Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 117. Sitzung / Seite 33

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Ist es ganz in Ordnung, wenn Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache deutlich schlechtere Schulergebnisse aufweisen als die mit deutscher Muttersprache? – Schau­en Sie einmal, wie hoch der Anteil an MigrantInnenkindern in den früheren Sonder­schulen, jetzt Sonderpädagogischen Förderzentren, ist! Die haben aber eigentlich dort nichts verloren, sie gehören in Schulen, werden von dort abgeschoben, weil Sie mit Ihrer Bildungspolitik hilflos sind!

Eine weitere große Frage ist: In welche Schule geht das Kind? Und welchen Einfluss hat das auf den weiteren Lebensweg? Ist es für Sie in Ordnung und gut, dass 40 000 Schülerinnen und Schüler in Österreich heuer das Klassenziel nicht erreichen werden? 40 000 Schülerinnen und Schüler haben entweder einen Nachzipf oder fallen überhaupt durch! (Abg. Murauer: Können da die Kinder nicht auch Schuld haben?)

Ist es Ihrer Meinung nach in Ordnung, dass die Eltern in Österreich jährlich 100 Millio­nen € für Nachhilfe zahlen müssen? – So viel zum Thema „gleiche Bildungschancen“: Wir haben keine gleichen Bildungschancen in Österreich, solange wir solche Voraus­setzungen haben! Bitte nehmen Sie das einmal zur Kenntnis! (Beifall bei den Grünen.)

Ich möchte hauptsächlich auf Ihre Anträge, die die Nachmittagsbetreuung an Schulen und die Fünf-Tage-Woche betreffen, eingehen. – Es steht in den Materialien zum Gesetzentwurf ganz klar – ich zitiere den ersten Satz –:

„Das schulische Angebot im Bereich der Grundschule und der Sekundarstufe I“ – also der Unterstufe und der Hauptschule – „ist den zeitlichen Gegebenheiten der Arbeits­welt nicht angepasst.“ Weiters heißt es darin: „Das verpflichtende Angebot der Tages­betreuung an allen Schulen bis einschließlich der 8. Schulstufe ... werden positive Auswirkungen auf die Beschäftigungssituation von erziehungsverpflichteten Personen und damit auf den Wirtschaftsstandort Österreich insgesamt entfalten.“

Das heißt: Sie haben den vorliegenden Entwurf auf seine Auswirkungen auf die Be­schäftigung und den Wirtschaftsstandort Österreich angeschaut. Es ist ganz klar ein Gesetz, das darauf abzielt, beiden Elternteilen Erwerbstätigkeit zu ermöglichen. – Das freut uns, das fordern wir ja auch immer ein. Jetzt möchte ich gerne schauen, ob Ihnen das auch gelingt und ob es dieses Gesetz wert ist, zuzustimmen:

Ich sage Ihnen aber, Sie haben bei diesem Gesetz ganz, ganz wesentliche Dinge ver­gessen, und zwar nicht nur ein bisschen, sondern sehr viele. Es wundert mich, ehrlich gesagt, dass die SPÖ nach Asylgesetz und Zivildienstgesetz auch diesem Gesetz zu­stimmt – was auch immer die Signalwirkung dahinter sein soll. (Abg. Mag. Regler: Weil es gute Gesetze sind! – Abg. Neugebauer: Sie sind immer dafür, dass Sie dagegen sind!)

Eltern brauchen Verlässlichkeit. – Ich als Mutter muss wissen: Mein Kind hat sicher einen Betreuungsplatz! Das sichern Sie jedoch mit diesem Gesetz nicht zu, das hat man auch dann nicht! Diese Sicherheit ist deswegen wichtig, weil ich ja meinen Ar­beitsplatz darauf abstimmen muss! Mein Arbeitgeber oder meine Arbeitgeberin ver­langt sehr wohl, dass ich eine verlässliche Arbeitnehmerin bin, ich jedoch habe keine Sicherheit, dass mein Kind gut betreut wird. Das heißt, alles, was da schief geht, geht auf Kosten der Eltern schief. Diese müssen das ausbaden, diese müssen dann schauen, wie sie zu Lösungen kommen. Natürlich geschieht das in diesem Fall auf dem Rücken der Eltern! (Abg. Schiefermair: Es sind immer die Eltern zuständig!) – Nein, das ist nicht klar, dass es immer die Eltern sein müssen! (Abg. Schiefermair: Nein! Die Eltern sind zuständig!) Absolut nicht!

Geben Sie den Eltern einen Rechtsanspruch auf Tagesbetreuung! (Beifall bei den Grünen. – Abg. Rädler: Ist der Staat für alles zuständig?)

 


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