Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 87. Sitzung / Seite 83

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nicht mit dem überein, was Sie hier vortragen. Daher zur Erinnerung: Wir wissen, dass es den Pensionskorridor nur für Männer geben kann, weil er erst ab 60 einsetzt, damit die Möglichkeit der frühzeitigen Pensionsantritte bei Frauen wegfällt.

Wir wissen, dass schon heute von der so genannten Hackler-Regelung, von der Schwerarbeiterregelung, hauptsächlich Männer profitieren. – Und das ist auch kein Wunder, denn bei Ihrer Definition von Schwerarbeit zählen Kriterien wie etwa Lärm­belastung oder Hitzebelastung. Beides ist am Krankenbett in der Nachtschicht nicht unbedingt anzutreffen, trotzdem ist eine jahrelange Pflege von Kranken und Schwer­kranken in der Nachtschicht schwerste Arbeit. Ich finde, auch diese Personen – hauptsächlich Frauen – haben einen Anspruch auf eine Schwerarbeiterregelung. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Lentsch: Sie ver­wechseln da was! – Abg. Scheibner: Das haben Sie falsch gelesen!)

Schließlich zu Ihren gerühmten Kindererziehungszeiten, die jetzt besser bewertet wer­den: Das ist ja entlarvend genug! Es stimmt, sie werden besser bewertet, allerdings gehen Sie automatisch davon aus, dass das offenkundig nur Frauenaufgabe zu sein hat (Abg. Steibl: Nein, das stimmt nicht!), denn die Berechnung erfolgt nach dem Durchschnittseinkommen von Frauen, und zwar nur von 12 Monaten. (Abg. Großruck: Es wurde verdoppelt!) Es sind noch nicht einmal, wie bei solchen Berechnungen in Österreich üblich, der 13. und der 14. Monatsgehalt mit dabei. Das heißt, es wird sogar weniger als das Durchschnittseinkommen herangezogen. (Widerspruch bei der ÖVP. – Abg. Großruck: 100 Prozent mehr!) – Das ist die Fairness und die Sicherheit, die Sie den betreuenden Vätern anbieten!

Ich darf dazu auch noch auf eine Anmerkung des Herrn Ministers Haupt in der Fra­gestunde eingehen, der ja eine interessante Unterscheidung zwischen Müttern und Single-Frauen macht. (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Es ist ja auch ein Unterschied, oder?) – Es gibt also entweder Mütter oder Single-Frauen in seinem Weltbild. (Abg. Steibl: Es gibt Mütter und Frauen ohne Kinder!)

Die Frau Abgeordnete sagt, na ja, das sei eh klar. – Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass es Frauen gibt, die freiwillig oder unfreiwillig kinderlos sind, aber in aufrechten und langen Partnerschaften leben oder verheiratet sind? (Abg. Mag. Wurm – in Richtung ÖVP –: Gibt es das bei Ihnen?) Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass es Frauen gibt, die Kinder haben, aber trotzdem Single sind? Was ist denn mit all den verschiedensten Lebensformen?

Noch etwas zu den Single-Frauen ohne Kinder: Selbst die haben mit 30 Prozent weni­ger Verdienst als Männer unter der Einkommensschere zu leiden, und selbst die haben am Arbeitsmarkt deutlich schlechtere Bedingungen vorzufinden. (Abg. Steibl: Dank SPÖ!) – Wenn das ein Erbe ist, das Sie angetreten haben, dann tun Sie doch etwas, um das zu beheben! – Das machen Sie aber nicht. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Im Gegenteil! Ihr Minister sagt noch: Wenn man die besser behandeln würde, das wäre ja eine Diskriminierung der Männer. – So schaut Ihre Gleichstellungspolitik aus! (Abg. Lichtenegger: Helfen Sie uns, stimmen Sie zu!) Die Interessen der Männer sind Ihnen eindeutig wichtiger als die Interessen der Frauen. So kann grundsätzlich keine Politik und schon gar nicht eine Politik in der Pensionsabsicherung betrieben werden (Abg. Lentsch: Sie haben keine Ahnung!), denn warum sollen Frauen nicht das Recht haben, in der Pension eine Existenzsicherung vorzufinden?

Wir schlagen Ihnen jedenfalls dringlich eine grundgesicherte Sockelpension und ein echtes Halbe-halbe in der Pension vor. Teilen wir es fair auf! Teilen wir Partnerschaft in allen Lebensbereichen fair auf, auch beim Pensionsanspruch! Denn eines kann ich Ihnen sagen – in Form eines Zitates von einem deutschen Schriftsteller, damit ich es


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