Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 93. Sitzung / Seite 133

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beachtet werden sollten – ob das nun in persönlichen Gesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern ist oder ob es sich um Anfragen und deren Beantwortung handelt.

Wenn – Sie können das selber nachlesen, meine Damen und Herren – auf detaillierte Anfragen zum Käthe-Leichter-Staatspreis eine ganz kurze Sammelantwort kommt, aus der ich kein Detail herauslesen kann – deswegen fragen wir heute bei der Frau Frau­enministerin nach –, dann gestatten Sie uns, Frau Bundesministerin, dass wir interes­siert und respektvoll nachfragen und vor allem ungeduldig sind; ungeduldig deswegen, weil wir in diesem Jubiläumsjahr – 60 Jahre Ende des Nazi-Terrorregimes – auch dieser Frau ganz speziell gedenken sollten. Bevor ich das tue, möchte ich aber über die Sozialdemokratin Käthe Leichter einige Worte wertschätzend und anerkennend sprechen.

Käthe Leichter wäre heuer 110 Jahre alt geworden. Sie ist eine der führenden österrei­chischen Sozialdemokratinnen gewesen und hat in einer für Frauen sehr schwierigen Zeit in Wien und in Heidelberg studiert. In Wien wurde sie nicht zu den Abschlussprü­fungen zugelassen. Sie hat in Heidelberg promoviert und war eine der ersten Frauen überhaupt, der der Abschluss des Studiums der Sozial- und Staatswissenschaften gelungen ist.

Die Jüdin und Sozialistin Käthe Leichter publizierte viele wissenschaftliche Studien, die damals bahnbrechend waren und für viele gewerkschaftspolitische Verbesserungen in der Ersten Republik gesorgt haben. Es ging ihr immer um die soziale und um die wirtschaftliche Situation von Arbeiterinnen, um das Not und Elend und um die Verbes­serung der gesamten Situation von Arbeiterinnen.

Viele der Ergebnisse der Studien Käthe Leichters haben leider wieder hohe politische Aktualität erlangt. Leider, betone ich, und ich werde später noch auf den Herrn Arbeits- und Wirtschaftsminister zu sprechen kommen, der sich ja in den letzten Monaten in keiner Weise zur Situation arbeitsloser Frauen zu Wort gemeldet hat. Deswegen haben diese Themen – Armut wird zusehends weiblich – leider große Bedeutung. Meine Kollegin Binder wird darauf noch näher eingehen.

Käthe Leichter wollte 1938 ins Exil gehen – als Jüdin und Sozialistin war sie ge­fährdet –, sie wurde aber von einem Gestapo-Spitzel verraten, verhaftet und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Das war, wie gesagt, 1938. 1940 wurde sie jedoch nicht entlassen, sondern in das Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück verschleppt. Im Februar 1942 wurde sie gemeinsam mit 1 500 jüdischen Frauen vergast.

Es wäre wertschätzend, es wäre anerkennend und es wäre respektvoll, wenn Sie, Frau Bundesministerin, im heurigen Jubiläumsjahr – ich habe es schon erwähnt: 60 Jahre nach dem Ende des Nazi-Regimes – des Opfers Käthe Leichter stellvertretend für alle weiblichen KZ-Opfer gedenken würden und den nach Käthe Leichter benannten Staatspreis, den Österreichischen Staatspreis für die Frauengeschichte der Arbeiterin­nen und Arbeiterbewegung, sofort wieder einführen würden. Und das ist die Ungeduld, die ich erwähnt habe. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Mag. Weinzinger.)

Zum Preis selber. – Der Käthe-Leichter-Staatspreis wurde 1991 unter Johanna Dohnal installiert. Bis zum Jahr 2000 wurde er regelmäßig vergeben – vergeben an bedeu­tende Frauen als Würdigung für ihre Arbeit als Wissenschafterinnen, die im Bereich der Bildung, der Frauenforschung, der Arbeiterinnen- und Frauenbewegung Hervorragen­des leisten. Er wurde als Staatspreis 20 Mal vergeben, an 20 Frauen. Und er wurde auch als Preis – das finde ich besonders würdigend – der Oesterreichischen Natio­nalbank und der Bundesarbeitskammer noch weitere 20 Mal vergeben. Insgesamt 40 Frauen haben in diesen Jahren diesen Staatspreis, diesen Preis, der nach Käthe Leichter benannt ist, für ihre wissenschaftliche und politische Tätigkeit erhalten.

 


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