Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 90. Sitzung / Seite 104

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Asylbereich noch verschärft hat, und zwar dadurch, dass er nicht genügend Personal zur Verfügung gestellt hat und dass er die Privatisierung der Asylantenbetreuung durchgeführt hat.

Dieser Innenminister hat in den letzten Wochen und Monaten versucht, die Stimmung in Österreich hochzuschaukeln, um damit ein Problem zu beklagen, das er selbst geschaffen hat.

Während er als ein vermeintlich liberaler Innenminister angetreten ist, so ist er als das Gegenteil davon gegangen, oder, um es anders zu sagen: Innenminister Strasser hat als Paulus begonnen und als Saulus geendet. Das ist die Bilanz seiner Amtszeit, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Herr Bundeskanzler, Sie haben jetzt den Herrn Verteidigungsminister beauftragt, das Innenressort zu führen, und ich muss dazu sagen: Ein Grundcharakteristikum eines Rechtsstaates ist es, dass es eine Trennung von Polizeigewalt und Militärgewalt gibt (Abg. Lackner: Genau!), und ich halte es für keine gute Idee – wenn auch nur vorübergehend –, diese beiden Ressorts in einer Hand zu vereinen. Das sollten Sie sich wirklich besser überlegen, Herr Bundeskanzler! (Lebhafter Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Hinzu kommt noch, dass der Herr Verteidigungsminister in der Tat alle Hände voll zu tun hat mit den jüngsten Vorkommnissen im österreichischen Bundesheer, Vorfällen, die, so meine ich, von der Gesamtheit dieses Hohen Hauses und auch vom Herrn Bun­desminister abgelehnt werden.

Viele dieser Vorgänge weisen darauf hin, dass es sich dabei um keine Einzelfälle handelt, sondern dass dies unter Umständen nur die Spitze eines Eisberges ist. Er selbst hat darauf hingewiesen, dass noch sehr viel an Aufklärungsarbeit notwendig ist, und gesagt, dass natürlich noch nicht alle Konsequenzen gezogen sind, die es in diesen Fällen zu ziehen gibt. Also in einer solchen Situation den Verteidigungsminister, der ohnehin alle Hände voll zu tun hat, um im Bundesheer für Klarheit und Sauberkeit zu sorgen, auch noch mit der Führung des Innenministeriums zu betrauen, Herr Bun­deskanzler, das halte ich bei aller Wertschätzung für den Verteidigungsminister für eine falsche Entscheidung! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es stellt sich darüber hinausgehend aber auch noch eine andere Frage, und zwar: Wie geht es in einer österreichischen Bundes­regierung zu, in der der Innenminister am Vorabend seines Rücktritts den Bundes­kanzler informiert, dass er am nächsten Tag gehen möchte? Wie funktioniert da die Zusammenarbeit? Und wie schaut die Führungsfähigkeit in der Bundesregierung aus (Abg. Dr. Fekter: Hervorragend! – Abg. Großruck: Bestens!), wenn Sie heute zu einer solchen Notmaßnahme greifen müssen, nämlich den Verteidigungsminister, der ohne­hin alle Hände voll zu tun hat, auch noch mit der Führung des Innenressorts zu beauftragen? Meine sehr verehrten Damen und Herren, damit wird doch Folgendes klargestellt: Diese Bundesregierung ist in einer tiefen Krise! (Lebhafter Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen. – Ironische Heiterkeit und Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Diese Bundesregierung war und ist nicht imstande, die Sicherheit in unserem Land zu garantieren. Dieser Bundesregierung ist jetzt der Innenminister abhanden gekommen (Abg. Großruck: Verwechseln Sie die Bundesregierung nicht mit Ihrem Bundes­parteitag!), und die einzige Frage, die sich noch stellt, ist die, Herr Bundeskanzler: Wer ist der Nachfolger (Ruf bei der ÖVP: Von Gusenbauer!) oder die Nachfolgerin von Ernst Strasser? – aber nicht im Ressort, sondern als Rücktrittskandidat. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

13.35

 


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