Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 90. Sitzung / Seite 195

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Tapet: das Tabakgesetz. Alle gähnen, alle glauben, jetzt werde ich eine Philippika gegen das Rauchen halten (Abg. Dr. Jarolim: Es hat niemand eine Erwartungs­hal­tung!), aber ich bin kein Genussverweigerer. Ich hätte ein Drittel Patienten weniger, wenn es keine Raucher gäbe, also bin ich prinzipiell für die Raucher. Das sind arme Menschen.

Wir haben in Österreich leider einen viel zu hohen Raucheranteil, nämlich 31 Prozent, in Amerika sind es nur 22 Prozent. Rauchen ist, obwohl alle über die Preise klagen, kein gutes Geschäft. Die amerikanische Bundesregierung fordert von der Tabak­industrie 250 Milliarden Dollar für Medicare-Kosten, weil die Behandlungs- und Beren­tungskosten einfach hoch sind.

Wenn der heutige Abend für mich als Arzt einen Sinn hat, dann den folgenden: Es gibt eine Arbeit im „British Medical Journal“, wonach der flammende Appell eines Arztes schon allein reicht, dass 1 Prozent der Patienten zu rauchen aufhört. (Abg. Mag. Jo­hann Maier: Aber nicht von dir!) Wir sind hier 183 potentielle Patienten, also müssten 1,9 Patienten aufhören, wenn ich jetzt einen flammenden Appell halte.

14 000 Menschen sterben jährlich vorzeitig durch das Rauchen. 30 Prozent aller Krebserkrankungen sind durch Rauchen verursacht; das wären 12 000 Krebs­erkran­kungen weniger pro Jahr, und die Raucher gewännen acht Jahre an Lebenserwartung.

Die gute Nachricht zum Schluss: Sie könnten praktisch wie bei Leo Wallner im Casino spielen: 50 Prozent der Raucher überleben das Rauchen, 50 Prozent werden an den Folgen des Rauchens sterben. Wir wissen nicht, warum.

Das Tabakgesetz ist wichtig: Erstens: Es verschärft die Aufklärungspflicht. Zweitens: Es setzt die EU-Werbeverbote, die notwendig sind, um. Drittens: Es ermöglicht den Nichtrauchern, die nicht rauchen wollen, einen besseren Schutz. (Zwischenruf des Abg. Mag. Kogler.) Ergänzt wird das Tabakgesetz durch freiwillige Vereinbarungen mit der Gastronomie.

Ich möchte nicht, dass noch irgendjemand hier im Plenum fragt: Warum hat mich keiner gewarnt? So, wie mich das schon viele meiner Patienten gefragt haben, die mit schweren Krankheiten gekommen sind. Das ist der Sinn des Gesetzes: Warnung, Aufklärung und Prävention. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen sowie der Abg. Pfeffer.)

18.43

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeord­neter Dr. Grünewald. 4 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte, Herr Abge­rd­neter.

 


18.44

Abgeordneter Dr. Kurt Grünewald (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Ich rede jetzt aus verschiedensten Gründen nicht über das Tabakgesetz (Abg. Scheibner: Das ist aber jetzt auf der Tagesordnung!), möchte aber schon, Kollege Rasinger, darauf aufmerksam machen, dass die Bundesregierung gerade beschlossen hat, dass 90 Millionen € von den Rauchern in das Gesund­eitssystem fließen (Abg. Scheibner: Na, ist das schlecht?), und diese würden dann wieder irgendwo fehlen. Ich weiß nicht, ob schon berechnet und geschaut wurde, was man dann machen würde.

Ich rede jetzt über die Ernährungsagentur, und da, muss ich sagen, sind mit mir nur wenige Kompromisse möglich, denn es fehlen – nicht nur laut „Standard“, auch laut anderer Medienberichte und Berichten aus der Ernährungsagentur selbst – dieser Agentur bereits heuer 4 Millionen €, die vorläufig noch nicht bedeckt sind. Und nun muss die Ernährungsagentur noch eine Reihe zusätzlicher Aufgaben übernehmen.

 


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