Nationalrat, XXII.GPStenographisches Protokoll101. Sitzung / Seite 114

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Sie sagen auch nicht, dass Universitäten auf Grund Ihrer Budgets einen Investitions­stopp erlitten haben und diese Lücken durch die – sagen wir von mir aus – diskreten Steigerungsraten nicht mehr zu schließen sind. Der Innsbrucker Medizinuni, deren Ausgliederung wie auch die Ausgliederung anderer Medizinunis politisch erzwungen wurde, fehlen 5 Millionen € für den Betrieb. Sie brauchen auf Grund der Doppelstruktur 60 bis 80 Planposten mehr in der Verwaltung, weil sie nicht mehr bei der Hauptuni sind. Es werden keine Überstunden mehr ausbezahlt. Es gibt 5-prozentige Personal­kürzungen. Im AKH-Wien müssen 140 ÄrztInnen-Planposten abgebaut werden. – Ge­hen wir angesichts dessen zur Tagesordnung über und sagen: Alles super, die Bud­gets steigen!? – Ich halte das für unverantwortlich. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Gleichzeitig wird abgelenkt, indem zehn, zwölf sich berufen fühlende Leute über eine Elite-Uni diskutieren. Ich meine, das ist eine Sache des guten Geschmacks. Mir kommt das so vor, als würde ich über die Errichtung eines Gourmettempels im Land der Mangelernährten diskutieren. Die Errichtung einer solchen Uni kostet 120 Millionen €. 70 Millionen € kostet der Betrieb der gesamten Universität Salzburg. Ich glaube, die brauchen das Geld. Und da sagen Sie, wir machen das, weil wir den Unis nichts weg­nehmen. Die Universitäten brauchen noch etwas dazu!

Sie wissen, dass Universitäten nicht zu Fleiß und nicht zur Schikane von Studenten, trotzdem recht unglücklich notgedrungen sehr rigide Eingangsbeschränkungen erlas­sen. Und jetzt wird über einen – vielleicht etwas beschönigt ausgedrückten – Numerus clausus debattiert, indem man sagt: Eingangsprüfungen. Die Kosten belaufen sich auf 300 € bis 1 000 €. Wer es besteht, hat Glück gehabt. Andere sagen, wer zuerst kommt, malt zuerst – und ab einer gewissen Studierendenzahl sind die Tore zu.

In Innsbruck diskutiert man darüber – das ist überhaupt der Gipfel der Weisheit –, ob nicht verpflichtend Latein, vielleicht sogar das Große Latinum für das Medizinstudium verlangt werden muss, dass man das während des Studiums nicht mehr nachholen kann, da sonst die Mediziner nicht verstehen könnten, was „Kardiologie“ oder „Medizin“ heißt, weil sie nicht Latein können. Das ist ausgemachter Stumpfsinn, den man da beobachten kann. Da könnte man bei den Kulturwissenschaften sagen: Die Wiege der Kultur ist Mesopotamien. Es darf nur der Kulturwissenschaften studieren, der Sume­risch in Wort und Schrift beherrscht. Da hört sich wirklich jeder Spaß auf. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Sie sprechen von Nachwuchsförderung! Es dauert nicht mehr lange, und viele stehen vor der Situation, Forscherin oder Forscher zu werden. Die Bedingungen sind so, dass man ihnen gleich das ewige Gelübde für Keuschheit und Armut auferlegen kann, wenn sie dieses Risiko noch eingehen wollen.

Bitte, sagen Sie doch einmal etwas dazu. Ich hätte noch Verständnis, wenn die Regie­rung sagt, wir können nicht, es tut uns Leid, wir haben uns zu viel vorgenommen. Das Geld ist nicht da, wir brauchen es für etwas anderes. Dann sage ich, schade, ich sage auch nicht bravo, aber das wäre zumindest ehrlich.

Was mir wehtut, ist, wenn ich von Seiten der FPÖ immer höre: Reformen müssen weh­tun. Ich weiß schon, Sie können sich vom Schmerz nicht mehr lösen. Sie sind Schmerz gewohnt, Sie geißeln sich selbst. (Abg. Scheibner: Wer sagt das?) Aber deswegen müssen Reformen nicht wehtun. Andere sagen dann wieder: Wenn die Unis mehr Geld haben, dann entwickeln sie Kreativität und Phantasie, dann geht es erst richtig los.

Gehen Sie in die Unis und fragen Sie, wie das ist, wenn man aus nichts etwas machen soll. Natürlich kann ich Schwerpunkte setzen. Aber wenn es heißt, es werden nur mehr Studien geduldet, die in den letzten fünf Jahren im Schnitt zirka 20 Absolventen im Jahr hatten, dann kann ich gleich Kunstgeschichte in ganz Österreich ausbauen und


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