Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 84. Sitzung / Seite 14

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So schaut es nämlich bei dieser Agrarreformumsetzung aus, die Sie in Form von Lip­penbekenntnissen und Lobeshymnen hier versuchen als das Beste des Besten hinzu­stellen. – Das Gegenteil ist der Fall! Das führt zu massiven Wettbewerbsverzerrungen. Ich werde es Ihnen an Hand eines steirischen Kleinbetriebes demonstrieren.

Ein kleiner, und zwar ein konkreter Betrieb – wir haben das durchdiskutiert – in der Steiermark, der innovativ ist, der Ölkürbisse, Kartoffeln und Gemüse anbaut, hat von Ihrer Agrarmarkt Austria eine Mitteilung bekommen, dass er in Zukunft bis 2013 eine Betriebsprämie von 500 € bekommt. (Abg. Gradwohl: Super!) Bei einem Betrieb in derselben Größe, der intensiv Mais anbaut und damit massive Umweltgefahren verur­sachen kann ... (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Geh, hör auf!) – Kollege Scheuch! Auf jeden Fall ist in der Regel ein Maisanteil von 75 Prozent ökologisch nicht mehr verträglich, das wissen wir, das ist also kein Geheimnis. (Beifall bei den Grünen.) Dieser Betrieb bekommt entkoppelt bis 2013 jährlich fast 3 000 €. Also ein Unterschied von 2 500 €, und das bei niedrigen Einkommen! (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Du weißt ganz genau, warum das so ist!) Das wissen wir aus dem Grünen Bericht. Das ist doch eine massive Wettbewerbsverzerrung, Herr Bundesminister! Wie können Sie so etwas vertreten, dass den Kleinbetrieben diese Wettbewerbsverzerrung mit Ihren Maßnahmen hinein­gedrückt wird? (Zwischenbemerkung von Bundesminister Dipl.-Ing. Pröll.)

Ein zweites Beispiel erspare ich Ihnen nicht aus einem Bereich, der an sich sehr markt­orientiert produziert, nämlich aus dem Bereich der Schweineproduktion, dem Bereich der Schweinemast in Österreich. Als oberösterreichischer Schweinemäster würde ich mich in Zukunft fragen, wie es denn angeht, dass ein – Beispiel – Rindermäster, der seine Rindermast beendet, eine entkoppelte Betriebsprämie von zigtausend € be­kommt und dann auf Schweinemast umstellen kann, das heißt, er hat einen Wettbe­werbsvorteil, weil er Schweine produziert und zusätzlich eine hohe entkoppelte Be­triebsprämie bekommt, während der Betrieb, der bisher schon Schweine erzeugt hat, keine Prämie bekommt.

Das ist doch weiterhin ein völlig marktfremdes Vorgehen. Das ist doch das Gegenteil von Marktorientierung. Das ist klare Wettbewerbsverzerrung, meine Damen und Her­ren, und daher ungeeignet, um die österreichische Landwirtschaft weiterzuentwickeln. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Schließlich und endlich komme ich zum Kernpunkt dieser meiner Meinung nach verfas­sungsrechtlich bedenklichen Vorgangsweise. Ihr Umsetzungsmodell, Herr Bundesmi­nister, führt nämlich zu einer Teilenteignung von Grundbesitzern und zu einer Entwer­tung des Grund und Bodens. Das hat übrigens – Sie schlagen die Hände zusammen – Herr Präsident Schwarzböck von der Präsidentenkonferenz in einer Presseaussen­dung im Jahr 2003 auch einmal gesagt. Das ist also nichts Neues.

Ganz konkret: Wenn ein Grundbesitzer, der seine Flächen verpachtet hat, einen Päch­ter wechseln will, dann hat er das Problem, dass dieser Pächter die Betriebsprämien nicht zurückgeben muss. Er kann sie behalten. Sie wissen das, Kollege Grillitsch, Sie können darüber lachen. Das wird in der Praxis noch zu massiven Problemen führen.

Aber ich möchte abschließen: Die Frage der Agrarreform birgt auch noch im Bereich zum Beispiel der Nichtentkoppelung der Milchprämien massive Gefahren in sich, näm­lich das Anheizen der Quotenpreise in den nächsten zwei Jahren. Herr Bundesminis­ter, das sind so einige Fragen, die hier völlig ungeklärt sind. 80 Prozent der Milch­bauern mussten bei der Verteilung der nationalen Reserve, bei der A-Quote durch die Finger schauen et cetera, et cetera.

Aber gehen wir zu einem anderen Bereich dieses Budgets, der im Agrarbereich eben­falls bereits zu Diskussionen geführt hat, nämlich zum Finanzdeal bei den Bundesfors­ten. Da haben Sie, Herr Bundesminister, den Finanzminister bei seinen Finanzbudget-


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