Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 78. Sitzung / Seite 56

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Regierungsbank sitzen sollte. Herr Staatssekretär Finz wollte gerade gehen, aber dann hat er gesehen, dass dann die Regierungsbank völlig leer wäre. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das jetzt ein Dauerzustand ist, und nehme an, der Minister wird (Ruf bei der ÖVP: Wird geholt!) jetzt geholt. – Gut.

Zur Tagesordnung. – Sie wissen, dass 90 Prozent der österreichischen Bevölkerung Gentechnik bei Lebensmitteln grundsätzlich ablehnen, dass es da heftige Kritik gibt, große Sensibilität, und die Gefahren für Konsumenten, Produzenten und Umwelt sind daher ein relevanter und ganz entscheidender Tatbestand.

Dieses neue Gentechnikgesetz öffnet jetzt allerdings dem Einsatz von gentechnisch veränderten Sorten und letztlich damit Lebensmitteln Tür und Tor. Und im Übrigen sind wir meilenweit davon entfernt, dass es hier einen Vier-Parteien-Entschließungsantrag gibt. (Demonstrativer Beifall des Abg. Grillitsch.) Das sei einmal dazu festgehalten.

Ich komme zu einem weiteren Punkt. Wir haben die öffentliche Ankündigung gehört, dass hier überhaupt gleich eine Generaldebatte zur Umweltpolitik stattfinden soll, und die Grünen möchten das auch noch mit einem Misstrauensantrag verbinden. Ich möchte daher auch die sozialdemokratische Position dazu ein wenig darstellen.

Wenn man sich die Liste dessen ansieht, wofür der auch Umweltminister, sage ich jetzt – und die Betonung liegt auf dem Wort „auch“ in diesem Fall –, steht, dann stellt sich schon die Frage, inwieweit hier nicht auch massive Kritik anzubringen ist. Ob das die Frage der Liberalisierung des Wassers ist im Zuge der auf der WTO-Ebene zu verhandelnden Materie oder andere Dinge, es stellt sich schon die Frage, ob da nicht doch mehr Widerstand seitens des Ministeriums entgegengesetzt werden könnte, größere Einflussnahme auf die Haltung der Europäischen Kommission ausgeübt werden könnte. (Abg. Mag. Molterer: Der Cap tut sich sehr schwer!)

Das gilt auch für die Frage des Aufbaues einer Anti-Atompolitik, wo sogar Ungarn uns neuerdings angeboten hat, als Bündnispartner zur Verfügung zu stehen. Wir können davon ausgehen, dass der Melker Prozess im Prinzip gescheitert ist. 70 Pannen waren in Temelín bislang erkennbar, und trotzdem soll jetzt die endgültige Betriebs­genehmigung erteilt werden!

Wir üben auch Kritik bezüglich der Umsetzung oder Erfüllung der Kyoto-Ziele. Wir sind der Auffassung, dass Österreich weiter denn je davon entfernt ist. Das Ziel, bis 2010 13 Prozent weniger CO2-Emissionen gegenüber 1990 anzustreben, ist nicht wirklich erreichbar, weil zu wenig dafür getan wird.

Es liegt uns auch kein ausfinanzierter, mit den Bundesländern verhandelter neuer Klimaschutzplan vor. Es ist Säumigkeit festzustellen bezüglich eines Althaussanie­rungsprogramms; auch ein solches wäre natürlich im Interesse der Umwelt.

Kritik gibt es grundsätzlich im Bereich der Verkehrspolitik anzumerken, wo die CO2-Emissionen am stärksten anwachsen.

Wir haben heute im Rahmen dieser Selbstlob-Orgie des Finanzministers, der da mit zwei Kilo Weihrauch bei seiner Budgetrede aufmarschiert ist, auch das Stichwort Bundesbahn, ÖBB, vernommen. Wir sagen, dass mit der Kürzung der Bahninves­titionen, mit dem personalpolitischen Herumfuhrwerken kein positiver Beitrag geleistet wurde.

Es gibt also eine Reihe von Kritikpunkten, bis hin dazu, dass wir erkennen müssen, dass Umweltschutzförderungsmittel eher zur Aufdoppelung der Agrarförderung ver­wendet werden, als dass der Umweltschutz im Mittelpunkt stünde.

Anders sehen wir das beim Ökostromgesetz. Diesbezüglich sind wir der Auffassung, dass sich da sehr wohl eine kleine Gruppe „goldene Nasen“ verdienen möchte, dass


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