Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 93. Sitzung / Seite 140

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Präsident Dr. Andreas Khol: Nunmehr spricht Frau Abgeordnete Mag. Weinzinger. Auch ihre Redezeit beträgt 5 Minuten. – Bitte, Frau Abgeordnete.

 


15.32

Abgeordnete Mag. Brigid Weinzinger (Grüne): Herr Präsident! Hohes Haus! Frau Bundesministerin! Angesichts Ihrer Beantwortung dieser Anfrage muss man wirklich fragen: Wie ernst nehmen Sie eigentlich Ihre Aufgaben?

Erste Frage: Wie ernst nehmen Sie eine Anfrage aus dem Hohen Haus? Das ist ja nicht irgendein x-beliebiges Briefchen, das bei Ihnen landet, sondern das ist eine Anfrage von Abgeordneten dieses Hauses, und diese beantworten Sie ziemlich lapidar mit den Worten: Im Übrigen sage ich zu den Fragen 1 bis 9: Ja machen wir schon! – wenn ich das jetzt so salopp dolmetschen darf. Ich finde eine derartige Antwort nicht entsprechend und würde mir wünschen, dass Sie Anfragen von Abgeordneten dieses Hauses in Zukunft mit größerer Ernsthaftigkeit beantworten. Dass das möglich ist, haben wir ja soeben erlebt, Sie haben die Fragen doch beantworten können. (Beifall bei den Grünen.)

Zweite Frage: Wie ernst nehmen Sie in der Bundesregierung es mit der Anerkennung von Frauen? Jetzt sehe ich von nicht ganz so ernst zu nehmenden Reaktionen wie: Wenn die Preisträgerinnen nicht zur Verleihung kommen, dann streiche ich den Preis oder setze ihn aus! einmal großzügig ab, aber was ist denn das für ein Signal, zu sagen: Es gibt ohnehin kaum noch Preise, wo Frauen gewürdigt werden, es gibt kaum höherrangig dotierte Preise, die Frauen bekommen!? Zum Beispiel gibt es den Witt­genstein-Preis, einen Wissenschaftspreis in Österreich, der einer der höchstdotierten Preise für Spitzenleistungen in Wissenschaft und Forschung ist, aber seit es ihn gibt, hat ihn meines Wissens keine einzige Frau bekommen.

Angesichts dessen würde ich meinen, man sollte mit dem Evaluieren von Staats­preisen nicht unbedingt gerade bei einem der ganz wenigen Frauenpreise anfangen, sondern man sollte sich – im Gegenteil! – überlegen, wie man die Leistungen von Frauen in der Vergangenheit besser dokumentieren und anerkennen kann, und man sollte die Leistungen von Frauen heute in unterschiedlichen Gesellschaftsbereichen gleichwohl honorieren und anerkennen wie jene der Männer und im Übrigen auch finanziell entsprechend dotieren. Der Wittgenstein-Preis zum Beispiel ist mit rund 1,5 Millionen € dotiert, der Käthe-Leichter-Preis ist mit 1 800 € dotiert gewesen – da zeigt die Gewichtung sehr deutlich den Unterschied auf.

Ich denke, da wären gerade Sie als Frauenministerin gefordert, dahingehend zu wir­ken, dass es mehr Preise für Frauen gibt, die interessant sind, und dass vor allem mehr Frauen die Chance haben, Preise, die gut dotiert sind, zu bekommen. Das steht Ihnen jederzeit frei.

Es ist kein Zufall, dass es gerade in Österreich keinerlei Institutionen gibt, die sich mit der Geschichte von Frauen, mit den Leistungen von Frauen in Geschichte und Gegen­wart auseinander setzen, wie das etwa im amerikanischen, englischsprachigen Raum oder auch in Deutschland einschlägig der Fall ist; das Institut für Frauengeschichte zum Beispiel, das Frauenmuseum und so weiter. Also diesbezüglich gibt es bei uns schon einiges aufzuarbeiten.

Wissen Sie zum Beispiel, wer Lise Meitner ist? (Abg. Dr. Partik-Pablé: Na freilich, das weiß ja jeder!) Ja? Wie viele? Das weiß ein jeder, okay. Frau Partik-Pablé, Sie können das jetzt sicher beantworten. (Abg. Dr. Partik-Pablé ist im Begriff, den Saal zu ver­lassen.) Da ergreift sie die Flucht aus dem Saal, okay! (Abg. Dr. Partik-Pablé: Wer ergreift da die Flucht!) – Eine der großen österreichischen Wissenschafterinnen, die in der normalen Welt kaum bekannt sein dürfte.

 


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