Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 112. Sitzung / Seite 150

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(Heiterkeit bei der SPÖ und den Grünen.) Man muss schon sagen – darüber gibt es ja nichts zu diskutieren –, das Kunsthistorische Museum ist unter Seipel zu einem Museum von Weltruhm geworden, mit großartigen Ausstellungen! (Abg. Öllinger: Keinen Personenkult!) Das muss auch die Opposition anerkennen. (Abg. Dr. Sonnber­ger: Nein, das wollen sie nicht!)

Eines weiß ich auch wirklich aus eigener Erfahrung, weil Herr Generaldirektor Seipel mich mit einem Sponsor bekannt gemacht hat. Das ist unwahrscheinlich, da sind 10 Millionen – damals noch – österreichische Schilling von einem amerikanischen Sponsor in die Sammlung alter Musikinstrumente geflossen. Das muss man einmal zusam­menbringen, dass man solche Sponsoren auftreibt! (Beifall bei den Frei­heitlichen und der ÖVP.) Ich glaube, drei oder fünf Stradivaris sind da nach Österreich gekommen und bleiben auch hier. Diese Leistung muss man anerkennen, und deshalb habe ich gesagt: „Nehmt alles nur in allem!“ – auf der einen Seite offensichtlich seine mangelnde Genauigkeit bei den Belegen, aber auf der anderen Seite doch seine große künstlerische Offenheit, Begabung und so weiter.

Er hat nämlich das Kunsthistorische Museum von einem Aufbewahrungsort wirklich sehr wertvoller Gemälde zu einem blühenden und interessanten Museumsstandort gemacht. (Abg. Öllinger: Und was ist mit der Saliera? Mit der Aufbewahrung?) Deshalb kommen ja die Leute nach Österreich. Die Leute kommen nicht nach Öster­reich, um sich die Belegsammlung anzuschauen – das muss uns schon klar sein (Heiterkeit bei den Freiheitlichen und der ÖVP) –, sondern sie kommen nach Österreich, um sich die Ausstellungen anzuschauen. (Ruf bei der SPÖ: Immer weni­ger!) Deshalb darf auch diese künstlerische Seite, wie gesagt, einfach nicht vergessen werden.

Ich glaube auch, wegen dieser künstlerischen Qualitäten soll man jetzt eben nicht schreien: „Abberufen! Abberufen! Abberufen!“, wie es Herr Kollege Cap gemacht hat, sondern geben wir ihm noch eine Chance (Zwischenrufe bei der SPÖ), unter verstärkter Kontrolle weiter tätig zu sein.

Da schon von Kontrolle geredet worden ist: Sie sehen, da bin ich auch teils Ihrer Meinung, denn funktioniert hat die Kontrolle nicht, meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich wundere mich wirklich – Frau Minister, ich glaube, da sind Sie mit mir einer Meinung –, dort sitzen lauter honorige Herren drinnen – es sind lauter Herren, die dort drinsitzen, es ist keine einzige Frau drinnen –, aber sie dürften offensichtlich von Kontrolle oder vom Wirtschaften nicht viel verstehen.

Der Vorsitzende ist Herr Dr. Püsböck. Er ist von der Raiffeisenkasse, und da müsste man eigentlich annehmen, dass er etwas vom Wirtschaften versteht. (Abg. Broukal: Dass er weiß, was ein Beleg ist!) Aber offensichtlich ist die Kontrolle an ihm vorüberge­gangen. (Abg. Dr. Cap: Was weiß er über die Versicherung, die Versicherung der Saliera?) Frau Minister, da muss ich mich fragen: Wieso sitzt ein Vertreter der Raiff­eisenbank in diesem Kuratorium, wenn er seine Aufgaben nicht ordnungsgemäß erfüllt? (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Ferner sitzt ein Mitglied der Hof-, Jagd- und Rüstungskammer drinnen. Ob derjenige viel von Belegen und Abrechnungen und von der Geschäftsführung versteht, frage ich mich auch. (Abg. Dr. Cap: Saliera-Versicherung!) Man müsste daher schon einmal schauen, ob das Kuratorium nicht besser zusammengesetzt werden müsste (Abg. Dr. Cap: Ausgewechselt gehört das!), um eben zu einer wirklich effektiven Kontrolle zu kommen.

Interessanterweise sagt Herr Püsböck von der Raiffeisenbank (Abg. Dr. Cap: Ver­sicherung! Uniqa!) – passen Sie doch auf, Herr Abgeordneter! –: „Wir haben Sorge, dass durch solche Prüfungen mehr Schaden als Nutzen entsteht.“ Das wundert mich


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