Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 99. Sitzung / Seite 121

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zurück! Seid kontemplativ und entsagt den Konsuminteressen und den Wohlstands­interessen! (Zwischenruf des Abg. Großruck.)

Jetzt muss ich ihn fragen: Was meint er mit Mickey-Mouse-Themen? Meint er zum Bei­spiel die Frage der Arbeitslosigkeit? – Er ist der Bundeskanzler der Rekord-Arbeits­losigkeit: Wir haben jetzt über 360 000 Arbeitslose! Viel ist dieser Regierung nicht ein­gefallen! Wir haben 2004 vorgeschlagen, man möge im Rahmen einer Steuerreform Entlastungen für die kleinen und mittleren Einkommen in Milliardenhöhe schaffen, damit es da einen Wachstumsschub und einen Beschäftigungsschub gibt, damit es zusätzliche Arbeitsplätze gibt, damit es ein BIP-Wachstum von etwa 1 bis vielleicht sogar 1,5 Prozent gibt. (Abg. Freund: Das wurde gemacht!) Aber nichts! Unsere Vor­schläge wurden immer abgeschmettert!

Im Gegenteil: Sehen wir uns das Verhalten des Finanzministers, der heute nicht da ist, an! Er war eigentlich der Hardliner auf der Ebene der Europäischen Union, der sich nicht von Haus aus an den Wachstumsinitiativen beteiligt hat, die von einzelnen EU-Mitgliedsländern gestartet wurden. Auch jetzt hat der Bundeskanzler auf EU-Ebene mit dem Finanzminister in der Frage der Dienstleistungs-Richtlinie noch den Hardliner gespielt!

Jeder von uns weiß, dass, wenn die Dienstleistungsrichtlinie so gekommen wäre, wie sie Herr Bolkestein vorgesehen hat, die Existenz und die Interessen der kleinen und mittleren Unternehmer und damit auch unzählige Arbeitsplätze gefährdet wären! – Das geht jetzt an die Vertreter der kleinen und mittleren Unternehmen in der ÖVP, aber Letztere sind ja in Wahrheit gar nicht mehr deren Vertreter, diese werden ja von uns schon besser vertreten. (Beifall bei der SPÖ.)

Aber er stellt sich jetzt noch hin und zeigt sich dann auch noch bei den Modifikationen sperrig!

Dem Herrn Finanzminister wäre es ja überhaupt am liebsten gewesen, wenn man beinhart die 3 Prozent-Maastricht-Obergrenze belassen hätte: keine Flexibilität, nicht mit staatlichen Interventionen im Infrastrukturbereich oder sonst wo agieren. – Die Verhaltensweise beider ist auch logisch: Sie nehmen nämlich die Arbeitslosigkeit an­scheinend als politisches Konzept und Kalkül in Kauf!

Das ist auch logisch: Sie haben die aktive Arbeitsmarktförderung 2004 allein um 47,2 Millionen € gekürzt. Das ist auch logisch: Sie haben die Infrastrukturausgaben für 2006 um 223 Millionen € gekürzt. Diesbezüglich gibt es keine Überlegungen, mit staatlichen Mitteln sinnvolle Investitionen zu fördern, zu unterstützen oder gar durch­zuführen! Daher ist dieses Verhalten auf der Ebene der Europäischen Union natürlich logisch. Nur: Dort wird so gesprochen, und in Österreich wird, und zwar bei den Sonntagsreden, anders gesprochen. Da gibt es salbungsvolle Reden über Be­schäfti­gung, salbungsvolle Reden über Wirtschaft und Wachstum – aber die reale Politik sieht in Wahrheit anders aus! (Abg. Großruck: So ein Kasperltheater!)

Daher kann ich Ihnen sagen: Sie stoßen auf härtesten Widerstand von uns und von Seiten der Opposition, aber mittlerweile auch – wie man Umfragen entnehmen kann – von Seiten der Bevölkerung.

Dieser Stillstand bei den Reformen und der Politikstillstand schlagen sich ja auch nieder, auch bei der Bevölkerung! Erinnern Sie sich ... (Abg. Lentsch: Zeigen Sie nicht mit dem Finger auf uns! – Weiterer Zwischenruf bei der ÖVP.) Sie hätten beim „Inlandsreport“ einen Zwischenruf machen sollen, als dort gesagt wurde, wie die Stimmung in der Bevölkerung wirklich ist. Drei Viertel der Bevölkerung üben an der Politik der Bundesregierung aus der Zeit, als sie noch Politik gemacht hat, jetzt Kritik


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