Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 106. Sitzung / Seite 34

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

16.16.51

Abgeordnete Dr. Eva Glawischnig (Grüne): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Der Herr Bundes­kanzler und auch Sie, Herr Klubobmann Scheibner, haben versucht, eine Dringliche Anfrage einer Oppositionspartei in diesem Haus ins Lächerliche zu ziehen und lächerlich zu machen. (Rufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen: Nein!) Und Sie haben damit ein Gefühl, das in der Bevölkerung sehr stark vorhanden ist, nämlich massive Besorgnis über die Vorgänge in Ihrer Partei – oder was auch immer das ist –, einfach vom Tisch gewischt. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Sie stellen sich da her und sagen: Es ist nichts passiert, es ist absolut nichts passiert. Wir haben eine stabile Regierung, Österreich ist in guter Hand. Es gibt eine klare Mehr­heit in diesem Haus. – Das negiert völlig das, was die gesamte Bevölkerung in Öster­reich verspürt, nämlich fassungsloses Staunen vor einem nie da gewesenen Chaos, das, von einer Partei ausgehend, die gesamte Bundesregierung und damit die ge­samte österreichische Bevölkerung berührt und in Mitleidenschaft zieht. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Die Bevölkerung versteht das nicht. Die Bevölkerung ist fassungslos und versteht das nicht! Sie versteht nicht, was hier passiert, denn es ist auch nicht mehr zu verstehen: widersprüchliche Aussagen, widersprüchliche Austritte, Eintritte, Übertritte. Am besten wäre, das BZÖ und die FPÖ treten gleich gemeinsam der ÖVP bei! Dann hat man wenigstens Klarheit und weiß, worum es geht. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ. – Abg. Mag. Kogler: Jawohl!)

Aber die Bevölkerung versteht auch nicht, wie das überhaupt geht. Wie kann es sein, erstmals in der österreichischen Geschichte, dass eine Parteispitze samt ihren Manda­ten und samt ihren Regierungsämtern einfach ihre Partei verlässt, den Karren im Dreck stehen lässt und auch die gesamten Schulden dieser Partei überlässt? – Das sind sehr wohl sehr präzise, heikle Fragen, bei denen die österreichische Bevölkerung ein Recht darauf hat zu wissen: Was geht hier vor? – Hier geht es um Steuergelder! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

3 Millionen € Schulden hat der Finanzreferent der/des FPÖ/BZÖ, was auch immer, jetzt zugegeben. (Abg. Neudeck: FPÖ!) Ihr ehemaliger Parteikollege Mölzer spricht von über 7 Millionen €. Herr Bundeskanzler, Sie vollziehen das Parteiengesetz, Sie verwalten diese Parteigelder, und Sie haben sich heute bei der Beantwortung dieser Dringlichen Anfrage über diese Frage lustig gemacht. (Abg. Mag. Molterer: Korrekt beantwortet!) Sie haben keine ernsthafte Antwort darauf gegeben, wie in dieser heiklen Situation vorzugehen ist. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Noch einmal: Die Bevölkerung kann das nicht verstehen! Sie haben sich heute über­haupt nicht bemüht, das irgendwie verständlich zu machen. Sie haben das völlig igno­riert. (Abg. Mag. Molterer: Korrekt beantwortet!) Ich frage mich, wie Sie sich jeden Tag in den Spiegel schauen und sich vornehmen können: Was erzähle ich heute wieder, da ich doch weiß, dass ich es selber nicht glauben kann? – Jeder in Österreich weiß, dass Sie das, was Sie heute hier gesagt haben, selber nicht mehr glauben können – auch Sie nicht, Herr Klubobmann Molterer – und Scheibner. Bitte um Entschuldigung. (Bei­fall bei den Grünen und der SPÖ. – Abg. Mag. Molterer: Wer jetzt?) – Ich habe Sie verkehrt angeschaut, aber es ist schon zum Verwechseln ähnlich.

Ein paar kleine Detailfragen noch über dieses brisante Protokoll, das über die Verhand­lungen zwischen FPÖ und BZÖ oder Alt-FPÖ und Neu-FPÖ zustande gekommen und irgendwie an die Öffentlichkeit gelangt ist.

Warum sollen eigentlich die FPÖ-Finanzschulden nicht mehr weiter überprüft werden? Warum wehren Sie – FPÖ und auch ÖVP – sich immer wieder gegen ein von uns


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite