Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 83. Sitzung / Seite 185

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Da ich wirklich nach München habe müssen, bin ich halt in den Zug eingestiegen, denn da war das Pickerl drauf, dass eine Rollstuhltoilette da ist. Ich bin da in den Zug eingestiegen. Und als ich da eingestiegen bin, habe ich gesehen: Da ist so ein kleines Zeichen, da steht „WC“ drauf, und da ist ein Pfeil durch gewesen und das hat geblinkt. Das hat also geheißen: WC kaputt! – Darauf habe ich zum Zugbegleiter gesagt: Sie, was tue ich in dem Zug? Da gibt es zwar ein WC, aber das ist kaputt. – Darauf er: Ja, das ist auch hin! (Abg. Neudeck: Das ist aber schon ein Parlament da, oder?)

So – und dann ist der Zug schon gefahren, denn da war es 6.10 Uhr. In St. Pölten hat es schon gestunken wie in einer Jauchengrube; in unserem Waggon hat kein Mensch mehr geredet, weil es so gestunken hat. (Heiterkeit.) Das können Sie sich gar nicht vorstellen! Alle sind dort aufs WC gegangen, aber leider hat die Spülung nicht funktioniert. Was das für ein Zustand ist, können Sie sich vielleicht vorstellen! – In Linz ist bereits der Dreck aus dem Klo herausgeronnen. In Salzburg habe ich mich dann durchgesetzt und habe gesagt: Wenn jetzt das Klo nicht abgesaugt wird, dann fährt der Zug keinen Meter weiter! (Beifall und Bravorufe bei den Grünen. – Ruf bei den Freiheitlichen: Ein ÖBB-Märchen oder was?)

Dieser Zug hat nämlich nach Bregenz fahren müssen. Jetzt können Sie sich vorstellen, wenn es in St. Pölten schon so stinkt, wie die Leute „beinander sind“, wenn sie in Vorarlberg ankommen.

In Salzburg angekommen habe ich auf meinen Zug gewartet, der mich ja angeblich nach München bringen wird. Der Zug war natürlich nicht da. Das hab’ ich eh schon vorher gewusst, dass er nicht da sein wird. Nachdem ich die ganze Strecke nicht habe aufs Klo gehen können, bin ich am Bahnhof zur Toiletteanlage und wollte auf das Rollstuhlklo. Leider war das zugesperrt. Aber es ist ein Verweis darauf gestanden, man braucht nur zur Klofrau zu gehen und sich den Schlüssel zu holen, dann kann man in die Behindertentoilette hinein. Nur: Bis zur Klofrau waren zwei Stiegen. Das heißt, wenn man die zwei Stiegen bis zur Klofrau gehen kann, dann braucht man die Behindertentoilette meist auch nicht. – Das sind die Zustände, Herr Minister, die wir auf Österreichs Bahnen tagtäglich erleben! (Beifall bei den Grünen.)

Vor kurzem habe ich das Ergebnis einer Erhebung bekommen, wonach von 100 Pro­zent der Züge, die täglich als Großraumwaggon mit Rollstuhltoilette fahren müssten, nicht einmal 33 Prozent unterwegs sind. Das heißt, von den 47 Zügen, die auf der Westbahn so fahren, fahren, wenn es hoch hergeht, 20 bis 25: West- und Südbahn! Das muss man sich, bitte, einmal vorstellen!

Wozu braucht man einen Zugplan, das Internet, wozu die Telefonnummer 05 17 17 – die Sie aber am besten gleich wieder vergessen –, wenn eh nichts stimmt, Herr Minis­ter?!

Es stimmt ganz einfach nichts! Und das sind wirklich Zustände, wo man glaubt, man reist nicht in Österreich, sondern irgendwo in einem Land, das finanziell ganz arm dasteht.

Herr Minister! Sie tun dann so und sagen, es passt ohnedies alles. Fahren Sie einmal mit mir Zug! (Abg. Neudeck: Wir sind ja da keine Kontaktbörse, wir sind ein Parla­ment!) Geben Sie sich das einmal! Schauen Sie sich das einmal an! – Sie nämlich steigen in der Früh aus dem Zug aus und sagen: Ich habe jetzt von Vorarlberg bis Wien geschlafen; meine Frisur ist zwar noch nicht so, wie sie sein soll, aber ich bin gut ausgeschlafen! – Wissen Sie, mir wäre das Wurscht, wie meine Frisur ausschaut, wenn ich auf dem Bahnhof ankomme! Ich kann nicht einmal mitfahren!

Es gibt in ganz Österreich keinen einzigen Zug, wo ein Liegewagen dabei wäre. Es gibt keinen einzigen Nachtzug mit einer Rollstuhltoilette. Und jetzt kommt das Ärgste – und


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