Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 92. Sitzung / Seite 56

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mung gibt. Herr Bundeskanzler – auch mein Klubobmann hat das schon gesagt –, das ist ein lächerlicher Vorschlag!

Sie können das nicht garantieren. Niemand kann das jetzt garantieren. Das ist ge­nauso wie sonstige Versprechungen, die von Ihnen gekommen sind.

Ich möchte Sie an Ihr eigenes Regierungsprogramm erinnern. Das ist nämlich nicht einmal so lange her, ein bisschen mehr als eineinhalb Jahre. Da steht dezidiert drin­nen, dass die Türkei als Beitrittskandidat auf Grundlage der Beschlüsse von Kopen­hagen anerkannt ist – die beziehen sich wieder auf die Helsinki-Beschlüsse; ich will das jetzt nicht zu lange machen –, und da steht nämlich: auf Grundlage derselben Kriterien, die auch für die übrigen beitrittswilligen Länder gelten.

Sie, Herr Bundeskanzler, haben heute genau das Gegenteil gesagt: Dass Sie froh sind, dass das ein ganz eigener Prozess, ein Prozess sui generis ist, so wie es ihn bisher noch nicht gegeben hat. – Herr Bundeskanzler, Sie haben damit Ihr eigenes Regierungsprogramm gebrochen! Dazu sagen Sie kein Wort, und das ist für uns der Grund, warum wir einer solchen Volksabstimmung – neben anderen Kriterien – jegliche Glaubwürdigkeit absprechen. Das ist die Halbwertszeit Ihrer Versprechungen, genau wie bei anderen Dingen.

Wenn Sie schon Volksabstimmungen machen wollen über Themen, wofür es in der österreichischen Bevölkerung keine Mehrheit gibt oder wo eine Mehrheit dagegen ist, warum machen Sie die dann nicht über die Eurofighter? Das wäre doch ein guter Punkt: eine Volksabstimmung über die Eurofighter! Ich kann Ihnen garantieren, da gibt es eine mehrheitliche Ablehnung! Aber das wollen Sie nicht. Sie wollen das nur dort, wo Sie jetzt Placebos aussprechen wollen und sagen: Liebe Bevölkerung, beruhige dich, wird alles halb so schlimm, du darfst dann eh entscheiden! (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.)

Sie wissen ganz genau, Sie können das nicht garantieren. Ein Dialog mit der Bevölkerung in der Türkei über diese Themen ist notwendig – und nicht Placebos für Ängste, die es jetzt gibt. (Beifall bei den Grünen.)

13.21

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeord­neter Fauland. 7 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


13.22

Abgeordneter Markus Fauland (Freiheitliche): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Verehr­te Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Also: Die Eurofighter mit der Türkei zu vergleichen, das halte ich schon für ein starkes Stück, weil bei dem einen geht es um das Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung, die wir als verantwortliche und gewählte Politiker zu vertreten haben, und die Türkei-Frage ist etwas, das man schon aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten hat.

Der Beitritt der Türkei, um gleich auf dieses Thema einzugehen, ist unserer Meinung nach aus einer ganzen Reihe von Gesichtspunkten abzulehnen. Neben den wirt­schaftlichen und vor allem den menschenrechtlichen Aspekten ist auch die politische Entwicklung der Türkei, die sie gerade durchmacht, bemerkenswert und auch beob­achtenswert. Einerseits gibt es in der Türkei ein Erstarken von national-fundamentalen Kräften, die schon die stimmenstärkste Partei stellen, und es kann niemand vorher­sagen, weder in der Europäischen Union noch sonst wo, wohin sich die Türkei in den nächsten 15 Jahren entwickelt. Es kann zu einem weiteren Erstarken der fundamen­talen Kräfte kommen, und dann sind die Folgen und die Auswirkungen für Europa nicht vorhersehbar.

 


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