Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 84. Sitzung / Seite 109

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sucht, sich zu rechtfertigen, und hat keine Entschuldigung abgegeben. Das, finde ich, ist das wirklich Skandalöse, denn wenn einem einmal etwas passiert, dann soll man sich auch ernstlich und ehrenhaft entschuldigen. (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.)

Aber in dieser Form, wie es Herr Kollege Schweitzer, oder Herr Staatssekretär Schweitzer, gemacht hat, das ist unakzeptabel, meine Damen und Herren! (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ. – Ruf bei den Freiheitlichen: Ein „riesiger“ Applaus!)

Herr Kollege Rasinger – eigentlich wollte ich ja zum Thema Gesundheit sprechen – hat heute in ganz großen Tönen gesprochen, nämlich „mutige Reformministerin“. – Herr Kollege Rasinger! Das ist eine Selbsteinschätzung, die nicht unbedingt geteilt werden muss. (Abg. Dr. Rasinger: Die „großen Töne“?) – „Mutige Reformministerin“.

Herr Kollege Rasinger, ich empfehle Ihnen, eine Wochenzeitung zu lesen, in der es heißt – ich zitiere –: Komplexe Nichtreform: Rauch-Kallat floppt weiter. An der Spitze der Gesundheitsreformbewegung steht künftig die Bundesgesundheitsagentur. Dieses politisch besetzte Gremium soll die bisherige Nichtarbeit des Gesundheitsministeriums ersetzen, sich um Zielvorgaben, die Budgetierung und um allgemeine Richtlinien küm­mern. – Zitatende.

So einmal die erste Beurteilung dieses ganzen Stückes. Danach wird dann noch aus­geführt, wie man sich das eigentlich vorstellt: dass die Bundesagentur auf die Länder wirken soll, wo es Parallelstrukturen und Mehrfachstrukturen gibt, die ja überhaupt nicht angegeben werden, und die ganze Problematik wird aufgezeigt. Also vielleicht wäre es besser, Sie würden einen einfach formulierten Zeitungsartikel lesen, dann wür­den Sie vielleicht mehr Einblick haben, was hinter diesen Wörtern, die wir derzeit ver­nehmen, steht – denn Regierungsvorlagen dazu gibt es in diesem Hause ja noch nicht.

Zweiter Punkt: Die Ministerin hat „auf Macht verzichtet“, war Ihre nächste Aussage. – Sie werden vielleicht im heutigen „Standard“ das gesehen haben (die Rednerin hält eine Tafel mit dem Bild von Bundesministerin Rauch-Kallat, der Aufschrift „Diese Frau will Sie entmündigen“ und diversen Verbotszeichen in die Höhe): „Diese Frau will Sie entmündigen“, steht da im heutigen „Standard“. (Abg. Dr. Rasinger: Unter der Gürtel­linie!) – Von den Trafikanten gemacht!

Nun unterstütze ich zwar das mit der Tabakgeschichte – damit das nicht in eine falsche Richtung geht –, aber zum Thema „entmündigen“ (Abg. Dr. Rasinger: Aber unter der Gürtellinie ...!) – das habe nicht ich gemacht, das haben die Trafikanten gemacht – möchte ich etwas sagen: Es gibt eine Vorlage hier im Haus zur Neugestaltung des Hauptverbandes, den Sie ja hier im Haus verfassungswidrig beschlossen haben – wider besseres Wissen, behaupte ich, denn wir haben Sie immer wieder darauf auf­merksam gemacht. – Gut. Was macht die Ministerin? – Sie will den Hauptverband so konstruieren, dass er eindeutig wieder eine schwarze Mehrheit hat.

Was macht die Ministerin jetzt bei den Länderplattformen? – Sie trennt in eine für nie­dergelassene Ärzte und eine für Spitalsfinanzierung, wo sie sich wieder entsprechende Mehrheiten sicherstellen will. Frau Ministerin, sind da alle Kassen drinnen, oder sind die Kassen, auf die 80 Prozent der Beitragsleistungen entfallen, wie es Kollege Grüne­wald angesprochen hat, jene, die dort das Sagen haben? – Das ist auch eine Frage.

Es steht also wieder politische Umfärbelung à la ÖVP hinter diesem ganzen Konzept. Und das soll auch hier einmal ganz offen gesagt werden.

Außerdem würde mich wirklich interessieren – das haben wir auch noch nicht von Ihnen gehört, Frau Ministerin –: Wie viel Geld fließt denn überhaupt in den Strukturtopf, wenn schon immer von Strukturen gesprochen wird?– Die Vorredner und Vorrednerin­nen haben zum Teil schon dargestellt, dass in Wirklichkeit strukturelle Änderungen nicht zu erwarten sind, sondern festgeschriebene Strukturprobleme in Zukunft noch


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