Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 89. Sitzung / Seite 140

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trag her, in dem steht: Bitte kommt doch und diskutiert mit uns! Sie, Frau Ministerin, haben bis jetzt nicht erklärt – und sagen auch, dass Sie es nicht erklären können –, wie Zahlen zustande kommen, die Sie selber verwenden.

Ich sage Ihnen: Wir sind unter zwei Bedingungen gerne zu jedem Dialog bereit: Der Dialog wird erstens gemeinsam geplant, und wir reden gemeinsam darüber, was die Inhalte dieses Dialogs sind, und die Zahlen kommen zweitens auf den Tisch, und Sie geben einmal bekannt, wie Sie zu den Zahlen gekommen sind, die immerhin einige Milliarden Differenz zwischen den Budgetzahlen und dem, was Sie der OECD gemel­det haben, ausmachen. – Bevor diese zwei Bedingungen nicht erfüllt sind, können Sie von uns wohl nicht erwarten, dass wir auf Basis Ihrer Inhalte und ohne eine ernsthafte Analyse mit Ihnen in einen Dialog treten! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

16.44

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Brader. Sei­ne Redezeit beträgt 5 Minuten. – Sie sind am Wort, Herr Kollege.

 


16.44

Abgeordneter Mag. Dr. Alfred Brader (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Minister! Sehr geehrte Frau Abgeordnete Sburny, die heutige Dringliche ist – so wie viele andere bildungspolitische Diskussionen in diesem Haus – geprägt von großer Aufgeregtheit, und das ist auch nicht weiter verwunderlich, weil ja jeder einen anderen Zugang zu Bildungsfragen hat.

Ich denke, dass dieses Rauschen im Blätterwald und die Heftigkeit, mit der diese Dis­kussion geführt wird, auch darauf zurückzuführen ist, dass wir in einer Zeit leben, in der Ranken, Evaluieren und Vergleichen das Hauptgeschäft von Wissenschaftern zu sein scheint, die von diesem Geschäft auch gut leben. (Abg. Sburny: Die Heftigkeit ist auf das katastrophale Ergebnis zurückzuführen, und wenn Sie das nicht verstehen, dann tut es mir Leid!)

Wenn nun eine solche Studie einen Rückgang um ein paar Punkte oder Ränge ergibt, dann wird gleich von einer nationalen Katastrophe gesprochen. Ich glaube, das ist si­cherlich falsch, denn gerade Sie, Herr Dr. Gusenbauer, müssen auch wissen, wie das ist, wenn man ein paar Punkte weniger erreicht, als man geplant hat.

Aber ganz abgesehen davon, dass sich Bildung meiner Meinung nach prinzipiell der Messbarkeit entzieht oder zumindest schwer messbar ist, weil Bildung ja als untrenn­bare Einheit von Wissen und Haltung zu verstehen ist und Haltung empirisch nicht ge­messen werden kann, sollte man sich trotzdem den aktuellen Studien ganz genau zu­wenden. Im Hinblick darauf möchte ich festhalten, dass wir zum Beispiel im Bereich der frühzeitigen Schulabbrecher mit 9 Prozent wesentlich besser dastehen als andere; so sind es etwa in Finnland 21 Prozent. In Österreich gehen die Kinder gerne zur Schule, und ich sehe nicht ein, warum das österreichische Schulsystem so schlecht dargestellt wird, wie es heute teilweise geschieht.

Nun aber zur PISA-Studie, vor allem zum Bereich Lesen. – Nach den Ergebnissen dieser Studie liegen wir betreffend Lesekompetenz um drei Punkte hinter dem OECD-Schnitt. Beachtet man die statistische Bandbreite, dann liegen wir zwischen dem 12. und 21. Platz. – Mich freut dieses Ergebnis nicht! Nun stellt sich im Hinblick darauf die Frage: Was kann man tun? – Ich meine, dass eine Fülle von Bedingungen erfüllt werden muss, damit der Lese-Lernprozess gut gelingen kann und die in diesem Pro­zess erworbenen Kompetenzen später auch gerne angewandt werden.

Erstens: Wichtig ist vor allem eine ausreichende sprachliche Kompetenz, und ich glau­be, Sie werden mir Recht geben, dass das Ergebnis, das die durchschnittliche Lese-


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