Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 75. Sitzung / Seite 21

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beteiligungen aufgetreten. Die SPÖ hat insbesondere für die Infrastrukturunternehmen die Schaffung einer Beteiligungsholding vorgeschlagen, die für die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Österreich und damit für alle Österreicherinnen und Österreicher von besonderer Bedeutung sind.

Die SPÖ ist auch immer gegen eine Politik der überhasteten Schritte der Bundes­regierung aufgetreten, die in vielen Bereichen zu unerwünschten Ergebnissen mit schweren inhaltlichen und verfassungsrechtlichen Mängeln geführt hat – siehe Pen­sionskürzungen, Unfallrenten, Sozialversicherung und vieles mehr.

Nun steht Österreich nach den Fehlleistungen der schwarzblauen Privatisierungspolitik bei voestalpine, VA-Tech und Post mit einem weiteren Debakel bei der Telekom Austria (TA) da. Es verfestigt sich der Eindruck, dass die Regierung ihre eigenen – nach Ansicht der SPÖ falschen – wirtschaftspolitischen Ansätze nicht richtig umsetzen kann. Es verfestigt sich auch der Eindruck, dass die Regierung für die ÖIAG-Betriebe über kein schlüssiges Konzept für deren weitere gedeihliche Entwicklung verfügt.

Schaden für den Finanzplatz

Dem österreichischen Finanzmarkt und der Wiener Börse entstand ein schwerer Vertrauensschaden durch eine verfehlte Informationspolitik nach dem Scheitern der Gespräche mit der swisscom. Die Telekom-Aktie wurde zu spät aus dem Handel genommen und die Marktteilnehmer waren offensichtlich asymmetrisch informiert. Damit wurde es einigen offensichtlichen Insidern ermöglicht, in letzter Sekunde Geschäfte zum Nachteil anderer Marktteilnehmer, vor allem aber der Kleinanleger, durchzuführen.

Dass es in einem entwickelten Kapitalmarkt in einer derartigen Situation kurz vor Aussetzen des Handels der TA-Aktie und eines 20%igen Kursverlustes noch möglich war, an der Wiener Börse rund 550.000 TA-Aktien zum höheren Niveau von rund 14 Euro in den Markt an zu diesem Zeitpunkt noch gutgläubige Käufer abzugeben, ist ein Skandal für sich. Dass der Handel schließlich wegen hoher Schwankungen und nicht etwa deshalb ausgesetzt wurde, weil das wegen eines zu erwartenden Kurs­sturzes von der ÖIAG oder der TA beantragt worden wäre, rundet das Bild eines kopflosen Krisenmanagements ab.

Extrem aufklärungsbedürftig sind auch die Vorgänge an der Wiener Börse zwei Tage vor dem Platzen der Verkaufsgespräche mit der swisscom. Am 17. und 18. August wurden an der Terminbörse Ötob so viele Telekom-Put-Optionen (Spekulation auf fallenden Aktienkurs) gehandelt wie noch nie, rund 15mal so viel wie üblich. Nach dem Kurssturz der TA-Aktie waren die Optionen nur zwei Tage später in ihrem Wert um 800 Prozent gestiegen. Es drängt sich der Verdacht auf, dass Insider ihr Wissen zu Geld gemacht haben.

Aufklärungsbedürftig ist aber auch, inwieweit Insider bereits zu einem früheren Zeit­punkt eingestiegen sind und auch vom Kursanstieg der TA-Aktie in den letzten Wochen und Monaten seit Beginn ernsthafter Verkaufsgespräche mit der swisscom profitiert haben.

Auch wenn die Finanzmarktaufsicht in dieser Angelegenheit zumindest teilweise bereits ermittelt, wird dieser Vertrauensschaden international nur sehr schwer wieder gut gemacht werden können. Es ist alles daran zu setzen, die Urheber dieser Trans­aktionen, die meist über Treuhänder und ausländische, sog. Off-shore-Konten getätigt werden, ihrer Strafe – bis zu zwei Jahre Haft – zuzuführen.

Schaden für die Anleger

 


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