Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 83. Sitzung / Seite 177

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Wir bauen in Tirol die Unterinntaltrasse, über die Sie zufällig im „trend“ einen Artikel gelesen haben. Ich lade Sie wirklich ein, nach Tirol zu kommen und sich dort einmal mit den Menschen, vor allem mit jenen, die das Projekt betreiben, zu unterhalten, um sich als Verkehrssprecherin einen halbwegs vernünftigen Informationsstand anzueig­nen. Eine Hochleistungstrasse hat bestimmte Voraussetzungen. Dazu gehören Min­destradien von eineinhalb Kilometern und ganz geringe Steigungen, denn auf einer Schiene kann man nicht wie auf einer Straße über kleine Mugel fahren. Das hat zur Folge, dass wir in dem derart dicht besiedelten Raum des Unterinntales auf Grund der großen Radien immer wieder in die Berge hineinfahren müssen, denn das Tal ist nämlich nirgendwo an den richtigen Stellen drei Kilometer breit, oder wir müssten, um diese Strecke als Hochleistungsstrecke zu bauen, ganze Gemeinden und Dörfer schleifen. Und ich frage Sie, Frau Moser: Wollen Sie das? (Abg. Dr. Gabriela Moser: Wer sagt denn, dass wir eine Hochleistungsstrecke bauen wollen? Ich brauche keine Hochleistungsstrecke!)

Die einzige Alternative ist: Entweder wir bauen die Bahn dort nicht aus, belassen den bereits bestehenden massiven Engpass, was die Kapazität betrifft. Wir könnten nicht einmal ein leistungsfähiges drittes Gleis dazulegen! Oder wir stellen die Bahn auf Stelzen – das ist teuer und hässlich, auch die Lärmfrage wird dadurch nicht gelöst –, oder wir verlegen sie eben in die Erde und müssen ab und zu in bergmännische Tunnels auch in die Seiten der Täler hineinfahren und haben auch das Lärmproblem mit gelöst. Das ist teuer, aber eben nicht nur eine Lärmschutzmaßnahme, sondern eine Bauweise, die auch durch die Hochleistungsstreckenanforderungen notwendig gewor­den ist. Gleichzeitig ist es auch eine umweltschonende, lärmschonende Bauweise. Und Sie stellen sich heute einfach her und sagen, das ist zu teuer! Darüber muss man reflektieren. Diese Dinge muss man sich anschauen, und ich lade Sie herzlich dazu ein, sich darüber die notwendigen Informationen zu holen.

Sie haben auch gesagt, die Nachfrage nach mehr Kapazität sei nicht gegeben. Selbstverständlich ist dieses Projekt von der Kapazität auf den Bau des Brenner-Basistunnels ausgelegt. Es gibt einen genauen Zeitrahmen. Aber wo ist der erste Engpass? – Der liegt eben im Unterinntal. (Abg. Dr. Gabriela Moser: Der liegt zwischen München und Rosenheim!) Deswegen wird dort als Allererstes ausgebaut. Wissen Sie, dass wir die Schulbeginnzeiten in Kufstein um 10 Minuten nach hinten verlegen mussten, weil die Lehrer mit den eingeschränkten Personenzügen auf Grund der Kapazitätsengpässe nicht mehr rechtzeitig in Kufstein sein konnten?

Es gibt in das Tiroler Unterland keinen getakteten Personennahverkehr mehr, weil die Kapazität dafür nicht vorhanden ist. Sie reden von „Milliardengrab“, weil ein drittes Gleis unterirdisch angelegt ist. (Abg. Dr. Gabriela Moser: Lesen Sie nach! Lesen Sie die Studie!) Ich kann Ihnen Folgendes sagen: Ich lese Gott sei Dank nicht nur den „trend“ und nicht nur die Überschriften in den Zeitungen, sondern die Umwelt­verträglichkeitsprüfungsunterlagen, die natürlich etwas umfassender sind. Ein drittes unterirdisches Gleis ist ja nichts, was man aus Jux und Tollerei baut, und ich glaube, es wäre unverantwortlich, auch nur einen Groschen mehr auszugeben als notwendig.

Aber solange der Brenner-Basistunnel noch nicht existiert, ist es notwendig, auf einer Strecke mit einer hohen Steigung eine Lok vorzuspannen, und diese Lokvorspannung kann, um sämtliche vier Trassen interaktiv zu halten, eben nur in diesem unterirdischen Bereich gebaut werden, weil wir in Tirol die dafür notwendige oberirdische Fläche dort, wo es notwendig ist, leider nicht haben. Wir brauchen also, solange es den Basistunnel nicht gibt, eine Vorspannlok, die muss man irgendwo vorschalten.

All diese Dinge müsste man sich anschauen, ich lade Sie dazu ein. Ich glaube, der grüne Parteivorsitzende in Tirol, Herr Willi, ist auch gerne bereit, Sie darüber aufzu­klären und mit den notwendigen Personen zusammenzubringen.

 


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