Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 96. Sitzung / Seite 86

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Als Erster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Sieber. 4 Minuten freiwillige Rede­zeitbeschränkung. – Bitte, Herr Abgeordneter.

 


13.45.09

Abgeordneter Norbert Sieber (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herr Minister! Kolleginnen und Kollegen! Hohes Haus! Wir behandeln heute den erfreulicherweise gemeinsam eingebrachten Antrag 512 betreffend den Schutz von Walen und Delfinen.

Jeder von uns kennt die grausamen Bilder des Walfangs aus den Medien: Wale wer­den mit modernster Technik – sogar mit Satellitenunterstützung! – gejagt. Dabei sind sieben von 13 Großwalarten vom Aussterben bedroht, und von den so genannten Nordkapern gibt es schätzungsweise nur mehr 500 Tiere.

Das 1986 verabschiedete Walfang-Moratorium war ein wichtiger Schritt in Richtung Wal- und Delfinschutz. Nach wie vor werden aber trotzdem jährlich mehr als 1 000 Wale getötet. Seit Inkrafttreten des Moratoriums sind mehr als 21 500 Wale getötet worden, gar nicht zu sprechen vom Beifang in der Fischerei. In den riesigen Netzen verfangen sich pro Jahr zirka 30 000 Wale und Delfine.

Der kommerzielle Walfang ist zwar verboten, aber das Moratorium hat zahlreiche Schlupflöcher. So dürfen Wale etwa für wissenschaftliche Zwecke gejagt und getötet werden, sie dürfen dann aber eigenartigerweise um bis zu 300 € pro Kilo verkauft werden. Offensichtlich ist das ein sehr lukratives Geschäft. Vor allem in Japan tötet man aus Profitstreben Hunderte von Walen unter diesem Deckmantel und verstößt somit groteskerweise nicht gegen das Abkommen. Sogar im Schutzgebiet um die Antarktis darf Japan Walfang betreiben.

Unterstützung bekommt Japan von Island, Russland, China, Südkorea und kleinen Entwicklungsländern und teilweise auch von Dänemark. Norwegen hat das Moratorium erst gar nicht unterschrieben. Einige dieser Länder haben angekündigt, den wissen­schaftlichen Walfang, was immer das auch ist, stark ausweiten zu wollen. Immer mehr Staaten treten für die Wiederaufnahme des kommerziellen Walfanges ein. Besonders besorgniserregend ist, dass Japan mit Hilfe von Stimmenkauf im Rahmen der Entwick­lungshilfe versucht, die notwendige Dreiviertelmehrheit zu erreichen, wodurch der Weg für den kommerziellen Walfang wieder frei wäre. – Das ist eine Katastrophe angesichts der schrumpfenden Zahl von Walen!

Geheime Abstimmungen bei den Konferenzen der Walfangkommission müssen daher verhindert werden, damit man sieht, wer wie, vor allem aber warum abgestimmt hat.

Ich wünsche mir für die Zukunft, dass mehr Schutzgebiete zusätzlich zu den bisher bestehenden eingerichtet werden. Bisher scheiterte das an der fehlenden Zweidrittel­mehrheit, und das wird sich wohl auch in der nächsten Sitzung nicht ändern.

Österreich hat bisher alle Resolutionen unterstützt, die den wissenschaftlichen Walfang verurteilen, und es ist wichtig, dass sich unser Land auch weiterhin öffentlich vehement gegen den Walfang stellt. Es ist eine Schande, dass wir diese größten auf der Erde lebenden Lebewesen an den Rand des Aussterbens gebracht haben! Einige Arten sind ja schon für immer verloren.

Die nächste Sitzung der Kommission findet diesen Juni statt. Österreich muss mithel­fen, dafür zu sorgen, dass die IWC eine Walschutzkommission bleibt, und zu verhin­dern, dass diese zu einem Verein der Walfänger verkommt.

Meine Damen und Herren! Für viele von uns ist aber besonders das Engagement von jungen Menschen gerade für dieses Thema ein besonderer Ansporn, sich auf diesem Gebiet zu engagieren. Auch in Vorarlberg haben wir mit „Bearfood“ Bernhard Bechter einen jungen Mann, der sich besonders für dieses Thema einsetzt. Er ist mit einem


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