auch wenn man das haben könnte (Abg. Dr. Partik-Pablé: Wir brauchen Ihr Mitleid ja überhaupt nicht!), sondern ich versuche das ganz trocken und nüchtern zu analysieren.
Es sollte den Sozialdemokraten und natürlich auch den Grünen zu denken geben, wie so eine professionelle Partnerschaft nach Ansicht der ÖVP aussieht. Zum Beispiel: Wenn es unpopuläre Themen gibt, werden sie sofort dem anderen angehängt. Wir planen eine Pensionskürzung? – Super! Minister Haupt ist dafür hauptverantwortlich. (Abg. Eder: Ja!) Wir wissen, dass der Abfangjägerkauf unpopulär ist? – Super! Minister Scheibner macht das für uns, damals in der Regierung Schüssel I. Wir planen Steuersenkungen? – Aufpassen, das müssen wir zuerst im Jahr 2002 blockieren, dann müssen wir als Schritt zwei Grasser adoptieren, und als Schritt drei machen wir es, denn dann ist es unsere Steuersenkung und nicht jene der FPÖ.
Dass Grasser inzwischen mit Homepage-Affären und privaten Fotoalben, die mit denen von „NEWS“ konkurrieren, ein bisschen ins Abseits geraten war, war nicht planbar. Ich meine, es kann nicht alles funktionieren, was man sich vornimmt. (Abg. Lentsch: Das ist aber sein Problem!)
Zum Thema „Stabilität“ möchte ich Folgendes sagen: Wie oft haben wir gehört, dass diese Bundesregierung stabil ist? Jetzt hören wir: Okay, CSU-Modell ist möglich, Spaltung in FPÖ-alt und FPÖ-neu ist möglich, zwei oder zwölf Parteien werden vielleicht entstehen. – Herr Stadler als einer der Proponenten einer neuen oder alten Partei – ich kenne mich da nicht so genau aus – sitzt heute auf der Regierungsbank. (Abg. Großruck: Sprechen Sie zum Budget?) Das ist nach Ansicht der ÖVP alles egal, da gibt es Dutzende von Stellungnahmen. Es stimmt, es ist Ihnen völlig Wurscht, solange sich der Nationalratsklub nicht auflöst, solange nur Frau Rosenkranz eine Kandidatin sein könnte oder der Dritte Nationalratspräsident Prinzhorn, der bei der letzten Sitzung auch gegen Haubner gestimmt hat. Solange nur zwei Stimmen fehlen, macht das nichts. Das sind Mickey-Mouse-Probleme. (Abg. Scheibner: Schon wieder Mickey Mouse! – Abg. Neudeck: Was Sie alles analysieren! Seit wann redet der Goofy so viel über Mickey Mouse?)
Ich als Comic-Fan sage zur Metapher Mickey Mouse: Die Mickey Mouse ist sehr klein, das stimmt an dem Bild, aber es ist eine sehr intelligente Maus! (Heiterkeit und Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)
Vielleicht klären Sie uns übrigens noch auf, wie das mit diesem CSU-Modell gemeint ist. CSU-Modell heißt, die CSU kandidiert in Bayern, aber sonst nirgends. Die CDU kandidiert im Rest von Deutschland, aber nicht in Bayern. Das heißt also, die CSU/FPÖ kandidiert in Kärnten, aber sonst nirgends. Aber wo kandidiert die Rest-FPÖ? Ich meine, wer ist das überhaupt noch? Existiert die noch? (Neuerliche Heiterkeit und Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)
Diese Nicht-CSU-FPÖ ist derzeit eher eine Lachnummer. Okay, hören wir auf damit. Es würde sich lohnen und es würde mir Spaß machen, das bei Gelegenheit noch fortzuführen. (Abg. Neudeck: Aber im Kabarett! – Abg. Dr. Stummvoll: Bleiben Sie ernsthaft!) Aber noch einmal: Es geht mir nicht um die FPÖ. Ich weiß, wie Ihnen zumute ist. Ich spotte nicht über Sie, sondern ich sehe das aus dem Blickwinkel der ÖVP: Unterwerfen, auflösen! (Abg. Dr. Stummvoll: Sind Sie noch Ökonom, Herr Professor?) Das ist das Bild, das Wunschbild, das Sie an Ihren jetzigen und künftigen Koalitionspartner vermitteln!
Ich danke vielmals für diese Klarstellung. Wir werden darüber noch zu reden haben: Wir Grüne, die Sozialdemokraten, die FPÖ-neu oder alt, wer auch immer dafür in Frage kommt. – Ich danke vielmals für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ. – Abg. Mag. Molterer: Die „Budgetrede“ des Alexander Van der Bellen!)
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