Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 86. Sitzung / Seite 175

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

„Weniger Steuern bedeuten mehr zum Leben!“? Oder ist es „Alle Österreicherinnen und Österreicher werden entlastet!“? Es ist immer spannend, was kommen wird. Heute war es wieder das Wachstums-NLP-Programm, das wir auch schon etliche Male ge­hört haben.

Ich möchte mich heute auf die Verteilungsfrage konzentrieren, weil diese ja auch im­mer ein Thema ist: Wer wird denn wirklich entlastet? Wie werden die Mittel durch die­ses Budget verteilt? – Ich möchte das einmal anhand der Einnahmen untersuchen, nämlich eine Einnahmenschätzung, wie sie im Budgetentwurf enthalten ist. Verglichen wird einerseits die Einkommensteuersenkung, also jene Senkung, die die Arbeitneh­merInnen betrifft, mit der Senkung, die die Unternehmen betrifft, also vor allem der Körperschaftsteuer und Gruppenbesteuerung, und dann andererseits – und im Zu­sammenhang damit – stelle ich die Frage: Wie schaut denn das mit der Verteilung zwi­schen Frauen und Männern aus?

Also: Die Körperschaftsteuer ist seit 2001, als sie das höchste Aufkommen, nämlich 4,3 Milliarden, erreicht hat, bis 2005 um 40 Prozent gesunken. 40 Prozent weniger Auf­kommen durch die Körperschaftsteuer sagt einem schlicht und einfach, dass die Unter­nehmen in Österreich um 40 Prozent weniger Körperschaftsteuer zahlen! Man kann ja dem Herrn Finanzminister nur gratulieren, wenn er sagt, Betrugsbekämpfung habe Priorität – das ist wirklich fein! –, aber das passiert völlig legal! Das heißt, dieser Ein­kommensentfall ist keine Frage von Betrug, sondern eine Frage der Gesetze, die Sie mit Ihrer schwarz-blauen Regierung machen. Und da wird Ihnen die beste Betrugsbe­kämpfung nichts helfen! (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Mag. Johann Moser.)

Im selben Zeitraum, also in den vergangenen vier Jahren, in dem die Körperschaft­steuer um 40 Prozent gesunken ist, ist die Einkommensteuer um 8,5 Prozent gestie­gen. Das heißt, das Steueraufkommen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist größer geworden, sie zahlen mehr Steuern, während die Unternehmen um 40 Prozent weniger zahlen. Da gibt es also eine klare Lastenverteilung, eine ganz klare Prioritä­tensetzung seitens dieser Bundesregierung!

Dabei ist in diesem Budgetvoranschlag – das muss man auch dazu sagen – die Kör­perschaftsteuersenkung, die mit 1. Jänner 2005 in Kraft tritt, noch gar nicht berücksich­tigt. Das heißt, diese mindestens 1 Milliarde €, die Ihnen da durch die Körperschaft­steuersenkung entgehen wird, wird dann noch dazukommen. Man darf gespannt sein, wie sich das in den Jahren 2006 und 2007 auswirken wird. (Abg. Felzmann: Sie sind so wirtschaftsfeindlich! Das ist unglaublich!) – Was heißt „wirtschaftsfeindlich“? Sie meinen, Wirtschaft sind nur die Unternehmen? Dazu kann ich Ihnen nur sagen: Wirt­schaft ist aus meiner Sicht mehr: Dazu gehören selbstverständlich auch die Arbeit­nehmer und Arbeitnehmerinnen! (Abg. Felzmann: Ja! Genau!) Und ich habe Ihnen ja gerade gezeigt, wie der Vergleich ausschaut. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeord­neten der SPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Sie verstehen es halt einfach nicht, denn für Sie gilt ganz offensichtlich: Wirtschaft ist gleich Unternehmen! Und das ist ein bisschen wenig! (Beifall bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Felzmann: Nein! Geben und nehmen!)

Zur Gruppenbesteuerung. Da haben Sie von der Bundesregierung den Einnahmenent­fall für das Jahr 2005 mit 100 Millionen € angenommen. Das ist, würde ich sagen, „lo­cker“ geschätzt. (Ruf bei der SPÖ: Sehr locker!) In Wirklichkeit glaubt doch niemand, dass es bei diesem Einnahmenentfall bleiben wird, und es ist schon eine ziemliche Skurrilität, diesbezüglich von 100 Millionen € auszugehen! Nicht einmal die Finanzbe­amten beziehungsweise MitarbeiterInnen der Finanzverwaltung können das irgendwie abschätzen, weil die Gesetzeslage so ist, dass das völlig unvorhersehbar und unein­schätzbar ist.

 


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite