Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 85. Sitzung / Seite 14

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entsprechendes Schulangebot haben und nicht schon im Kindesalter zu Pendlern werden müssen! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Das kommt also für uns nicht in Frage – und da werden Sie unseren erbitterten Widerstand merken! Das ist auch der Grund dafür, warum wir nicht sagen, dass es sofort und mit einem Schlag zu einer Senkung der Klassenschülerhöchstzahl kommen kann, sondern man muss sich das natürlich im Vergleich mit rückläufigen Schüler­zahlen ansehen. (Abg. Dr. Jarolim: Das ist ja unglaubwürdig, was Sie da sagen!) Daher: Wenn es in Österreich heuer im Pflichtschulbereich um 18 000 Kinder weniger gibt, so muss das logischerweise zur Folge haben, dass wir darauf entsprechend zu reagieren haben.

Sie von der SPÖ fahren in der Bildungspolitik einen Kurs, der auf der einen Seite völlig nach hinten gewandt ist, kommen beispielsweise permanent mit dem alten Hut Ab­schaffung von Noten, Einführung einer gemeinsamen Schule der 10- bis 14-Jährigen (Abg. Dr. Matznetter: PISA-Studie!), mit dem alten Hut Ganztagsschule, möglichst in verpflichtender Form, und so weiter. – All das, meine Damen und Herren, wollen wir nicht!

Wir von der ÖVP wollen ein Bildungssystem, das den Neigungen, den Begabungen und Interessen junger Menschen entgegenkommt. (Abg. Dr. Jarolim: Sie wollen eine Volksverblödung! Das ist alles, was Sie wollen!) Wir wollen ein Bildungssystem, das ein differenziertes und leistungsorientiertes Angebot darstellt, ein Bildungssystem also, das den Neigungen und Interessen junger Menschen entspricht. Das, meine Damen und Herren, ist auch in diesem Bereich das einzig Zukunftsweisende! (Beifall bei der ÖVP.)

Ihnen von der SPÖ werfe ich aber – und das muss man Ihnen zum Vorwurf machen – ein eklatantes Problem in Bezug auf Wien vor, was etwa die Situation in den öffentlichen Hauptschulen anlangt. In den Wiener Hauptschulen gibt es keine ersten und zweiten Leistungsgruppen mehr. In Wien gibt es Bezirke, in denen zwischen 60 und 70 Prozent eines Jahrganges in eine allgemein bildende höhere Schule gehen; im bundesweiten Schnitt sind es 30 Prozent. Das heißt, Sie von der SPÖ forcieren in Wien praktisch zwei parallel laufende Gesamtschulmodelle: einerseits eine allgemein bildende höhere Schule, und zwar ohne innere Differenzierung – andererseits eine Hauptschule, und auch das ohne innere Differenzierung! Auf diese Art und Weise muss es geradezu zu einem Niveauverlust kommen!

Sie von der SPÖ tun aber damit den Kindern nichts Gutes, denn das hat letztendlich zur Folge, dass immer weniger junge Menschen in Wien eine Lehrstelle finden; auch das sage ich hier sehr deutlich. (Abg. Mag. Darabos: Wegen Ihrer Politik!) Gerade die sehr gute duale Berufsausbildung in Österreich – das betone ich – trägt doch dazu bei, dass wir international gesehen eine so niedrige Jugendarbeitslosenrate haben.

Der Vorwurf, den Sie von der SPÖ immer an uns richten, wir von den Koalitions­parteien würden das System kaputtsparen, entbehrt jeder Grundlage! Im Gegenteil: Das Bildungsbudget erfährt heuer eine deutliche Steigerung!

Was aber eine Gefahr für das Bildungssystem und damit für die Zukunft der jungen Menschen darstellt, ist Gleichmacherei, ist ein Einheitsbrei, ist ein Nichteingehen auf Interessen, auf Neigungen und Begabungen junger Menschen, wie Sie von der SPÖ das in Ihren Bildungsprogrammen – jetzt schon im 14-Tages-Rhythmus – der Öffent­lichkeit präsentieren, wenngleich man sieht, dass sich die Inhalte nicht wesentlich ändern. Es sind nämlich tatsächlich alte Hüte, meine Damen und Herren von der SPÖ! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Abg. Dr. Jarolim: Es stellt sich die Frage, ob Kollege Amon berechtigt ist, zur Bildungspolitik zu sprechen!)

10.16

 


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