Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 89. Sitzung / Seite 106

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beim nächsten PISA-Vergleich von einem der besten Plätze Europas zur Weltklasse aufrücken.“

Nach der Veröffentlichung der PISA-1-Studie im Jahr 2001 hat der EU-Bildungsminis­terrat im Frühjahr 2002 die Zielsetzung beschlossen, die Anzahl der leseschwachen SchülerInnen um 20 % zu reduzieren. Nach dieser Sitzung erklärte BM Gehrer diese Zielsetzung für zu wenig ambitioniert. Die Zahl der leseschwachen SchülerInnen in Österreich müsse nicht nur um 20 %, sondern sogar um 50 % reduziert werden.

Erreicht werden sollte das Ziel durch das Projekt Lesefit. Immer dann, wenn wir nach konkreten Maßnahmen in Folge der PISA-1-Studie gefragt haben, nannte BM Gehrer dieses Projekt. Für Lesefit wurden von 2002 bis 2004 insgesamt 280.000 Euro budge­tiert. Das Budget für das Jahr 2004 betrug 70.000 Euro. Mit dieser Schmalspurförde­rung konnten selbstverständlich keine breitenwirksamen Maßnahmen gesetzt werden. Lesefit ist kein Förderprogramm für leseschwache SchülerInnen. Das Programm die­ses in Kooperation mit dem Buchklub durchgeführten Projekts besteht im Wesentlichen aus einer Broschüre für Eltern und einem für Volksschulen entwickelten Lesetest. Hil­festellungen für die LehrerInnen oder zusätzliche Förderstunden sind nicht vorgese­hen.

Die Reaktion von Frau BM Gehrer auf die Ergebnisse der neuen PISA-Studie unter­schied sich wesentlich von jener im Jahr 2001. Jetzt waren nicht mehr die von der Bundesregierung geschaffenen Rahmenbedingungen verantwortlich, nein, diesmal waren die Eltern schuld. "Es gibt viele Bereiche, die zusammenwirken. Die Eltern sind dafür mitverantwortlich. Sie nehmen sich immer weniger Zeit für die Kinder und es müssen viele grundsätzliche Aufgaben von den Schulen und Lehrern übernommen werden", sagte die Ministerin dem STANDARD. (2. 12. 04)

Die wesentlichen Erkenntnisse aus PISA 2003

Schulkarriere

Erstmals weist die Österreichauswertung der PISA-Ergebnisse in den Bereichen Lesen und Naturwissenschaften eine Aufgliederung nach der bisherigen Schulkarriere auf. Diese Differenzierung ist von hoher Bedeutung, weil der Test bald nach einer wesentli­chen Schnittstelle im österreichischen Bildungssystem, nämlich dem Übergang von der 8. zur 9. Schulstufe gemacht wird. Die beunruhigend schlechten Ergebnisse im Bereich der polytechnischen Schulen und der Berufsschulen sind daher kaum auf den Unter­richt in diesen Schultypen zurückzuführen, sondern auf die vorangegangene Schulkar­riere.

Die Ergebnisse von vormaligen AHS-UnterstufenschülerInnen und HauptschülerInnen weisen enorme Unterschiede auf.

Punktemittelwerte von AHS-UnterstufenschülerInnen und HauptschülerInnen

Gebiet

AHS-Unterstufe

HauptschülerInnen

Mathematik

572

484

Lesen

567

465

Zum Vergleich: Im Jahr 2000 hatte Österreich bei der Lesekompetenz von 15jährigen ein Ergebnis von 507 Punkten, jetzt von 491 Punkten. Dieser Unterschied von 16 Punkten bewirkte einen Rückfall von Platz 11 auf Platz 20. Der Unterschied von 88 Punkten in Mathematik und ca. 100 Punkten in der Lesekompetenz zwischen AHS-


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