Nationalrat, XXII.GPStenographisches Protokoll76. Sitzung / Seite 178

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haben. Auch wenn das jetzt nur eine symbolische Frage ist, so zeigt sie doch, dass Frauen es geschafft haben, sich von ihrer traditionellen Rolle zu verabschieden, zu emanzipieren und auch – ich sage einmal – die andere Rolle oder den anderen Teil der Welt anzunehmen und sich die Hosen anzuziehen. Das haben wir Männer noch nicht geschafft.

Vielleicht liegt es auch daran, dass es auf den ersten Blick etwas attraktiver erscheint, die Rolle des Mannes in der Gesellschaft anzunehmen – also die große weite Welt –, und dass es für die männliche Seite ein bisschen weniger attraktiv erscheint, aus der Erwachsenenwelt, aus der großen Welt zurück in die Familie zu kommen. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen: Das stimmt nicht, es zahlt sich sehr wohl aus. Und es wäre auch schön, wenn das mehr Männer machen würden und auch mehr Männer erkennen würden, dass dieser Teil der Welt genauso lebens- und liebenswert ist wie jener, in dem die Männer traditionell leben.

Ich verstehe auch, dass viele Frauen sagen, dass sie nicht warten wollen, bis sich die Männer emanzipieren. Die Emanzipation der Frau ist ja nicht von heute auf morgen passiert, sondern das dauerte über 100 Jahre. Dass Frauen heute sagen, sie wollen nicht noch einmal 100 Jahre warten, bis sich die Männer auch von ihrer Rolle emanzi­pieren, verstehe ich.

Das führt uns zu einem der Knackpunkte der Enquete, nämlich dass einer der Gründe für das von allen beklagte „mangelnde Kinderkriegen“ in Österreich ist, dass es eine schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Familie gibt. Dazu gibt es drei Ansätze, wie man das verbessern könnte, die im Moment noch sehr wenig beziehungsweise von der jetzigen Regierung leider gar nicht gesehen werden. Ich habe den Eindruck, dass das ein bisschen aus ideologischen Gründen passiert.

Der erste Ansatz ist der Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen. Die Programme, die Ende der neunziger Jahre auf Bundesebene ins Leben gerufen wurden, haben Sie sehr stark zurückgefahren.

Der zweite Ansatz ist das Recht auf Teilzeitarbeit. Das sehen wir als wichtig an für alle Frauen – und Männer natürlich – und nicht nur für 23 Prozent.

Der dritte Ansatz betrifft etwas, was Sie erst vor kurzem hier abgelehnt haben. Das war der Vorschlag des Papa-Monats, also die Möglichkeit für Väter, die ersten vier Wochen nach der Geburt des Kindes zu Hause zu sein, um vom ersten Tag an eine Beziehung, auch eine pflegerische Beziehung zum Kind aufbauen zu können – und nicht nur eine Spielbeziehung oder eine „Guten-Abend- und Gute-Nacht-Beziehung“. (Präsident Dr. Khol übernimmt wieder den Vorsitz.)

Leider sind Sie unseren Vorschlägen hiezu nicht gefolgt. Wir werden trotzdem am Ball bleiben und diesen Punkt weiter einbringen – auch aus dem Grund, weil gerade jene Länder, die diese Maßnahmen auf Recht auf Teilzeitarbeit, auf einen wirklichen Papa-Monat und nicht nur auf einen finanziellen Bonus für das Zuhausebleiben haben, jene Länder in Europa sind, die die höchste Quote bei der Fortpflanzung haben, nämlich knapp zwei Kinder pro Frau im Vergleich zu 1,3 Kindern in Österreich. Ich denke dabei an Schweden und Frankreich, welche genau jene Länder sind, die auch diese Maß­nahmen setzen.

Ganz zum Schluss wollte ich noch eine tatsächliche Berichtigung anbringen. Ich habe bei der Enquete gemeint, dass von den sieben oder acht Rednerinnen der ÖVP nur Kollegin Fuhrmann ohne Polemik ausgekommen ist. Ich habe das Protokoll jetzt noch­mals durchgelesen und muss Frau Kollegin Riener auch noch als nicht polemisch ein­schließen. Bei den anderen bleibt es so. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

 


20.01

 


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