Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 116. Sitzung / Seite 41

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Satz gleich zu Beginn, Frau Kollegin Stoisits, bei aller Wertschätzung: Die SPÖ ist keine angeblich antifaschistische Partei, sondern sie ist eine antifaschistische Partei, das hat sie in ihrer Geschichte bewiesen! (Beifall bei der SPÖ.)

Wir verhandeln heute eine sehr sensible Materie. Die Frage des Flüchtlingswesens, des Asylbereichs ist mit einer großen, international anerkannten Tradition für Öster­reich verbunden. Ich erinnere in diesem Zusammenhang nur an die Rolle Österreichs, beispielsweise, neben anderen Fällen, im Jahr 1956, Ungarn-Aufstand, im Jahr 1968, ČSSR-Krise, im Jahr 1989, als es darum gegangen ist, am Beginn des Zerfalls des Kommunismus DDR-Flüchtlinge, die über Ungarn, über das Burgenland, mein Heimatbundesland, nach Österreich gekommen sind, aufzunehmen – Österreich hat damals eine Rolle eingenommen, die international anerkannt wurde –, bis ins Jahr 1991, Jugoslawien-Krise, Jugoslawien-Krieg, als Österreich im internationalen Vergleich und in Relation zu allen anderen europäischen Staaten eine sehr positive Rolle eingenommen hat, auch, das möchte ich dazusagen, eine starke Integrationsrolle eingenommen hat, wie man an den heutigen Zahlen erkennen kann. (Abg. Dr. Van der Bellen: Deswegen fahren sie alle zurück!)

Für die SPÖ als Partei mit einer starken humanistischen Tradition ist es gerade auf Grund dieser Markierungen, die ich angesprochen habe, auch immer klar gewesen, dass wir es für wichtig erachten, eine humane Flüchtlingspolitik im Interesse der politisch Verfolgten, die nach Österreich kommen, auch im Interesse derer, die aus humanitären Gründen nach Österreich kommen, durchzuführen und auch daran mitzu­wirken. Alles andere wäre eine Verkennung der Rolle der SPÖ in ihrer historischen Tradition.

Es steht für die SPÖ daher auch als Oppositionspartei, Herr Kollege Van der Bellen, außer Streit, dass wir versuchen, einen wichtigen und vernünftigen Beitrag zu leisten, um eine humane, menschengerechte Gesetzgebung im Asylbereich zu erreichen. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich möchte es gleich am Beginn ansprechen: Wir haben daher, als es darum gegangen ist, ein neues Gesetz zu schaffen, um die Jahreswende, innerhalb der SPÖ klar fest­gelegt, dass wir ein neues Asylgesetz mit ausverhandeln wollen, dass wir einem neuen Asylgesetz den Stempel aufdrücken wollen, dass wir unsere Handschrift erkennen lassen wollen, wenn vier Eckpfeiler erfüllt sind:

Erstens – das ist das Wichtigste –: Ein gutes Asylgesetz muss rasche und effiziente Verfahren gewährleisten, unter der klaren Voraussetzung: Wer Anspruch auf Asyl hat, soll rasch wissen, dass er in Österreich bleiben kann; wer diesen Anspruch nicht hat, soll rasch wissen, dass er das Land verlassen muss.

Zweitens: Ein modernes Asylgesetz muss natürlich allen Punkten der Flüchtlings­konvention von Genf und den Menschenrechten entsprechen. (Abg. Mandak: Das tut es aber nicht!)

Drittens: Ein effizientes, gutes Asylgesetz muss mit der österreichischen Bundesver­fassung im Einklang stehen.

Viertens – auch das wurde schon angesprochen –: Ein gutes Asylgesetz darf auch nicht die Augen vor der Realität verschließen, muss daher Asylmissbrauch, den es in der Praxis gibt – Herr Kollege Van der Bellen, Sie haben das selbst vor einigen Wochen in der Öffentlichkeit gesagt –, hintanstellen. (Abg. Dr. Van der Bellen: Eh, aber das soll man nicht verallgemeinern, und das tun Sie mit diesem Gesetz!) Und dass es Asylmissbrauch gibt, ist wohl unbestritten.

 


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