Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 79. Sitzung / Seite 184

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mittag ist wieder weit vorgeschritten, aber die Konzentration ist, wie ich sehe, ungebro­chen. Ich bitte Sie, noch einmal zuzuhören – zuzuhören, wenn es um die Zustände im Kulturland Österreich geht.

Es tut mir ehrlich Leid, aber wir müssen uns leider noch einmal mit dieser unappetit­lichen Geschichte im Kunsthistorischen Museum befassen. Dieses Mal bitte ich Sie, einer Kontrolle zuzustimmen. Es ist doch eine der wichtigen Aufgaben des Parlaments, zu kontrollieren – und das ist sicher keine „Kampagne“, Frau Wolfmayr. Wir haben ein­fach die Verpflichtung, dort, wo Dinge im Argen liegen, einzugreifen. Mittlerweile spricht ganz Österreich davon, dass da – was wir Grüne eigentlich schon lange geahnt haben – irgendetwas nicht stimmen kann, dass irgendetwas im Kunsthistorischen Museum nicht in Ordnung ist, dass Misswirtschaft herrscht, vielleicht sogar Sodom und Gomorrha.

Ich kann Ihnen versichern, da verstehe ich wirklich nicht, dass Ministerin Gehrer über­haupt nicht tätig wird und dass sie nichts unternommen hat, nachdem wir bereits über hundert parlamentarische Anfragen an sie gerichtet haben (Abg. Scheibner: Da würde ich auch nichts mehr sagen, wenn Sie hundert Mal fragen!) und letzten Endes, nach­dem auch die ersten Veröffentlichungen zum Rohbericht über den „Standard“ und die „Presse“ bekannt geworden sind, im Juni einen Untersuchungsausschuss verlangt haben. – Mittlerweile sind fünf Monate vergangen, und es ist überhaupt nichts gesche­hen!

Bundesministerin Gehrer hätte ja dem Geschäftsführer und Generaldirektor einen kauf­männischen Geschäftsführer an die Seite stellen können, der zumindest präventiv ver­hindert hätte, dass weitere Dinge passieren, die so ähnlich sein könnten wie die Dinge, die schon passiert sind, nämlich dass zum Beispiel ein privater PKW ans Museum ver­kauft worden ist. Das heißt, Seipel hat seinen eigene Personenkraftwagen, wie Sie ja wissen, ans Museum verkauft – und das hat er in der Zwischenzeit auch zugegeben. So etwas muss doch nicht unbedingt sein!

Oder diese leidige Geschichte mit der Sphinx um 3,8 Millionen €, die er bei irgendei­nem kleinen Händler in Mallorca gekauft hat: Ein Händler, der einen jährlichen Umsatz von 50 000 € hat, meine Damen und Herren, verkauft dem Direktor oder dem Kunst­historischen Museum eine Sphinx um 3,8 Millionen € – und der Direktor führt diese Sphinx nicht, wie alle glauben, mit dem „Kunsttrans“, also mit einem professionellen Kunsttransport, nach Wien, sondern mit einem privaten PKW, und er lässt diese Sphinx nicht einmal versichern. Da frage ich mich: Woher kommt so eine Sphinx wirklich? Das würde mich interessieren: Stehen die irgendwo am Meer herum, so ähnlich wie irgendwelche „Salieras“? – Das sind ja Exponate, die es nur ganz selten gibt, daher ist das äußerst mysteriös. (Abg. Scheibner: Herr Kollege, stellen Sie den Antrag ...!) So etwas kann ein Rechnungshofbericht einfach nicht nachvollziehen, da muss das Parlament tätig werden.

Seit kurzem wissen wir noch mehr. Wir wissen, dass Direktor Seipel überhaupt kein inneres Controlling zulässt. Wenn jemand 400 Angestellte in seinem Betrieb hat und jahrelang keine Personalleitung braucht (Abg. Scheibner: Frau Kollegin Glawischnig hat das plastischer dargestellt, mit Hammer und Taschenlampe!), zwei Jahre nieman­den für die Verwaltung braucht (Abg. Scheibner: Das war besser! Das merken wir uns heute noch!), keine Innenrevision, wenn jedes Jahr ein anderer Finanzmanager da ist, dieser also ständig gewechselt wird, entlassen wird, dann ist es natürlich sehr leicht, mysteriöse Kaufgeschäfte zu verbergen, wie sie der Rohbericht des Rechnungshofs ja mehrfach aufzeigt.

Das sind Dinge, die sich im Nachhinein einfach nicht mehr korrigieren lassen. Darauf brauchen wir überhaupt nicht zu spekulieren. Deshalb braucht die Ministerin meiner


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