das sowohl die Erfahrung im internationalen Bereich sagt als auch die Wissenschaft und die Forschung. Die OECD hat erst kürzlich wieder darauf hingewiesen, dass in multikulturellen, in pluralen, vor allem städtischen Gesellschaften ein Einheitsschulmodell nicht die richtige Antwort ist. Wir liegen auch in Österreich mit unserem differenzierten Modell auch in dieser Hinsicht richtig. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
Meine Damen und Herren! Wo wir auf der Basis des Schulpaketes besonders in Wien ansetzen müssen, und die Fragen der Schulförderung und der Sprachförderung sind im Wesentlichen Probleme der urbanen Räume: 40 Prozent der Schulanfängerinnen und Schulanfänger in Wien beherrschen die deutsche Sprache nicht. Und wenn Sie die Hauptschullehrerinnen und Hauptschullehrer fragen, dann sagen sie, in einem noch viel zu hohen Ausmaß empfinden die Hauptschüler die Schule als „Wärmestube“ und nicht als Lernstätte, nicht als Bildungseinrichtung. Dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn in Wien die schlechtesten PISA-Ergebnisse, was die Schulleistungen, was die Leseleistungen anlangt, offenkundig werden.
Also ich frage mich, was Wien mit den Sondermitteln macht, die über den Finanzausgleich hinaus Wien gegeben werden: 2 Millionen €, eine gar nicht so kleine Summe. In diesem Bereich könnten diese Mittel eingesetzt werden. Ich frage mich, warum Wien nicht längst evaluiert hat, was die Integrationsmaßnahmen, was die bisherigen Sprachfördermaßnahmen erbracht haben. In allen Punkten wird von der Opposition verlangt, jeden kleinen Schritt zu evaluieren und zu protokollieren – aber hier gibt es offenbar ein Blindsein auf dem linken Auge. (Beifall bei der ÖVP.)
Das ist eine besorgniserregende Entwicklung. – Und wenn wir schon bei Wien sind: Die überproportional höchste Zahl an Repetenten gibt es in Wien, in allen Schulstufen! Da kann ich doch nicht sagen, dass die Kinder – unter Anführungszeichen – „dümmer“ sind, die Lehrer unfähiger sind oder sonst etwas! Wo liegt es hier in den Wiener Schulen im Argen? (Rufe bei der SPÖ.) Sie kriegen dasselbe Geld wie alle anderen plus einer Sonderdotation, und trotzdem gibt es dieses unbefriedigende Ergebnis. Vielleicht sollte sich die Wiener Schulbehörde auch dazu Gedanken machen.
Übrigens: Nachmittagsbetreuung. Der Bund ist auch in diesem Bereich in Wien Vorreiter: Nachmittagsbetreuung gibt es in 59 Schulen von 87, inklusive der 15 privaten, die alle Nachmittagsbetreuung anbieten, während es bei den Pflichtschulen überhaupt nur ein Drittel ist, das Nachmittagsbetreuung anbietet, und davon wieder nur ein Drittel die Ganztagsschulform, weil es dort die Eltern auch so wollen, die verschränkte Form mit Unterricht und Freizeit am Nachmittag. Das heißt, offenbar ist auch Wien hier anders: Einerseits wird mehr vom Bund verlangt als selber geleistet, und andererseits muss in den Leistungen und in den Niveaus noch einiges nachgeholt werden. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Brosz.)
Meine Damen und Herren, wir müssen uns auch fragen, wie wir uns den internationalen Vergleichen, die ich schon angesprochen habe, stellen werden. Wenn wir künftig bei PISA und TIMS besser abschneiden wollen, dann müssen wir unsere Lehrpläne und unsere Unterrichtsarbeit auch stärker auf diese Erfordernisse abstellen, damit wir nicht an etwas gemessen werden, was wir nicht geübt und gearbeitet haben. Zum anderen – das ist eine Einladung für das nächste Schulpaket und für die nächste Schuldiskussion hier – sollten wir uns schon fragen, ob die europäische Vorstellung von Bildung mit PISA vollwertig abgefragt wird, ob unser Vorreitersein in Europa vom Gymnasium bis zur Lehrlingsausbildung mit dem, was die internationalen Standards sind, auch erfasst wird. Ich lade Sie alle ein, nachzudenken, ob unser Verständnis von Bildung, wenn Sie bei Humboldt beginnen und meinetwegen bei den modernen Pragmatikern und Pragmatisten enden, das ist, was mit den internationalen Standards er-