Sie schauen nur in die OECD-Zahlen! Ich finde es ja bemerkenswert, dass ausgerechnet Sie sich funktionierende Modelle nicht anschauen. Alle fahren nach Finnland, das Ministerium hat es nicht notwendig: Da ist es kalt, da ist es dunkel, wozu brauchen wir dort hinzufahren – die lesen nur deshalb so gut, weil der Winter dort so lange ist! Das ist eine Super-Erklärung, die Sie da bringen, aber so ist es nicht wirklich. (Abg. Dr. Brinek: Das sagen die Finnen selbst!)
In finnischen Schulen werden im Durchschnitt 20 Prozent mit Fördermodellen gefördert, und das heißt dort fast immer: Individualförderung oder Kleingruppenförderung. Fahren Sie einmal hin, schauen Sie es sich an! Es ist immer ein Super-Argument: In Finnland gibt es keine Nachmittagsschulen. – Stimmt, ganztägige Schulen sind nicht das Modell in Finnland. (Abg. Dr. Brinek: Genau!) Aber wie machen sie das dort mit der Förderung? – Dort gibt es LehrerInnen, die speziell für den Förderunterricht ausgebildet sind, sich die Schüler während des Regelunterrichts aus den Klassen holen und ihnen über einen längeren Zeitraum, in relativ intensiver Form Einzelunterricht oder Unterricht in Kleingruppen bieten. Dies geschieht mit im Durchschnitt 20 Prozent der SchülerInnen in den Grundschulen und 30 Prozent in den ersten beiden Schulstufen, jeder dritte Schüler, jede dritte Schülerin. Dazu kommen übrigens noch 6 Prozent mit Bedarf nach Sonderpädagogik. Sonderpädagogik bedeutet noch einmal viel mehr als bei uns. In Summe sind das fast 25, 27 Prozent.
Mit diesem Modell gelingt es den Finnen, dass am Ende der Schulzeit nicht, wie bei uns, 20 Prozent der Schüler extreme Leseschwierigkeiten haben, sondern halt nur 7 Prozent. Und Sie werden doch nicht glauben, dass das Zufall ist! Nur weil es dort mehr Elche gibt, ist das ja kein Grund, dass das Bildungssystem besser funktionieren muss, das kann ja nicht die gängige Ableitung sein. Der Grund ist, dass man sich dort spezifisch und sehr genau um Problemfälle kümmert, wo sie auftauchen, auch, dass man sich in der LehrerInnenausbildung anschaut, wo denn da die Problemlagen sind.
Das war übrigens auch ein Aha-Erlebnis für mich: Sie haben immer behauptet, wir könnten uns nicht mit Finnland vergleichen, denn dort gebe es ja keine MigrantInnen. Bei uns gebe es MigrantInnen, als ein großes Problem. Wir haben einmal in Helsinki nachgefragt, wie es wirklich ausschaut, und bekamen die Antwort: Na ja, das stimme schon, über Finnland im Gesamten gesehen sei die Migrantenzahl relativ gering, aber es gebe Schulen in Helsinki mit einem MigrantInnen-Anteil von 60 Prozent. Das ist in etwa so wie in einigen Wiener Bezirken, wo wir diese speziellen Fälle haben. (Abg. Dr. Brinek: Aber im Schnitt ist es immer noch viel weniger!)
60 Prozent! Frau Kollegin Brinek, die kümmern sich auch um diesen Schnitt viel mehr als wir. (Abg. Dr. Brinek: Das schaue ich mir aber an in Wien!) Bei uns gibt es viel mehr, aber wir machen in Summe sehr wenig dafür. In Finnland schaut man sich an: Es gibt diese Problematik in Ballungsräumen (Abg. Dr. Brinek: Fangen wir in Wien an!), und es gibt ... (Abg. Mag. Molterer schüttelt den Kopf.) – Ja, da können Sie ruhig den Kopf schütteln, Kollege Molterer, es macht nichts, aber man könnte es sich auch einmal anschauen! In Finnland gibt es eine Lehrerausbildung im Bereich des muttersprachlichen Unterrichts. (Abg. Mag. Molterer: Herr Oberlehrer Brosz!) – Na, der Oberlehrer sitzt eher in der ersten Bank als am Rednerpult, aber das macht ja nichts. (Heiterkeit, Beifall und Bravorufe bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Dr. Partik-Pablé: Oberg’scheiter!)
Dort gibt es explizit Ausbildungen für muttersprachlichen Unterricht, obwohl die Finnen viel weniger MigrantInnenkinder haben als wir. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Möchtegern-Besserwisser!) Bei uns gibt es so etwas wie eine Lehramtsausbildung für Türkisch, für Serbokroatisch nicht, obwohl diese die ZentralmigrantInnengruppe darstellen. Sie machen es ja mutwillig. Sie produzieren mit Ihrem Schulsystem ja erst genau jene Problemgruppen, weil Sie sich einfach nicht um sie kümmern, weil Sie nicht versuchen,
HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite