Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 89. Sitzung / Seite 107

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UnterstufenschülerInnen und HauptschülerInnen ist um ein Vielfaches höher. In der Lesekompetenz ist dieser Unterschied größer als jener zwischen dem Siegerland Finn­land und Uruguay an 34. Stelle.

Von den „RisikoschülerInnen“ – d.h. jenen, die am schlechtesten abschnitten – besuch­ten im Bereich Mathematik und bei der Lesekompetenz jeweils nur 3 % vorher eine AHS. Die Mathematik-RisikoschülerInnen gingen zu 84 % in Hauptschulen, 13 % machten keine Angabe über die vorige Schulkarriere. Die RisikoschülerInnen im Be­reich Lesekompetenz besuchten zu 86 % vorher eine Hauptschule, 11 % machten kei­ne Angabe.

Schultypen

Auch wenn nach Schultypen differenziert wird, ist ein bemerkenswerter Trend festzu­stellen. Die Leistungen der AHS-SchülerInnen sind von PISA 1 bis PISA 2 konstant geblieben (leichte Steigerung in Lesen, leichter Rückgang in Naturwissenschaften, Mathematik wird wegen erweiterter Befragung nicht verglichen). Im Bereich Berufsbil­dende Höherer Schulen gab es zwar Rückgänge, mit Ausnahme der Mädchen in Na­turwissenschaften aber nicht signifikant. In Berufsbildenden Mittleren Schulen, Berufs­schulen und Polytechnischen Schulen sind die Rückgänge signifikant. Dramatisch ist dabei, dass die Ergebnisse der Burschen in diesen Bereichen regelrecht einbrechen.

Das früh segregierende österreichische Schulsystem führt zu immer größeren Leis­tungsstreuungen, weil die Unterschiede zwischen vormaligen HauptschülerInnen und AHS-UnterstufenschülerInnen enorm groß sind. Die Ergebnisse in den Schultypen mit geringeren Anforderungen wurden von 2000 bis 2003 signifikant schlechter. Ohne schulorganisatorische Änderungen ist diesem Problem nicht beizukommen.

Geschlechteraspekt

Die Aufschlüsselung nach Schultypen weist auf eine weitere sehr ernst zu nehmende Entwicklung hin. Die Burschen erbringen zwar aufgeschlüsselt nach Schultypen außer im Lesebereich bessere Ergebnisse. Während bei Mädchen der Trend zu höheren Ab­schlüssen allerdings anhält, ist das bei den Burschen nicht in diesem Ausmaß der Fall. Dadurch ergibt sich z. B. in dem Testbereich Problemlösen die auf den ersten Blick unerklärlich scheinende Situation, dass Burschen in allen Schultypen bessere Leistun­gen erbringen als Mädchen, die Mädchen aber im Gesamtergebnis besser liegen als die Burschen, weil mehr von ihnen Schulen mit höherem Bildungsniveau besuchen.

Österreich muss sich um eine stark wachsende Gruppe männlicher „Risikoschüler“ kümmern.

Schulorganisation

Schon die erste PISA-Studie hat auf schulorganisatorische Handlungsnotwendigkeiten in Österreich hingewiesen:

„Österreich und Deutschland sind Länder, in denen vom durchschnittlichen wirtschaftli­chen, sozialen und kulturellen Status der Schulen ein erheblicher Einfluss auf die Schülerleistungen ausgeht.“ (PISA 2001, S. 238)

„Um die Qualität und Gleichheit im Bildungswesen in solchen Ländern zu steigern, müsste den Unterschieden zwischen den Schulen besondere Aufmerksamkeit gewid­met werden. Der Abbau der sozioökonomischen Segregation zwischen den Schulen


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