricht, acht Jahre Geographieunterricht oder vier Jahre Englischunterricht – und was ist hängen geblieben?
Da stellt sich die Frage: War das alles? War das das bestmögliche Ergebnis meiner Bildungslaufbahn? Und ich sage Ihnen: Nein. Wir alle könnten eine ganz andere Art von Bildung, von Zugang zu Wissen haben, wenn wir eine andere Art von Ausbildung hätten. Es ist schade, dass es nicht möglich ist, von so einem Ausgangspunkt weg miteinander zu diskutieren.
Sie selbst sprechen immer wieder die Hauptschulen auf dem Land an: Das ist ja noch was! – Ich bitte Sie, zu überlegen, was die Hauptschulen auf dem Land sind. Der Bregenzer Wald hat bis vor kurzem noch die Situation gehabt, dass es nur Hauptschulen gegeben hat. Das heißt, die Hauptschulen waren de facto Gesamt-
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