Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 97. Sitzung / Seite 44

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Innerhalb weniger Jahre ist dieser Anteil von 14 Prozent auf 20 Prozent der Schüler angestiegen – dieser Anstieg ist der größte Anstieg weltweit innerhalb der Unter­suchungen der PISA-Studie.

Ich meine: Können Sie das lesen, oder gilt diese Tragödie der Tatsache von 20 Pro­zent mit nicht ausreichender Lesefähigkeit auch für Politiker und Politikerinnen der Regierungsfraktionen? – Das kann ich nicht glauben! (Abg. Dr. Fasslabend: Ich auch nicht! Ich glaube das auch nicht!) – Was glauben Sie nicht, die PISA-Studie glauben Sie nicht? Das Ergebnis glauben Sie nicht? – Dann wundert es mich nicht, dass Sie keine Konsequenzen daraus ziehen! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Herr Kollege Fasslabend von der ÖVP! 18 000 pro Jahr! Innerhalb von fünf Jahren haben Sie hier einen Bestand von – wie viel ist fünf Mal 18 000? – 90 000! 18 000 Menschen pro Jahr, die für die Erfordernisse des modernen Arbeitsmarktes keine Voraussetzungen haben! (Zwischenruf des Abg. Großruck.) Das ist Ihnen Wurscht? – Das kann doch nicht wahr sein!

Jeder Euro Kürzung, meine Damen und Herren, in diesem Bereich, insbesondere im Bereich der Volksschulen, fällt uns später, in den kommenden Jahren, doppelt und dreifach und zehnfach auf den Kopf (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ): im Bereich der Arbeitslosen, im Bereich der Notstandsbezieher, der Sozialhilfe und natürlich im Bereich der Umschulungsmaßnahmen bei den Versuchen, diese armen Menschen – es ist wirklich eine Tragödie! – entsprechend nachzuschulen. Also selbst ökonomisch, von den Folgekosten her gesehen, ist das, was hier passiert, ein Wahnsinn!

Und wie wurde das argumentiert von Grasser, von Stummvoll gestern, und ich nehme an, auch von anderen Mitgliedern der Regierungsfraktionen? – Die sinkenden Schüler­zahlen. Na, soll sein! Ich bestreite gar nicht, dass die Schülerzahlen sinken. Nehmen wir an, die sinken sogar um 10 Prozent! Wenn sich am Schulsystem nichts ändert, dann haben wir dann eben nicht 18 000 pro Jahr, sondern um 10 Prozent weniger, also 16 200 pro Jahr.

Das nehmen Sie in Kauf? Statt zu sagen: Okay, wir haben hier ein echtes Problem, wir müssen etwas tun! Auch 16 000 in diesem untersten Bildungsbereich sind 16 000 zu viel, hier darf und kann nicht gekürzt werden! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.) Wir brauchen jetzt Maßnahmen für die individuelle Förderung, für die kleineren Schul­klassen, für – last but not least – stärkeren, besseren muttersprachlichen Zusatz­unterricht, für klassenübergreifendes Lernen und so weiter. – Auch in der Budgetrede findet sich irgendwo ein Passus, der von der Lesekompetenz und der Sprachkultur etwas sagt – im positiven Sinne selbstverständlich.

Und was passiert? – Sie kürzen die Zahl der Dienstposten in den Volksschulen? So werden Sie die Lesekompetenz und die Sprachkompetenz nicht nur, aber auch bei kleinen Menschen mit nichtdeutscher Muttersprache erhöhen? (Zwischenruf der Abg. Dr. Brinek.) Das ist personalintensiv, meine Damen und Herren, das geht nicht über den Computer, und es kostet Geld!

Diese Zukunftsinvestition, diese Investition in die Zukunft unserer Kinder, Frau Kollegin Brinek, das sollte es uns wert sein. Das sollte es uns wert sein, diese Investition sollten wir uns leisten. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

So zieht sich das durch. Das sehen Sie, wenn Sie nicht die Budgetrede zur Hand nehmen, sondern die konkreten Daten betrachten.

In der Verschränkung zwischen Bildungspolitik und Frauenpolitik findet sich so gut wie nichts, jedenfalls habe ich es nicht gefunden. Zweifellos wird darauf heute noch einge­gangen werden. Wir müssen doch endlich einmal statt Kinder und Küche Karriere und


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