Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 117. Sitzung / Seite 35

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Ich rate Kollegin Mandak, über den Sommer nachzurechnen, wie viele Minuten, För­derminuten, herauskommen, wenn Sie davon ausgeht, dass nicht jeder Schüler/jede Schülerin Förderunterricht braucht – dann sind es nämlich mehr. (Beifall bei der ÖVP.)

Genauso rate ich ihr, einen internationalen Vergleich anzustellen, zum Beispiel mit dem PISA-Sieger Finnland, der weniger für Bildung und mehr für Abfangjäger aus­gibt. – Also: Der internationale Vergleich macht uns auch da sicher, ebenso wie der Vergleich mit der Steuerreform! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Frei­heitlichen.)

Meine Damen und Herren! Das Bildungs-, Schulpaket antwortet auf gesellschaftspoli­tische Veränderungen. Wir könnten sagen, Schule bleibt damit in Bewegung und geht so in die richtige Richtung. Die Abschaffung der Zweidrittelmehrheit für die Mehrheit der Schulgesetze war eine richtige und wichtige Entscheidung, sodass wir heute, wie wir sehen, mit großer Zustimmung, nicht genötigt durch die Verfassungsmehrheit, wichtige Veränderungen beschließen und damit auf internationale Veränderungen ant­worten können. Die internationalen Veränderungen werden sein, sich noch stärker Vergleichen zu stellen: OECD, PISA, TIMS und so weiter. Die Schule wird sich auch künftig mehr der Erwerbstätigkeit von Vätern und Müttern stellen müssen. Das sehen wir positiv, erachten wir als positiv und nicht sozusagen nur als notgedrungene Konse­quenz aus dieser Entscheidung.

Lange Zeit hat die Sozialdemokratie Arbeit als Leid und als Knechtschaft erlebt und daher gesagt, es sei nicht gut, wenn die Frauen arbeiten. (Zwischenruf bei der SPÖ.) Jetzt kommt man darauf, Frauen sehen auch in der Arbeit Entfaltung, Autonomie, Selbstgewinnung, Selbstdefinition. Das soll auch im Verbund von Familie, von Vater, Mutter, Kind, möglich sein.

Künftig wird es auch darum gehen, die Frühförderungseinrichtungen wie den Kinder­garten stärker in den Blick zu nehmen. Im 19. Jahrhundert ursprünglich als Wohlfahrts­einrichtung errichtet, ist er jetzt ganz sicher zur Bildungseinrichtung geworden. Und wenn wir beim Ballungsraum sind und die Kinder mit Migrationshintergrund ansehen, dann kann man nur die Unterstützung der Forderung der ÖVP-Wien verlangen, näm­lich das letzte Kindergartenjahr vor der Schule gratis zu machen, vor allem im Bal­lungsraum, um den Kindern mit sprachunterentwickelten Niveaus, mit geringen Deutschkenntnissen die Chance zu geben, im Kindergartenverbund hier die Unter­richtssprache zu erlernen, und es nicht scheitern zu lassen möglicherweise an der Kin­dergartengebühr, an den Kindergartenbeiträgen. Also absolute Unterstützung für diese Maßnahme, die modern und zukunftsorientiert ist. (Beifall bei der ÖVP.)

Das, was wir trotzdem noch brauchen, ist die Forcierung der Bildungsforschung. Auch hier wird mit dem Schulpaket ein weiterer wichtiger Schritt gesetzt. Wir wissen noch zu wenig über bestimmte Phänomene im Schul- und Unterrichtsgeschehen, und wir müs­sen diese Erkenntnisse bündeln und stärker für die politische Entscheidung vorberei­ten.

Was sicher noch dazukommt, ist die Erweiterung des Arbeits- und Aufgabenspektrums der Schule selbst. Was pädagogische Nachmittagsbetreuung ist, ist nicht das, was früher wohlfahrtsstaatliche Aufbewahrung war, sondern ist hochwertige Freizeitpäda­gogik, ist hochwertige pädagogische Lernhilfe und muss nicht gleich Unterricht im klas­sischen Bild sein – siehe Ganztagsschule! Auch in einer pädagogisch hochwertigen Nachmittagsbetreuungsvariante kommen Kinder auf ihre Rechnung. Das bestätigen nicht nur die Umfragen, wenn die Eltern selbst gefragt werden, sondern das sagen auch die Wissenschaft und die Forschung.

Schließlich geht es um die Steigerung der Unterrichtsqualität und weniger um die Ver­änderung der Unterrichtsorganisation. Auch da sind wir in unserem Urteil sicher, weil


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