Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 109. Sitzung / Seite 159

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Insbesondere zwischen 2000 und 2004 hat sich die Position Österreichs deutlich verschlechtert. Eine ähnliche Entwicklung zeigt die Arbeitsproduktivität. Sie entwickelt sich seit 2000 schlechter als der EU-Durchschnitt, während sie sich vor der Jahr­tausendwende besser als der EU-Schnitt entwickelt hatte. Wir haben im bildlichen Vergleich die „Überholspur“ verlassen und bewegen uns zunehmend nur noch auf dem „Pannenstreifen“.

Öffentliche Infrastrukturinvestitionen zeichnen sich durch hohe direkte Nachfrage-Wirksamkeit aus. Die SPÖ tritt daher für ein Infrastrukturprogramm ein, mit dem einerseits die größtenteils aus den 80er-Jahren stammende Infrastruktur modernisiert und andererseits jene Zukunftsprojekte realisiert werden, die der Wirtschaftsstandort Österreich angesichts der neuen Herausforderungen, wie EU-Erweiterung und Glo­balisierung  benötigt.

5. Österreichs Steuerpolitik muss Beschäftigung und Wachstum fördern

Die von der Regierung per 1. 1. 2005 durchgeführte Steuersenkung erreicht zu einem erheblichen Teil die falschen Gruppen. Rund 2,5 Millionen Menschen gehen leer aus, weil sie schon bisher keine Steuern zahlten. Auch die kleinen und mittleren Unter­nehmerInnen haben von dieser Reform nichts. Sie sind meist nicht in Form einer Kapitalgesellschaft organisiert und haben meist auch zu niedrige Gewinne, dass sie durch die Steuerbegünstigung für nicht entnommen Gewinne durch „sparen im Betrieb“ einen nennenswerten Vorteil erzielen könnten. Die Kleinverdiener und der Mittelstand schauen daher durch die Finger.

Der Bundesvoranschlag des Jahres 2005 zeigt, dass die Lohnsteuer um rund 2% entlastet wird, die Körperschaftssteuer aber um rund 20% und damit um das 10-fache.

Während es für LohnsteuerzahlerInnen 2005 eine durchschnittliche Entlastung von fünf (!) Euro pro Monat gibt, zahlen die großen Kapitalgesellschaften dank der Gruppen­besteuerung  und der  handwerklich schlecht durchgeführten Körperschaftssteuersen­kung in Zukunft nirgends in Europa so wenig Steuern, wie in Österreich. Insbesondere können diese Betriebe aufgrund der Steuerreform ausländische Verluste noch einfacher mit inländischen Gewinnen gegenverrechnen und damit ihre Steuern redu­zieren.

Im Rahmen kurzfristig steuerlicher Maßnahmen ist im Hinblick auf die konjunkturelle Wirksamkeit primär auf die Verteilungswirkung zugunsten vor allem kleiner Einkommen sowie der investierenden Wirtschaft zu achten.

6. Wir wollen die Klein- und Mittelbetriebe entlasten

Die Unternehmensstruktur in Österreich ist neben der starken Bedeutung des Industriesektors von Klein- und Mittelunternehmen geprägt. Hier trägt auch der in den vergangenen Jahren stattgefundene Trend bei, größere Unternehmen zu zerschlagen. Eine klare Mehrheit der Betriebe ist als Klein- und Mittelunternehmen zu klassifizieren.

Die Eigenkapitaldeckung der Klein- und Mittelbetriebe ist als schwach zu bezeichnen. Ein großer Anteil der Betriebe mit weniger als 1 Mio. € Jahresumsatz hat sogar eine negative Eigenkapitaldeckung. Diese schlechte Ausstattung mit Eigenkapital wird für Klein- und mittlere Betriebe insbesondere in Zusammenhang mit den Regelungen von Basel II ein großes Problem darstellen.

Die Klein- und Mittelbetriebe sind für den Wirtschaftsstandort Österreich neben den bekannten Leitbetrieben von besonderer Bedeutung. Sie sichern fast 70 Prozent der Arbeitsplätze in der Privatwirtschaft und erwirtschaften 60 Prozent der Wertschöpfung. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten stellen sie einen stabilisierenden Faktor dar.

 


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