Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 93. Sitzung / Seite 31

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der Regierung tun – oder auch nicht tun, geteilter Meinung sein, aber über eines nicht: Österreichs Bildungspolitik ist eine Katastrophe! (Beifall bei der SPÖ und bei Abge­ordneten der Grünen. – Rufe bei der ÖVP: Na, geh! – Abg. Großruck: Wer sagt das?)

Für diese Katastrophe sind allein Sie, Frau Bundesministerin Gehrer, verantwortlich! (Abg. Großruck: Sie sind eine Katastrophe!) Die Universitäten bekommen seit Jahren nicht jenes Geld, das sie brauchen! Und statt zu blühen und zu wachsen, müssen die Unis darüber nachdenken, wie sie in brutalen Prüfungen junge Studentinnen und Studenten recht schnell wieder vom Studieren ausschließen – nicht weil sie das wollen, sondern weil sie nicht mehr anders können.

Aber PISA schlägt alles: Österreichs Schulen fallen im internationalen Vergleich zu­rück; sie geben immer weniger jungen Menschen die Fähigkeiten und die Kenntnisse, die sie brauchen, um im Leben bestehen zu können.

Das ist kein Zufall! In den letzten Jahren haben Sie, Frau Bundesministerin Gehrer, jede zwölfte Lehrerstelle und jede zehnte Unterrichtsstunde gestrichen. (Abg. Amon: Und wie viele Schüler gibt es weniger?) – 4 Prozent weniger Schüler (Zwischenrufe der Abgeordneten Amon und Dr. Brinek), 12 Prozent weniger Lehrer, 10 Prozent weniger Stunden: Man muss nicht einmal den PISA-Test bestehen, um zu wissen, dass sich da etwas zum Schlechteren verändert hat. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Aber die Argumente dafür sind damals sehr offen gesagt worden: Weniger lernen sei besser für die Jugend; es gehe um Lehrstoffentrümpelung und so weiter – das waren die Argumente! (Abg. Dr. Brinek: Das hat die SPÖ ja gefordert!)

Die Wahrheit war und ist hingegen eine andere: Sie, Frau Bundesministerin, mussten für den Finanzminister bei der Schule Geld sparen. Das haben Sie auch getan und dabei die österreichische Schule aufs Spiel gesetzt!

Jetzt steht unser Land, es stehen unsere Jungen und ihre Eltern vor den Trümmern dieser Politik. PISA, die große internationale Vergleichsstudie über die Fähigkeiten von 15-Jährigen, zeigt, dass Österreich in nur drei Jahren dramatisch abgerutscht ist: Jeder fünfte österreichische Jugendliche kann nicht wirklich lesen! Jeder fünfte Jugendliche kann in den Schulen, die Sie verantworten, mit 15 Jahren nicht wirklich lesen! Öster­reichs SchülerInnen haben große Probleme damit, logisch zu denken und auf knifflige Fragen Antworten zu finden. (Abg. Mag. Molterer: Tun Sie nicht die Schüler herunter­machen!)

Der Absturz der österreichischen Schule im Einzelnen: in Mathematik – verglichen mit PISA 2000 – von Platz 11 auf Platz 15, in Lesen von Platz 10 auf Platz 19; Kenntnisse in Naturwissenschaft: von Platz 8 auf Platz 20. – Das ist Ihre Bilanz, Frau Gehrer! Eine niederschmetternde Bilanz! (Beifall bei der SPÖ.)

Noch niederschmetternder ist freilich, dass uns PISA auch eine Antwort auf die Frage, woran es denn in Österreich fehlt, gibt! In jenen Ländern, die besser abschneiden als die „Gehrer-Schule“, ist die Schule nicht zu Mittag zu Ende. (Abg. Dr. Brinek: Korea zum Beispiel!) In jenen Ländern, die besser abschneiden als die „Gehrer-Schule“, wer­den nicht im Alter von zehn Jahren die Guten von den zu diesem Zeitpunkt weniger Guten getrennt. (Ruf bei der ÖVP: Bayern!) In jenen Ländern, die besser abschneiden als die „Gehrer-Schule“ (Rufe bei der ÖVP: Korea!), gibt es die gemeinsame Schule über die Volksschulzeit hinaus sowie die Ganztagsschule für alle.

Wir Sozialdemokraten haben viele Jahre lang versucht, Sie dazu zu bewegen, die österreichische Schule von Grund auf zu erneuern. Wir haben am 12. März 2001 hier in diesem Saal, verlangt: „Generelle Sicherstellung der Nachmittagsbetreuung von SchülerInnen“. – Von der ÖVP und von Ihnen, Frau Ministerin, wurde dies abgelehnt!

 


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