Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 73. Sitzung / Seite 157

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Zu Wort gemeldet ist als Erster Herr Abgeordneter Broukal. Wunschredezeit: 6 Minuten. – Herr Kollege, Sie sind am Wort.

 


16.36

Abgeordneter Josef Broukal (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Herr Staatssekretär! Meine Damen und Herren! Der Verfassungsgerichtshof hat Ende Jänner 2004 Teile des Universitätsgesetzes 2002 aufgehoben, und zwar auf Antrag der sozialdemokratischen Nationalratsfraktion. Die heute von Frau Dr. Brinek und Frau Dr. Bleckmann vorgelegten Änderungen sanieren diese Verfassungswidrigkeiten. Die Universitäten sind demnach beim Streit um Geldmittel in Zukunft nicht mehr letzt­endlich dem Urteil des Bildungsministeriums unterworfen. Sie können zu Gericht gehen, wie das unserer Rechtsordnung entspricht. In diesem Sinne: Danke für diese Änderung!

Wir von der SPÖ haben derzeit eine zweite Verfassungsklage laufen, die Sie mit einer Änderung, die Sie heute hier einbringen, vorbeugend in unserem Sinn klar- und richtig stellen. Vielen Dank dafür! Das nächste Mal vielleicht schon, bevor wir zum Verfas­sungsgerichtshof gehen. (Zwischenbemerkung von Bundesministerin Gehrer.)

Frau Bundesministerin, auf diese Stelle weisen wir seit zwei Jahren hin! Also an Warnungen hat es nicht gefehlt. Erst das Einbringen der Klage hat dann in Ihren Fraktionen zu einer Änderung der Meinung geführt.

Wir haben jetzt fast ein halbes Jahr lang – zumindest hier im Saal – über die Univer­sitäten und über ihre Lage nicht gesprochen, und ich möchte diese Gelegenheit nützen, mich mit Ihnen über dieses Thema auszutauschen.

Punkt 1. Immer noch die finanzielle Lage der Universitäten.

Das „Horrorjahr“ 2003 liegt zum Glück hinter uns, die Unis haben überlebt, aber sie leiden heute noch an den Folgen. Für dieses Jahr sind den Universitäten 6 Prozent mehr Mittel versprochen worden, bis jetzt kommen die Teilbeträge auch wie geplant, und zwei große Universitäten haben besondere Steigerungen zu verzeichnen: die Wirtschaftsuniversität Wien 16 Prozent, die Hauptuniversität Wien 11 Prozent.

Das ist insofern überraschend – ich kann es mir nicht verkneifen, das zu sagen –, als Sie uns letztes Jahr immer erklärt haben, die Dotierung 2003 sei knapp, aber aus­reichend. Mit der großzügigen Höherdotierung heute gestehen Sie uns rückblickend ein, dass Sie letztes Jahr wirklich versucht haben, zu schauen, wie lang man auf den Balken drücken kann, bis er bricht. Aber besser spät als nie! (Beifall bei der SPÖ.)

Sind mit diesen plus 6 Prozent, über alle Universitäten gesehen, die Sorgen der Universitäten vorbei, sind die Finanzprobleme gelöst? – Wer auch nur ein wenig mit Rektoren, Professoren oder AssistenzprofessorInnen darüber spricht, wer mit der Hochschülerschaft darüber spricht, der kommt zu der begründeten Ansicht: Nein! Es ist ein wenig Frischluftzufuhr, es ist eine Atempause, aber es ist nach wie vor zu wenig Geld da.

Kollege Grünewald und ich haben vor einem Jahr auf Grund begründeter Recherchen an den Universitäten ein Soforthilfepaket von 100 Millionen € gefordert. Als ich vor zwei Tagen mit Rektor Winckler darüber gesprochen habe, meinte er, 200 Millionen € seien eigentlich angemessener, und er verwies darauf, dass insbesondere im Bereich der Gebäudesanierung, wo durch die Privatisierung der Universitäten auf die Unis große Aufgaben im Arbeitnehmerschutzbereich und im Bereich der Ausstattung der Labors, zukommen, ein enormer Bedarf an zusätzlicher Finanzierung gegeben sei. – Wer Weltklasse-Universitäten will, muss auch Weltklasse-Labors finanzieren.

 


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