Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 85. Sitzung / Seite 102

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sagen hatten (Abg. Scheibner: Wenn es Wahrheiten sind!), haben Sie begonnen, über die Kammerumlage zu diskutieren. Das ist doch in Wahrheit undemokratisch! Das ist doch Aufgabe der Arbeiterkammern, dass sie das tun. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Rädler: Parteipolitische Inserate!)

Wenn im „Kurier“ vom 10. November steht, der Bundeskanzler habe die Kritiker im ÖVP-Klub „zur Schnecke gemacht“, dann meine ich, es ist Sache des ÖVP-Klubs, wenn sich dort Schnecken wohl fühlen. Ich kann nur sagen, Faktum ist, dass ich dieses Zitat aus dem „Kurier“ sogar glaube, wo wiedergeben wurde, es sollte der Arbeiter­kammer, die Propaganda gegen die Regierung mache, also dieser Interessen­ver­tretung, nicht noch mehr Geld gegeben werden.

Wenn aber auch der Nationalratspräsident meint, man sollte da beobachtend tätig sein, dann muss ich sagen, es ist kein Zufall – das habe ich einmal hier erwähnt –, dass der Bundeskanzler sein Büro im ehemaligen Zimmer von Clemens Fürst Metternich hat. Sie wissen, das war der Repressionsspezialist der alten Monarchie, der jedes Aufkeimen von Liberalismus im Keim erstickt hat. Diese Symbolik hat etwas für sich. Wir haben immer wieder nachgewiesen, das kann kein Zufall sein.

Wenn man aber jetzt beginnen will, die Arbeit der Arbeiterkammer zu beobachten, und dann zu dem Schluss kommt, wenn zu viel Regierungskritik dabei ist und das Ergebnis der Beobachtung ist, dass sie regierungskritisch ist, dann muss man als Gesetzgeber tätig werden und hier gegen den Willen der Mitglieder dieser Kammer, die froh sind, dass ihre Interessen vertreten werden, gesetzliche Schritte setzen, dann muss ich betonen: Das rüttelt am Grundkonsens der Zweiten Republik. Das müssen Sie einmal hier zur Kenntnis nehmen. Das werden wir nicht akzeptieren. (Beifall bei der SPÖ.)

Dann kommen wir letztlich zu einem ganz aktuellen Punkt, nämlich zur Frage, wie man mit der Österreichischen Hochschülerschaft umgeht. Klubobmann Molterer war meines Wissens Mandatar in der Österreichischen Hochschülerschaft, ebenso Kollege Ikrath und der Herr Präsident. Es wird da einige geben, die Mandatare in der Öster­reichischen Hochschülerschaft waren, auch ich. Ich war im Zentralausschuss, ich war im Hauptausschuss. Es gibt sicherlich auch noch einige von uns, die ebenfalls dort tätig waren. Wir waren in der Österreichischen Hochschülerschaft tätig, weil wir der Meinung waren, es ist notwendig, dass die Interessen der Studierenden vertreten werden, es ist zugleich aber auch ein Modell, dass es ein allgemeinpolitisches Mandat gibt und dass der Zentralausschuss der Österreichischen Hochschülerschaft natürlich auch direkt gewählt wird. Denn es ist letztendlich eine andere Legitimation, wenn man direkt gewählt wird. (Zwischenruf der Abg. Dr. Brinek.)

Frau Abgeordnete Brinek, bitte sich einmal ein bisschen zu konzentrieren! Sie sind von der Pragmatisierung vielleicht noch ein bisschen vernebelt! (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Aber ich möchte Ihnen sagen, es geht hier wirklich darum, dass es eine politische ... (Anhaltende Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Ich nehme „vernebelt“ zurück und sage: beeinflusst.

Es geht hier wirklich um die Legitimation der Hochschülerschaft. Da muss ich Ihnen sagen, wenn daran gerüttelt wird, dann will man letztlich, dass die Hochschülerschaft nicht mehr effizient die Interessen der Studenten vertreten kann. Das müssen Sie einmal zur Kenntnis nehmen!

Und da gehen wir wieder zurück in die Zeit, als die SPÖ unter Bundeskanzler Dr. Bruno Kreisky die absolute Mehrheit hatte. Ich kann mich erinnern, da hat es eine absolute Mehrheit der ÖVP-Studenten gegeben; bis auf jene Hochschulen, in denen der Ring Freiheitlicher Studenten – damals hat es den Ring Freiheitlicher Studenten noch gegeben (Abg. Scheibner: Auf mich brauchst du nicht zu zeigen!) – einen maßgeblichen Stimmenanteil hatte. Ja können Sie sich erinnern, dass es damals eine


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