Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 109. Sitzung / Seite 158

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In Zahlen heißt das, dass vom Anstieg der Arbeitslosenzahlen 2000-2004 um 63.626 drei Viertel, das sind 48.000, hausgemacht sind.

Die volkswirtschaftlichen Kosten der hausgemachten Arbeitslosigkeit belaufen sich auf zwei Milliarden Euro pro Jahr. Eine Berechnung der AK Wien schlüsselt die volks­wirtschaftlichen Kosten von Arbeitslosigkeit so auf (pro Arbeitslosen und Jahr):

Für die öffentliche Hand: 29.000 € (18.700 € weniger an Steuern und Abgaben, Unter­stützungsleistungen etwa 7.000 €, Verwaltung etwa 1.200 €, aktive Arbeitsmarktpolitik etwa 2.100 €)

Für die betroffenen Arbeitslosen: 8.500 € (Verlust durchschnittliches Nettoeinkommen 15.500 €; durchschnittliche Unterstützung 7.000 €)

Für Unternehmen: 5.500 € (weniger Absatz, weniger Produktion)

Die von der Regierung verursachten 48.000 zusätzlichen Arbeitslosen kosten die öster­reichische Volkswirtschaft zwei Milliarden Euro pro Jahr.

Die SPÖ will unser Land aus der schwersten Krise auf dem Arbeitsmarkt seit 60 Jahren herausführen. Wir haben der Regierung Schüssel einen „Österreich-Vertrag für Arbeit und Wachstum“ angeboten. Leider ohne entsprechende Reaktion.

Wir wollen den Betroffenen helfen. Wir wollen sie nicht mit Vergleichen mit Deutsch­land und anderen Ländern abspeisen. Die dramatische Krise auf dem österreichischen Arbeitsmarkt verlangt entschlossenes Gegensteuern, nicht Gesundbeterei.

Die SPÖ-Forderungen lauten daher:

1. Wir wollen das europäische Unternehmenssteuerdumping stoppen

Wir wenden uns dagegen, dass Österreich mit seinem EU-Beitrag Steuersenkungen für Unternehmensgewinne in anderen Ländern finanziert.

Der Steuerwettbewerb zwischen den Mitgliedstaaten betrifft vor allem die Belastung für mobile Faktoren (Finanz- und Realkapital, gut ausgebildete Arbeitskräfte). Insbeson­dere hat das schädliche Steuerdumping in der EU den Bereich der Unternehmens- bzw. die Gewinn- und Ertragssteuern erfasst.

2. Wir wollen die europäische Ebene für Österreich nutzen

Wir fordern die anderen Parteien auf, sich gemeinsam mit uns für eine wachs­tums­orientierte Wirtschaftspolitik einzusetzen. Die Europäische Zentralbank muss mehr für das Wirtschaftswachstum tun. Sie muss durch eine andere Geldpolitik bessere Rahmenbedingungen für mehr Arbeitsplätze in Europa schaffen.

3. Wir wollen die EU-Dienstleistungsrichtlinie völlig neu erstellen

Wir lehnen es ab, dass für Dienstleister aus anderen EU-Staaten in Österreich die österreichischen Gesetze nicht gelten sollen. Dieses „Herkunftslandprinzip“ ist unbe­dingt zu verhindern, weil es den heimischen Betrieben und den Konsumenten schwer schaden würde.

4. Wir brauchen eine Modernisierung der Infrastruktur

In Österreich ist die schlechte internationale Konjunkturlage wegen verfehlter Wirt­schafts- und Finanzpolitik der Bundesregierung besonders spürbar. Die Situation hat sich daher auch in Relation zu den meisten EU-Staaten erheblich verschlechtert. Das Wirtschaftswachstum, das in den Neunzigerjahren im Mittelfeld der EU lag, verringerte sich aber in den vergangenen Jahren weiter. Österreich liegt in den Jahren 2004 bis 2006 nur mehr auf Platz 11 der Eu-15 (lt. Frühjahrsprognose der EU-Kommission vom April 2005).

 


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