Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 97. Sitzung / Seite 12

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österreichischen Parlaments ergriffen haben. Das ist ein Beitrag zur Transparenz und zur Durchschaubarkeit. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Wir brauchen viertens weniger Europa. So wie wir mehr Europa brauchen, brauchen wir auch weniger Europa. (Abg. Dr. Cap: Weniger ÖVP!) Europa muss nicht alles regeln. Denken Sie nur an die Natura-2000-Diskussion in den Regionen Österreichs! Niemand hat wirklich verstanden, warum die Europäische Union alles regeln will. Nein, wir brauchen auch weniger Europa. (Präsident Dr. Kohl gibt das Glockenzeichen.)

Wir brauchen auch ein klares Bekenntnis zum politischen Projekt Europa, zum Frie­densprojekt Europa. Der Schritt war richtig. Er hat sich gelohnt. Europa muss täglich erarbeitet werden, damit die Menschen Europa täglich erleben können. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

9.14


Präsident Dr. Andreas Khol: Zu einer einleitenden Stellungnahme gelangt Frau Bun­desministerin Dr. Plassnik zu Wort. – Bitte.

 


9.14.36

Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten Dr. Ursula Plassnik: Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Vizekanzler! Hohes Haus! Meine Damen und Herren! Die Europäische Union hat in den letzten zehn Jahren einen bemerkenswerten Wachstums- und Entwicklungsschub erlebt. Die Mitgliederzahl hat sich mehr als verdoppelt. Wir haben eine gemeinsame Währung eingeführt. Ja, wir haben sogar eine gemeinsame Europäische Verfassung für 455 Millionen Menschen ausgearbeitet. Österreich hat diese zehn Jahre mitgeprägt. Wir waren weder Zuschauer, noch Außenseiter, noch Nachvollzieher. Wir waren Teilhaber dieses Projekts, dieser Ent­wicklung. Wir haben sie mitgestaltet. Wir verantworten sie mit. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Mit einer Zweidrittelmehrheit haben die Österreicherinnen und Österreicher damals, im Jahr 1994, den Beitritt beschlossen. Es war das richtige Vorhaben, es war die richtige Entscheidung, und sie ist zum richtigen Zeitpunkt erfolgt. Wir dürfen nun das Friedensprojekt Europa mitgestalten. Wir dürfen in einem wiedervereinigten Europa leben. Unsere Generation hat den Eisernen Vorhang nicht nur durchschnitten, sondern wir arbeiten an seiner vollständigen Überwindung in der Wirtschaft und mit den Men­schen weiter. Österreichs Beitrag in Europa ist gefragt. Wir bringen auf der einen Seite unsere Fähigkeiten und Einsichten ein, und auf der anderen Seite stärkt die euro­päische Erfahrung unsere Identität. Gut für Österreich, gut für Europa! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Unbestritten ist: Der Standort Österreich zählt heute zu den attraktivsten. Die Exporte wurden mehr als verdoppelt, die ausländischen Investitionen in Österreich mehr als verdreifacht. Die Forschungsausgaben wurden fast verdoppelt. Neue Arbeitsplätze, mehr Kaufkraft und Wohlstand wurden erreicht. Österreich ist heute das drittreichste Land in der Europäischen Union: Wir liegen hinter Luxemburg und Irland, knapp vor Dänemark und den Niederlanden. Europa bedeutet aber auch mehr Auswahl, weniger Hindernisse, bessere Chancen. Zuerst ist dies für die Konsumenten ersichtlich. Es gibt eindeutig ein besseres und größeres Warenangebot, und das nicht nur bei importierten Waren, sondern auch bei heimischen Produkten. Denken Sie an die Lebensmittel!

Es gibt weniger Hindernisse für die Touristen. Grenzkontrollen, Zollschikanen, Geld­wechsel: All das gehört in Europa der Vergangenheit an. Europa bietet aber auch Chancen für die Studenten, für die jungen Menschen.

Rund 78 Prozent der österreichischen Bevölkerung leben im ländlichen Raum. Für sie ist es besonders wichtig, was die Union für die ländliche Entwicklung tut. Gerade in


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