Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 89. Sitzung / Seite 137

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Kürzungsmaßnahmen ausgerechnet bei den Fördermaßnahmen für die Schwächsten als Erstes durchgeschlagen haben.

Frau Ministerin, es stimmt nicht, wenn Sie sagen, das spiele überhaupt keine Rolle. Sie können nicht behaupten, dass Walter Riegler das österreichische Schulsystem nicht kennt, er ist ein ÖVP-Mann und oberster Pflichtschullehrer-Gewerkschafter. Riegler sagt:

Allein durch den Finanzausgleich haben wir 4 000 Lehrer verloren, natürlich bleibt da wenig Zeit für Zusatzangebote. Der neue Finanzausgleich bringt zwar Verbesserun­gen, der Schaden für den einzelnen Schüler ist aber nur schwer zu beheben. Das ist fatal. – Zitatende.

Das ist das Zeugnis, das Ihnen Ihr eigener oberster Gewerkschaftschef der Lehrer hier vorhält. Wir haben ein Bildungsprogramm erarbeitet – wir haben es Ihnen bereits über­geben, Frau Bundesminister –, in dem viele Vorschläge stehen, die ähnlich jenen der Zukunftskommission sind. Wir brauchen nicht mehr jahrelang oder zumindest ein hal­bes Jahr lang zu analysieren, die Vorschläge liegen auf dem Tisch. Ich lade Sie ein: Setzen wir sie um! (Beifall bei der SPÖ.)

16.33

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Wittauer. Wunschredezeit: 5 Minuten. – Bitte.

 


16.33

Abgeordneter Klaus Wittauer (Freiheitliche): Herr Präsident! Frau Minister! Die Dis­kussion um die PisA-Studie wird meiner Meinung nach komplett falsch geführt. Wir reagieren heute in Österreich so wie Deutschland 2001. Damals, als Deutschland ab­stürzte, war überall in den deutschen Medien zu lesen und zu hören: PisA-Schock! Alle haben nur auf die PisA-Studie geschaut.

Es ist schon eigenartig, was alles in drei Jahren passiert. 2001 waren wir im ersten Drittel – Deutschland weit hinter uns. Drei Jahre später: Deutschland knapp vor uns. Unser Ergebnis: bei den Naturwissenschaften von Rang 8 auf Rang 20, in Mathematik von 8 auf 15, beim Lesen von 8 auf 19, und beim Problemlösen sind wir auf Platz 15, knapp hinter Deutschland.

Die Schweizer haben einen anderen Zugang dazu. Die „Neue Zürcher Zeitung“ kriti­siert die PisA-Studie. Obwohl die Schweizer 2001 schlechter waren, sich also sehr stark verbessert haben, ist in dieser Zeitung zu lesen, dass die PISA-Studie so zum „Götzen der Bildungspolitik“ wird. Alles schaut dorthin, und über alles wird diese PisA-Studie gestülpt.

Unsere Schulen sind international sehr angesehen, Manager loben unsere Schulen, viele arbeiten gerne hier, weil unser Bildungssystem sehr gut ist – ich sage ja nicht, dass es das Beste ist, dass sich nicht einiges ändern könnte, aber es ist sehr gut –, daher ist es nicht richtig, dass man jetzt alles schlecht macht und das mit der PisA-Studie begründet; das ist mir zu wenig.

Die „Neue Zürcher Zeitung“ sagt auch, außer dass sie eben diese Studie den „Götzen der Bildungspolitik“ nennt, dass manche Länder inzwischen ihre Lehrer in der Bil­dungspolitik so weit haben, dass sie auf die PisA-Studie hinarbeiten. Wenn das die Wahrheit ist, dann ist die PisA-Studie nicht einmal das Papier wert, auf dem sie ge­schrieben ist. Wenn also Länder nachweisbar darauf hinarbeiten, gute Ergebnisse bei der PisA-Studie zu erreichen, dann ist irgendetwas falsch. Und die „Neue Zürcher Zei­tung“ ist eine Zeitung, die überall angesehen ist.

 


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