Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 117. Sitzung / Seite 32

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Sie, Frau Bundesministerin, haben in Ihren Ausführungen auf die Förderstunden-neu Bezug genommen – Sie erwähnen das immer wieder und sind wirklich sehr stolz dar­auf – und darauf, wie stark Sie Schülerinnen und Schüler unterstützen, mehr unterstüt­zen als bisher. Dabei nennen Sie immer die Gesamtzahlen. Wir haben uns einmal die Arbeit gemacht und das ausgerechnet, nur damit das wirklich alle verstehen können: Wir sprechen hier davon, dass jetzt pro Schülerin und Schüler 17 Minuten mehr zur Verfügung stehen.

Sie sagen jetzt vielleicht: Super! Also, mein Gott, mit 17 Minuten in der Woche kann man schon einiges machen, wenn man das zusammenzählt. – Es geht aber nicht um 17 Minuten in der Woche, es geht um 17 Minuten pro Schuljahr! Nur damit klar ist, von welchen Relationen wir hier sprechen, wenn die Frau Ministerin stolz auf ihre zusätz­lichen Förderstunden Bezug nimmt. (Bundesministerin Gehrer: Es brauchen ja nicht alle Förderstunden!) – Es brauchen nicht alle Förderstunden, aber 17 Minuten pro Jahr, Frau Ministerin, das ist schon eine ein bisschen sehr knausrige Sache! (Abg. Öllinger: Lächerlich! – Zwischenrufe bei der ÖVP.) Also ich würde das nicht immer so großartig in die Waagschale werfen, wenn Sie mit „verbesserten Rahmenbedingungen“ argumentieren. (Beifall bei den Grünen.)

Was glauben wir? – Wir glauben, dass Kinder die Chance haben müssen, miteinander lernen zu können, ganz gleich, ob sie jetzt Blitzgneißer sind oder solche, die ein biss­chen langsamer lernen, die ganz Gescheiten oder die ein bisschen weniger Geschei­ten, Kinder mit deutscher Muttersprache oder mit nichtdeutscher Muttersprache, Kinder mit Behinderung und Kinder ohne Behinderung – sie alle sollen die Chance haben, miteinander zu lernen.

Wir wünschen uns, dass die Kinder dort abgeholt werden, wo sie sind: mit ihrer Per­sönlichkeit, mit ihrem Entwicklungsstand.

Wir wünschen uns, dass Lehrerinnen und Lehrer entsprechende Rahmenbedingungen haben, damit sie auf die Kinder eingehen können – das wollen sehr viele, ist aber für viele nicht möglich, weil einfach viel zu viele Kinder in der Klasse sind.

Wir wünschen uns auch, dass „die Schule“ den Kindern gleiche Chancen bietet: dass es also nicht darauf ankommt, in welchem Bundesland das Kind in welche Schule geht, ob die Eltern selbst einen hohen Bildungsstand haben oder nicht – oder ob sie ein gutes Einkommen haben oder nicht.

Man kann die Dinge immer besser machen! Der letzte Satz in Ihrer heutigen Rede war meiner Einschätzung nach sehr beachtlich: Sie haben gesagt, Sie bemühen sich, es besser zu machen, und man solle nie damit aufhören. – Das freut mich! Das habe ich bisher noch sehr, sehr selten gehört. Ich habe auch nicht den Eindruck, dass das der Grundtenor Ihrer Bildungspolitik ist. Kollege Amon hat während seiner gesamten Rede­zeit darauf verwiesen, wo Österreich in den Statistiken wieder ganz super ist. Werte Kolleginnen und Kollegen, so kommen wir nicht weiter! (Abg. Dr. Baumgartner-Gabit­zer: Weil Sie es immer schlecht machen!)

Wenn es Ihr Anspruch ist, alles so sein zu lassen, dann, bitte, machen Sie die Regie­rungsbank frei! Lassen Sie uns hinauf! Wir wissen, was wir im Bildungssystem besser machen wollen! (Beifall bei den Grünen. – Lebhafte Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Es ist so!

Kollege Amon, ist bei uns alles bestens, wenn jede vierte und jeder vierte 16-Jährige nicht sinnerfassend lesen kann? – Das heißt, die Jugendlichen können zwar den Text lesen, aber sie wissen nachher nicht mehr, was sie gelesen haben. (Abg. Amon: Sinnerfassend!)

 


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