Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 83. Sitzung / Seite 29

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

aber sehr wohl diese zwei Konjunkturentlastungspakete sowie die Steuerreform. Hätten wir diese beiden Maßnahmen nicht gesetzt, dann hätten wir im nächsten Jahr ein Defizit von nicht einmal einem halben Prozent, und im Jahr 2006 hätten wir sogar einen Überschuss – und das trotz der schlechten Konjunktur der Vorjahre!

Wenn man helles Scheinwerferlicht, Puder und Schminke nicht einsetzt beziehungs­weise auf der anderen Seite nicht alles schwarz malt – wie das beispielsweise Abgeordneter Gusenbauer gemacht hat –, dann kommt man doch zu einem relativ entspannten und einem vernünftigen Bild der österreichischen Wirtschaft sowie der österreichischen Gesellschaft. Wir sind vielleicht nicht so gut, wie wir uns alle gerne sähen, aber insgesamt sind wir auch nicht schlecht unterwegs.

In Deutschland gibt es – mit ganz anderen Problemen, Wiedervereinigung und so weiter, das weiß ich schon – ein Budgetdefizit von fast 4 Prozent; in Frankreich auch fast 4 Prozent; Italien ist weit über dem EU-Grenzwert, ebenso Griechenland und Portugal. Wir in Österreich sind, und zwar eigentlich bei fast allen Dingen, relativ gut unterwegs.

Jetzt bringe ich ein Zitat von jemandem, der völlig unverdächtig ist, der uns übrigens früher auch schon hart kritisiert hat, nämlich der Internationale Währungsfonds, der im August dieses Jahres schrieb: Österreich ist quasi „the showcase for economic reforms“, ein Vorbild für Wirtschaftsreformen also. Österreich ragt da heraus aus den europäischen Ländern. (Beifall bei der ÖVP.)

Zitat: achieving both: tax cuts and a reduction in the fiscal deficit! – Und das ist, glaube ich, nicht so schlecht, wenn uns das eine objektive internationale Agentur, eine Institution, der Internationale Währungsfonds eben, bestätigt – und auch gleichzeitig dazusagt: Erlahmt nicht bei euren Reformanstrengungen!

Übrigens: Göran Persson, der schwedische Ministerpräsident, meinte bei einer Abend­diskussion im Europäischen Rat, die hoch interessant war: Der gefährlichste Tag in der Wirtschaftspolitik ist der Tag, an dem du die Fiskalziele voll erreicht hast, denn ab dem Tag beginnen die Dämme wiederum zu brechen, die Schleusen werden geöffnet!

Die wichtigste Entscheidung in Schweden war es, so Persson, in der guten Zeit sozusagen die Grenzen so eng zu ziehen, dass nie mehr durch künftige Budgets die zulässigen Grenzen der Verschuldung überschritten werden können. – Das halte ich schon für einen sehr klugen Satz des schwedischen Ministerpräsidenten.

Oder denken Sie etwa an den deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder, der über die objektiven Schwierigkeiten einer Reformpolitik in etablierten Ländern gesprochen hat, mit einem hohen Sozialniveau eben, in denen das anders ist als etwa in Polen oder der Slowakei, in den so genannten emerging countries. Gerhard Schröder hat sehr ehrlich darüber gesprochen, wie schwierig es ist, wenn man beispielsweise im Gesundheitssystem 25 Milliarden € aus der Solidarfinanzierung, über Beiträge, heraus­nimmt und in die Eigenverantwortung der Patienten und der Versicherten legt.

Überlegen Sie einmal, meine Damen und Herren, was das heißt! Das ist jetzt wirklich nicht die billige Retourkutsche, so nach dem Motto: Seht her, was die machen und wie gut wir sind, was die alles anstellen und was wir vermieden haben!, sondern das gehört doch zur Notwendigkeit einer ehrlichen Auseinandersetzung, was in Zeiten wie diesen notwendig ist, damit wir die Weichen so stellen, um eben in fünf oder zehn Jahren genauso erfolgreich wie heute zu sein. Das ist doch die eigentliche Herausforderung! Und das reicht weit über einen möglichen Parteienstreit hinaus.

Zur Frage Finanzausgleich. In Wirklichkeit geht es darum, dass wir 300 Milliarden € an Steuern, Einnahmen und Finanzströmen im Gesundheitssystem gerecht über Ge­bietskörperschaften, Spitäler, Sozialversicherungseinrichtungen und Gesundheits­kas-


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite