Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 97. Sitzung / Seite 13

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diesem Bereich holen wir die meisten Fördermittel aus Brüssel ab. Das macht fast 10 Prozent vom Gesamtanteil aus, bei einem budgetmäßigen Anteil von knapp einem Viertel.

Manche unserer Regionen zählen zu den dynamischsten in ganz Europa. Eine neue Studie über Standorteignung für Hightech-Unternehmen hat ergeben, dass fünf öster­reichische Regionen zu den besten 20 in der EU zählen: Rheintal-Bodenseegebiet, Linz-Wels, Steyr-Kirchdorf, Salzburg und Umgebung, Graz. Andere österreichische Regionen, etwa Zielgebiete und Grenzregionen, sind erst durch EU-Förderungen und durch den EU-Beitritt unserer Nachbarn aus ihrer Randlage befreit worden. Denken wir an das Burgenland, aber auch an das Waldviertel und an das Mühlviertel! Die EU sorgt für faire Chancen. Österreichs Bauern und Regionen nützen diese Chancen. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Erst die gemeinsame Mitgliedschaft mit unseren Nachbarn ermöglicht auch eine neue Qualität der Nachbarschaft. Aus alten Nachbarn sind neue Partner in Europa gewor­den. Ein eigenes mitteleuropäisches Bewusstsein gewinnt neue Gestalt. Damit erfüllt sich langsam ein tief verwurzeltes LIFE-Leitmotiv der österreichischen Außenpolitik, wie es schon in der ersten Regierungserklärung der Nachkriegszeit enthalten war. Ich zitiere aus dieser Erklärung vom 27. April 1945: 

„Der Freistaat Österreich will in ungetrübter Freundschaft mit den Völkern des Donau­raumes sich selbst leben und mit sämtlichen Nachbarn in Friede und Freundschaft zusammenarbeiten zum Besten aller.“ (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Europa übernimmt aber auch Verantwortung in der Welt – sei es in der unmittelbaren Nachbarschaft, etwa am Westbalkan, im Mittelmeerraum, im Osten des Kontinents, aber auch in der Dritten Welt. Europa hat da mehr Mittel, mehr Werkzeuge als jeder andere. Dazu zählen Handelsabkommen, Entwicklungshilfe, humanitäre Hilfe und Katastrophenhilfe, aber auch die Unterstützung beim Aufbau von Demokratie und modernen staatlichen Strukturen.

Aber auch der Innenausbau der Europäischen Union schreitet voran. Der Bereich, in dem wahrscheinlich am meisten geschehen ist, ist der Bereich der inneren Sicherheit. In diesem Bereich liegen neben der Sorge um den Arbeitsplatz die tiefsten Ängste, aber auch die höchsten Erwartungen der Bürger an Europa. 85 Prozent wollen einheit­liche EU-Regeln für die Aufnahme von Asylwerbern. 71 Prozent meinen, dass gemein­sames Handeln der beste Weg sei, um die Kriminalität EU-weit zu bekämpfen.

Österreich nimmt dieses Thema sehr ernst: Wir arbeiten konsequent mit gleich gesinn­ten Partnern an verbessertem Grenzschutz und an der Terrorismus- und Kriminalitäts­bekämpfung. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Zum Innenausbau gehören aber auch Wirtschaft und Arbeit, also die Fragen: Wie sichern wir unsere Arbeitsplätze im globalen Wettbewerb? Wie entfernen wir Wachs­tumsbremsen? Wie verbessern wir Bildung, Forschung und Innovation? – Österreich gehört in diesem Reformprozess zu den führenden Ländern. Das hat Kommissions­präsident Barroso erst am vergangenen Wochenende hier in Wien gewürdigt, ebenso wie den Beitrag, den Österreich leistet, um das Umweltbewusstsein in Europa zu heben.

Europa ist natürlich nicht perfekt! Die Bürger Europas wissen ganz genau, was sie nicht wollen: Zentralismus, Einheitsbrei, Regulierungswut, sture Bürokratie, Verwaltung statt Verantwortung. Viel von diesem Verbesserungsdrang kommt aus unserem Wis­sen, wie es sein sollte, aus einer Art europäischem Heimatgefühl, das immer schon existiert hat, denn Europa war nie nur eine Kopfgeburt, sondern immer auch eine Herzenssache.

 


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